Interview

Jasmine Thompson: „Ein melancholischer Unterton wird mir immer anhaften“

Jasmine Thompson ist längst keine Newcomerin mehr. Seit „Sun Goes Down“ wird sie international gefeiert. Dennoch markiert ihre aktuelle Musik einen Neubeginn.
von Ronja Buchin

Alles begann auf YouTube, wo die Coversongs der jungen Britin viral gingen. Es folgten Produktionen mit weltbekannten DJs, die mit Gold- und Platin-Auszeichnungen veredelt wurden. Der vielleicht bekannteste ist „Sun Goes Down“ mit Robin Schulz. Nun konzentriert sich die inzwischen 19-Jährige auf eigene Songs. Gerade hat sie mit dem weltbekannten DJ und Produzenten Zedd „Happy“ rausgebracht. Die nächsten Projekte sollen aber etwas anders werden, wie sie im Interview verrät.

Dein YouTube-Kanal, den du im Alter von zehn Jahren gestartet hast, trug den Namen TantrumJas (dt.: Wutanfall-Jas). Warum?
Als ich kleiner war, hat mich der Freund meiner Mutter immer ein wenig geneckt und Späße darüber gemacht, dass ich ein kleines Wut-Problem hätte. Ich glaube zwar nicht, dass ich viel launischer als andere Kinder war, aber es war einfach seine Art, mich zu triezen. Deshalb dachte ich, es wäre doch witzig, mich TantrumJas zu nennen.

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Deine YouTube-Karriere ging wegen deiner Covers außergewöhnlich tiefgründiger Songs steil bergauf. Was sind heute musikalische Inspirationen und Einflüsse für deine eigene Musik?
Mitunter hat sich nicht viel geändert. Genau wie früher bin ich noch immer großer „Florence and the Machine“-Fan. Es gibt aber natürlich heute auch viele neue Künstler, die mich inspirieren. Billie Eilish zum Beispiel oder der großartige Newcomer Jacob Collier. Ich liebe es, neue Musik zu finden. Das ist dank Streamingdiensten auch so einfach geworden.

Die Künstler, die du als Inspirationen genannt hast, sind alle eher für ihre melancholische Musik bekannt, wie auch du selbst. Trifft das deinen Geschmack?
Ja, definitiv. Generell habe ich sehr viel für emotionale und eben auch melancholische Musik übrig und auch meine eigene Musik gehörte immer mehr zur traurigen Kategorie. Aber privat höre ich trotzdem sehr gerne fröhliche Musik, weil ich im Moment einfach sehr glücklich bin. Ich versuche aktuell auch, etwas hoffnungsvoller und positiver zu werden, was Atmosphäre und Texte meiner Musik angeht. Aber der melancholische Unterton wird mir und meinem Musikgeschmack wohl immer anhaften. (lacht)

Hast du schon immer von einer Musik- beziehungsweise Showbiz-Karriere geträumt? Oder gibt es noch andere persönliche Ziele?
Schon als ich acht Jahre alt war, habe ich von einer Karriere als Musikerin oder Sängerin geträumt. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass ich in zehn Jahren oder so mal etwas anderes ausprobieren möchte, vielleicht erst einmal nebenbei, damit es mich nicht gänzlich von meiner Musik ablenkt. Es gibt wirklich so viele Dinge, die ich gerne noch lernen würde, allein schon im musischen Bereich. Produzieren, weitere Instrumente erlernen und, und, und. Vielleicht entdecke ich aber auch das Gärtnern für mich. Wer weiß das schon?

Findest du es gut, wie sich dein Leben durch den Erfolg gewandelt hat?
Ja, schon. Ich bin sehr dankbar für meine bisherige, wundervolle Reise und jeden, der mich und meine Arbeit unterstützt. Daher habe ich nämlich die Möglichkeit, jetzt und in Zukunft weiterhin Musik zu machen, was für mich die Hauptsache ist. Ich finde die Gewissheit toll, dass ich mich dank meiner Erfolgsgeschichte mindestens die nächsten paar Jahre dem Musizieren hingeben kann. Außerdem haben sich dadurch natürlich viele Türen geöffnet und ich konnte viel von der Welt sehen.

