130 Bewerber binnen weniger Stunden: Warum WG-Castings die Hölle sind

WG Casting Kennenlernen
Wie soll man einen Mencshen innerhalb weniger Minuten wirklich einschätzen können?
In wenigen Wochen geht unsere Autorin für ein Semester ins Ausland. Sie dachte, die Vorbereitungen dafür würden stressig werden. Die tatsächliche Herausforderung war jedoch, jemanden zu finden, der so lange in ihrem WG-Zimmer wohnt.

Zusammen mit meinen Mitbewohnern habe ich mein Zimmer auf „WG-gesucht.de“ eingestellt. Wir freuten uns schon auf die netten Castings mit netten Leuten und auf die Geschichten, die sie zu erzählen hätten. Neue Menschen kennenlernen schadet ja nie. Binnen weniger Stunden war mein Postfach völlig überfüllt. Mehr als 130 Bewerbungen waren eingegangen. Mit einem solchen Ansturm hatten wir nicht gerechnet. Sofort nahmen wir das Inserat wieder raus.

Es war ein wirklich blödes Gefühl, so viele Anfragen zu lesen und innerhalb von wenigen Minuten entscheiden zu müssen, wen man aufgrund des ersten schriftlichen Eindrucks zum Casting einlädt. Aber wie hätten wir es anders machen sollen? Wir konnten ja schlecht 100 Leute in die Wohnung holen. Fast alle Bewerberinnen und Bewerber hatten ausführliche Texte mit Fotos und Links zu ihren Social-Media-Kanälen geschickt. Ich kam mir vor wie ein Angestellter einer Headhunting-Firma. Dabei ging es doch nur um mein kleines Zimmer. Echt nicht weltbewegend.

Das günstigste Angebot in Berlin: bei einer Studentenverbindung

Das Kennenlernen der 15 Auserwählten hat es leider nicht wirklich einfacher gemacht. Eigentlich waren alle Bewerber sympathisch. Klar, manche passten nicht so gut zu meinen Mitbewohnern und wurden deswegen bereits ausgeschlossen. Aber insgesamt kamen sehr viele tolle Persönlichkeiten in unsere WG-Küche. Die meisten von ihnen rennen seit Wochen von Casting zu Casting. Einige sind extra für die Besichtigung aus dem Ausland angereist. Und alle waren begeistert, wie günstig das Zimmer, wie harmonisch Wohnung und Bewohner waren. Was für eine unangenehme Aufgabe, ihnen absagen zu müssen. Daran hatte ich eingangs überhaupt nicht gedacht.

Nach den ersten Castings haben wir uns jedenfalls selbst einmal auf den einschlägigen Portalen umgeguckt und konnten danach verstehen, was sie mit günstig meinten: 770 Euro warm für 14 Quadratmeter? Keine Seltenheit für Groß- oder Studentenstädte wie München, Köln oder Jena. Das günstigste Angebot in Berlin stammte von einer Studentenverbindung im südlichen Dahlem. Na prost Mahlzeit. Anschließend haben wir einstimmig beschlossen, aus unserer Wohnung freiwillig nie wieder auszuziehen. Daher zum Abschluss an alle, die gerade auf der Suche nach einem WG-Zimmer sind und dafür vielleicht sogar in eine fremde Stadt ziehen müssen: Viel Glück! Und sorry!

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