Interview

Matija im Interview: Niemals aufhören, den Träumen nachzujagen

Von der Schulband zu einer der trendigsten Indie-Pop-Bands unserer Zeit: Das ist die Geschichte von „Matija“. Die drei Münchener Jungs begeistern ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mit englisch- und französischsprachigen Songs, Texten mit Tiefgang und hypnotischen Klängen, die selbst eine Blockflöte nicht fehl am Platz wirken lassen. Im Oktober veröffentlichten sie ihr neues Album „byebyeskiesofyesterday“. Im Interview beantwortet der 25-jährige Matija Kovac Fragen, die wohl jeden Fan des „enfant terrible“ brennend interessieren dürften.
Laura Wilks, funky-Jugendreporterin

Wie kam es zur Gründung der Band?
Wir haben während der Schule mit der Musik angefangen. Eigentlich deshalb, weil ich große Lust hatte, eine Nirvana-Coverband zu gründen.

Seit dem Beginn eurer Karriere hat sich einiges verändert. Der Bandname wurde von „The Capitols“ zu „Matija“ geändert. Johann, der als der absolute Songwriter unter euch bekannt war, stieg 2019 aus. Inwieweit prägten diese Einschnitte eure Musik und Gruppendynamik?
Wir haben nach Johanns Ausstieg angefangen, Sachen zu dritt zu schreiben und auch nur noch zu dritt live gespielt. Klar variiert die Gruppendynamik je nach Mitgliederanzahl, aber ich glaube, dass wir uns in eine ganz spannende Richtung entwickelt haben. Johann geht gleichzeitig seinen eigenen Weg, der total spannend ist.

Ihr seid ja schon sehr unterschiedliche Charaktere. Matija, der geborene Entertainer, Sami, das Technik-Ass, und Jan, der Intellektuelle. Fördert das nicht ein gewisses Konfliktpotenzial? Inwiefern profitiert ihr von diesen Unterschieden?
Ich glaube, in jeder guten Gruppe muss es auch ein bisschen Konfliktpotenzial geben. Wenn alle Leute das gleiche feiern, finde ich es persönlich ein bisschen langweilig. Es ist cool, dass wir unterschiedlich sind und uns dadurch gegenseitig immer wieder neue Sachen zeigen und beibringen können. Natürlich eckt man dadurch auch in einigen Dingen an. Am Ende des Tages ist es jedoch ein großer Vorteil, da man deutlich breiter aufgestellt ist.

Mit euren Liedern begeben sich Zuhörer auf eine emotionale Reise. Spiegeln die Songs eure persönlichen Prozesse wider?
Ich denke, dass alle unsere Songs von unserer Stimmung beeinflusst wurden. Wir stecken unglaublich viele Emotionen in unsere Songs, die Komposition ist immer irgendwo auch eine Reise zu sich selbst.

Durch ungefilterte Emotionen erschafft ihr ein Verbundenheitsgefühl. Wollt ihr so Hörern Mut in schweren Zeiten machen?
Es ist für uns das Wichtigste, mit unserer Musik etwas auszulösen. Wir legen uns aber nicht darauf fest, dass wir bei den Zuhörern bestimmte Emotionen auslösen wollen. Es ist uns aber lieber, wenn jemand auf unserem Konzert sagt: „Es hat mich einfach unglaublich unglücklich gemacht“, und nicht: „Ich fand es ganz ok“. Wir mögen polarisierende Emotionen. Eine Reaktion beim Zuhörer wünscht sich, glaube ich, jeder Musiker und jede Musikerin.

Das Thema Liebeskummer kommt bei euch nicht zu kurz. Welchen persönlichen Stellenwert hat Liebe in deinem Leben?
Eigentlich befassen sich maximal vielleicht zehn Prozent unserer Songs mit der Liebe. Bei manchen Formulierungen kann man das Liebesthema auch hineininterpretieren. Natürlich hat Liebe schon einen hohen Stellenwert in meinem Leben, ähnlich wie bei vielen anderen Menschen. Außerdem bin ich der Überzeugung, dass dieses Thema einen hohen Stellenwert und Identifikationsgrad hat, seitdem es Liedtexte überhaupt gibt.

