Streamingdienst „Behind The Tree“: Von der Festivalperle bis zum B-Movie

„Behind The Tree“ ist der erste Streamingdienst für europäische Arthouse- und Independentfilme. Statt profitfokussierten Blockbustern findet man hier alternative Produktionen mit Herzblut, denen aber ebenso Aufmerksamkeit und eine Plattform gebührt.
Von Laura Wilks, funky-Jugendreporterin

Netflix, Amazon Prime & Co. stellen eine große Bandbreite an Blockbustern und Hollywood-Serien zur Verfügung. Wonach man jedoch häufig vergeblich sucht, sind Arthouse- und Independent-Produktionen. Diese Lücke bemerkten Frederick Lau, Nicolás Solar Lozier und die IT-Firma Cromatics. Seit 2017 arbeiteten sie gemeinsam daran, eine Plattform mit derartiger Filmkunst aus Eigenkapital aufzubauen. Lau und Lozier haben als Schauspieler und Filmemacher einen direkten Bezug zur Filmwelt. Ihr Anliegen bei „Behind The Tree“: junge Filmemacher zu unterstützen und dem Arthouse-Film die fehlende Plattform zu bieten. Nach drei Jahren harter Arbeit wird ihr Herzensprojekt „Behind The Tree“ nun zum Leben erweckt.

Durch die Digitalisierung und Kommerzialisierung der Branche sei ein wichtiges Stück der filmischen Erfahrung verloren gegangen, so Lau und Lozier. Bislang hatten Arthouse-Filmemacher keine Möglichkeit, ihre Werke der breiten Masse zu zeigen. „Behind The Tree“ füllt nun diese Marktlücke und zielt primär darauf ab, Werte neu zu zentrieren, um bei allen Involvierten für faire Bedingungen zu sorgen und Arthouse-Liebhabern den Zugang zu Filmen mit künstlerischem Anspruch zu erleichtern. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Streamen von Filmen. Die Nutzer können aber zusätzlich auf zwei Podcasts zugreifen: „Behind The Tresen“ gibt dem Zuhörer intime Einblicke in den Alltag der Film-Kuratoren. Der Hörer begleitet sie in ihre Lieblingskneipen, wo Filmempfehlungen und Alltagstipps ausgetauscht werden. „Woodtalks“ beleuchtet in Kooperation mit „FirstSteps“, der Plattform der deutschen Filmakademie, den künstlerischen Aspekt des Films. Außerdem gibt es einen Merchshop und das Instagram-Format „Stammtisch“ – an künstlerischem Output mangelt es also nicht.

Hinter dem Streamingdienst stehen Menschen, für die Filme ein Teil ihrer Identität sind. Durch die persönlichen Filmempfehlungen von Kuratoren wie Jessica Schwarz oder Trystan Pütter wird der User durch das Angebot geleitet und kann sich an den Präferenzen seines Lieblingsdarstellers orientieren. Verschiedene Kunstszenen inspirierten die Plattform, Musik- oder Fashiontrends halfen dabei, eine ganz eigene DNA zu kreieren, die sich an der jeweiligen Stadt oder auch kulturellen Einflüssen orientiert. Daher ist „Behind The Tree“ nicht nur eine Liebhaberplattform, sondern will auch konsumentenorientiert sein. Dabei ist „Klasse statt Masse“ die Devise: „Bei Arthouse-Filmen gehen alle involvierten Parteien tief in die Materie. Man kratzt nicht nur an der Oberfläche, sondern wird auf eine ganz andere Art und Weise berührt“, erklärt Lau, und erläutert weiter: „Kunst darf nie vergessen werden, sonst ist die Welt nur noch grau, linear und langweilig. Und Film ist Kunst – wir müssen für die Gleichberechtigung und Wertschätzung dieser Kunstform kämpfen. Ansonsten stirbt der Film.“

Hier geht’s zur Streamingplattform: www.behindthetree.de

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.