Ich kann es kaum erwarten, wieder zurück ins normale Leben zu finden und alles Geplante in Angriff zu nehmen

Jasmine Thompson über die kommende Zeit

Kürzlich hast du „Funny“ veröffentlicht, eine Kollaboration mit dem Grammy-ausgezeichneten DJ Zedd. Das Musikvideo ist ziemlich witzig. Man sieht dich am Computer sitzen. Du chattest mit deinem Ex, bläst Trübsal. Dann kommt eine Nachricht von Zedd, der fragt, ob du dir vorstellen könntest, mit ihm an einem Song zu arbeiten. Ist es wirklich so passiert, wie es der Clip zeigt?
Na ja, also jedenfalls haben wir das Video darauf basiert, wie unser Kennenlernen tatsächlich verlaufen ist. Zu der Zeit war ich in Los Angeles und sang bereits meine Vocals für „Funny“ ein. Ursprünglich sollte der Song eher akustisch geprägt sein. Die Produzenten schickten Zedd die Aufnahmen, weil sie vorher schon mit ihm gearbeitet hatten und dachten, meine Idee könnte ihm gefallen. Und so war es dann auch. Wir wollten die Kollaboration am liebsten sofort ausarbeiten, jedoch konnten wir uns nicht wirklich treffen aufgrund von Corona. Das Musikvideo zeigt also ganz gut, wie wir die gemeinsame Arbeit am Song bewerkstelligen mussten. Es hatte sehr viel mit FaceTime, Textnachrichten und Screenrecording zu tun, weil ich wieder in London und er in LA war. In dem Video wollten wir zeigen, wie wir als Musiker auch von zu Hause aus zusammenarbeiten und trotzdem viel Spaß haben können. Die Anekdote, dass Zedd meine Telefonnummer von Lewis Capaldi bekommen hat, stimmt aber nicht. Auch wenn ich mir das vielleicht wünschen würde. (lacht)

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Was sind deine Pläne für die nächsten Projekte? Demnächst würde ich gerne mal ein Duett aufnehmen. Ich habe schon ein paar Duetts gepostet, vor Kurzem erst habe ich zusammen mit Sabrina Carpenter „Sign of the Times“ von Harry Styles gecovert. Aber eben noch nie etwas Eigenes. Ich würde es total cool finden, einen Song mit einem anderen männlichen oder weiblichen Sänger zu kreieren. Klar habe ich schon mehrere Produktionen mit anderen Künstlern, aber das waren meistens DJs und somit gab es keine zweite Gesangsstimme. Aber erst einmal freue ich mich darauf, wieder Shows aufführen zu können. Die Lockdown-Zeit war eher weniger inspirierend. Seit ungefähr einem Jahr arbeiten mein Team und ich an neuen Songs. Wir haben gerade wieder mit Sessions begonnen, soweit es möglich war. Ich denke, dass wir bald etwas Neues rausbringen werden. Hier in London sieht es so aus, als würde sich die Corona-Situation etwas entspannen, und daher ist unsere Hoffnung groß, dass wir so bald wie möglich Wege finden, wieder Shows aufführen und vielleicht sogar touren zu können. Ich schätze es sehr, dass ich als Musiker auch gut zu Hause arbeiten konnte, kann es aber trotzdem kaum erwarten, wieder ins normale Leben zu finden und das Geplante in Angriff zu nehmen.

5 funky Fakten über die bisherige Karriere von Jasmine Thompson

  • Jasmine Thompson wuchs in London auf.
  • Ihre Stimme brachte ihr im Alter von 13 Jahren einen Majorlabel-Vertrag mit Atlantic Records ein.
  • „Sun Goes Down“ mit Robin Schulz fuhr diverse Gold- und Platin-Auszeichnungen ein.
  • „Ain’t Nobody (Loves Me Better)“ mit Felix Jaehn eroberte Platz 1 der deutschen Charts und erhielt 2-fach Platin.
  • Zusammengenommen wurden ihre Songs bis heute bereits 3 Milliarden Mal gestreamt.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.

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