Man muss das machen, was einem gut gefällt. Ob das jetzt BWL, Musik machen oder Döner verkaufen ist – es ist egal.

Matija Kovic über seine Erkenntnis, wie man glücklich werden kann.

Auch Gesellschaftsdruck und Existenzkrisen sind zentrale Themen. Wie gehst du mit Druck und Kritik um?
Ich bin immer sehr dankbar für Kritik. Irgendwo mag ich es, Druck zu haben, und kann gut in Drucksituationen arbeiten. Unter Druck bringt man Dinge zu Ende. Nur bin ich auch sehr schnell frustriert – und damit kann ich nicht gut umgehen. Ich arbeite aber daran. Unser Song „Absolutelynothing(today)“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir heutzutage in einer Gesellschaft leben, die stark leistungsorientiert ist. Man muss ständig abliefern. Der Song kann als das Statement gedeutet werden, dass es absolut okay ist, auch einfach mal nichts zu machen.

Das Kind in sich auszuleben kommt in unserer Gesellschaft viel zu kurz. Deutet „Song for Celine“ auf eine gewisse kindliche Sehnsucht hin?
Ich glaube, dass viele Menschen zu schnell erwachsen werden. Wenn wir uns Dinge aus unserer Kindheit beibehalten, können wir davon unser Leben lang profitieren.

Ihr plädiert für mehr Gefühl und weniger Verstand. Welche Erfahrungen prägten dich in unserer Leistungsgesellschaft, sodass du zu dieser Erkenntnis kamst?
Am nachhaltigsten geprägt hat mich die Entscheidung, nach dem Abi jeden Tag vier Stunden Musik zu machen und nicht auf Reisen zu gehen oder sofort mit dem Studium anzufangen. Alle haben uns angeschaut, als wären wir wahnsinnig geworden. Nach einigen Jahren erzählten ein paar der Leute, die uns früher kritisch beäugten, sie hätten inzwischen den dritten Studiengang angefangen und wüssten einfach nicht genau, was sie machen sollen. Für mich führte das zu folgender Erkenntnis: Es gibt einfach nicht das eine Rezept, mit dem man bis an sein Lebensende glücklich und zufrieden wird. Man muss das machen, was einem gut gefällt. Ob das jetzt BWL, Musik machen oder Döner verkaufen ist – es ist egal.

Inwieweit merkst du Unterschiede zwischen der Studioproduktion und dem Produzieren zuhause?
Zuhause produziere ich meistens alleine. Ich bin mein eigener Meister und kann machen, was ich möchte. Es macht sehr viel Spaß. Manchmal ist es jedoch nicht ganz so produktiv. Ich drifte dann schon mal ab und mache anderes Zeug. Im Studio ist die Stimmung einfach fokussierter und konzentrierter. Die Zeit im Studio kostet und man kann nicht wie zu Hause den ganzen Tag Kaffee trinken. Ich würde sagen, dass eine ist der Umsetzungsort der Ideen des anderen Ortes.

Die Blockflöte als Instrument ist ja eher eine Seltenheit in eurem Genre. Wieso behaltet ihr es trotzdem bei?
Gerade deswegen. Es gibt keine mir bekannte andere Indieband, die Blockflöte spielt. Außerdem spiele ich mittlerweile seit 20 Jahren Blockflöte und glaube kann behaupten, dass ich das ganz gut mache. Ein barockes Instrument in moderne Indie-Klangwelten zu integrieren macht einfach Spaß und ist irgendwo etwas Einzigartiges.

Deine Lebensphilosophie in drei Worten?
Mach dein Ding!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.