Interview

Hinter den Kulissen des „Geheimen Gartens“

Seit dem 15. Oktober flimmert „Der geheime Garten“ in den deutschen Kinos über die Leinwand und entführt seine Zuschauer in die geheimnisvolle Welt zwischen Traum und Wirklichkeit. Ob nun alt oder jung: Für eine Entdeckungsreise zum inneren Kind ist es nie zu spät. Mithilfe der Visualisierung des heilsamen Wesens der Natur und der Beobachtung grundlegender, psychologischer Phänomene regt der Film zur produktiven Innenschau an. David Heymann, der unter anderem auch die legendären Harry Potter-Filme produzierte, aber auch Darsteller wie die 14-jährige Dixie Egerickx verhelfen dem Film durch unverkennbares Talent zu einer atmosphärischen Authentizität.
Laura Wilks, funky-Jugendreporterin

Wir haben die vielversprechende Jungschauspielerin zu der Erfahrung befragt, Seite an Seite mit internationalen Filmgrößen an einem so großen Filmprojekt mitzuwirken. „Es war eine tolle Erfahrung mit Schauspielern wie Colin Firth zu arbeiten. Alles in allem war es ein großartiges Team und meine bisher wohl schönste Filmerfahrung“, berichtet sie. Im Gegensatz zu vorherigen Filmprojekten wie „The little Stranger“ oder „Patrick Melrose“ sei „Der geheime Garten“ ihre bisher intensivste Filmerfahrung gewesen, da sie in fast jeder Szene zu sehen war.

Eine Schauspielausbildung hat die 14-Jährige abgesehen von ihrer Praxiserfahrung bis dato nicht. Im Alter von acht Jahren entdeckte eine Agentin sie während ihrer Suche nach Nachwuchstalenten zufällig. Seitdem geht Dixies Karriere steil bergauf: Sie portraitiert anspruchsvolle, komplexe Charaktere und arbeitet seit ihrem ersten Tag am Filmset mit preisgekrönten Produzenten und Schauspielern zusammen.

Eindrucksvolle Drehorte

Auf Specialeffects wurde im Film größtenteils bewusst verzichtet. Stattdessen wurden die Drehorte an die die schönsten naturbelassenen Gärten und Schlossanlagen des Vereinigten Königreiches verlagert. „Der Trebah Garden mit seinen mannshohen Mammutblättern, unter denen ich hindurchwandern konnte, war mein Favorit“, schwärmt Dixie. Auf dem Land und mit einer Floristin als Mutter aufgewachsen zu sein machten sie schon früh zu einer Naturliebhaberin. Musikalisch untermalt wird der authentische Zauber durch Dario Marianelli, der unter anderem die Musik für Stolz und Vorurteil komponierte.

Die Geschichte

Frances Hodgson Burnetts 1911 veröffentlichter gleichnamiger Roman „Der geheime Garten“, auf dem der Film basiert, zählt zu den absoluten Lieblinsgbüchern der passionierten Leseratte Dixie. Bereits mit sieben Jahren hätte sie es zum ersten Mal gelesen, erzählt sie munter. Zeitlich lässt sich die Geschichte unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg einordnen. Der jungen Mary Lennox, welche durch Dixie verkörpert wird, mangelt es nicht an Vorstellungskraft und Potenzial.  Im Alter von 10 Jahren verlor sie im indischen Exil im Zuge einer Cholera-Epidemie ihre Eltern. Durch frühere Vernachlässigung und den Verlust wird sie zu einem frühreifen, hochnäsigen Kind, das verzweifelt nach Aufmerksamkeit sucht. Nachdem das Waisenkind verwahrlost aufgefunden wurde, verschifft man sie zu ihrem griesgrämigen Onkel Archibald Craven (Colin Firth) nach Großbritannien. Dieser lebt dort mit seinem körperlich behinderten Sohn Colin (Edan Hayhurst) und seinen Angestellten auf dem düsteren Landgut Misselthwaite Manor. Dort angelangt wird das traumatisierte Mädchen von der strengen Haushälterin Mrs. Medlock (Julie Waters) empfangen. Einziger Lichtblick ist Marys Leidensgenosse Colin. Dieser ist jedoch größtenteils bettlägerig und versinkt in der Düsternis des riesigen Schlosskomplexes. Allein Mary hilft ihm dabei, die Dunkelheit zu durchbrechen und in schönere Welten zu entfliehen.

In ihrer Einsamkeit sucht sie Zuflucht in der Natur. Auf einer ihrer Touren entdeckt sie einen geheimen Garten. Unter dessen beruhigendem Einfluss gelingt es Mary nun, ihr verloren geglaubtes Urvertrauen wiederzuentdecken.

Ich wünsche mir, dass in unserer leistungsgesteuerten und naturentwurzelten Gesellschaft alle wieder mehr zueinander finden. Weniger Hass und mehr Nächstenliebe.

Dixie Egerickx über ihren Wunsch abseits des Film-Sets.

Herausforderungen des Charakters

Dixie portraitiert also ein junges Mädchen, das frühzeitig mit Tod und Verfall konfrontiert wurde – eine durchaus anspruchsvolle Rolle. „Durch die intensiven Proben mit den anderen Schauspielern fiel es mir leichter, die Rolle anzunehmen, aber auch, die Gefühle mit dem Drehschluss wieder loszulassen“, erklärt sie.

Im Film sagt Mary zu Beginn „Ich bin kein Kind!“ und besteht darauf, wie eine Erwachsene behandelt zu werden, da ihr Bedürfnis zu spielen und frei zu sein immer gemaßregelt wurde. Trotz einiger Privilegien hat sie noch nie wahre Zuneigung erfahren. „Mary ist ein sehr komplexer Charakter. Man sollte nie vergessen, dass alle von uns manchmal einsam sind und sich unser Wesen dadurch sehr verändern kann“, teilt Dixie ihre Erfahrungen mit der Rolle. Und auch wenn die junge Schauspielerin selbst ein lebensfroher Mensch ist, kann sie diese Facette an Marys Charakter gut nachvollziehen. Dem Prädikat „Kind/kindlich sein“ wird – bezogen auf Erwachsene – nicht selten eine negative Bedeutung beigemessen. Im Film jedoch wird, verkörpert durch Marys Transformation, bewusst auf den positiven Mehrwert der Charakterzuschreibung hingewiesen. Freundschaft, Selbstliebe und die heilende Kraft der Natur werden als Quintessenz des 99-minütigen Films hervorgehoben. „Ich wünsche mir, dass in unserer leistungsgesteuerten und naturentwurzelten Gesellschaft alle wieder mehr zueinander finden. Weniger Hass und mehr Nächstenliebe“, wünscht sich Dixie. Auch sie scheint also durchaus von der Thematik des Films profitiert zu haben.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.