Meinung

Einzelkind-Vorurteile könnt ihr für euch behalten!

„Als Einzelkind hast du es ja leicht“ oder „Du bekommst doch eh immer alles“ sind Sprüche, die sich wohl jedes Einzelkind schon einmal anhören musste. Aber jetzt mal im Ernst: Eine Kindheit als Einzelkind ist nicht automatisch leichter, nur weil man die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern bekommt – was im Übrigen meistens gar nicht der Fall ist.
Charleen Reinsch, funky-Jugendreporterin

In einer chinesischen Studie fanden Forscher heraus, dass die Hirnhälfte, die für Kreativität, Sprachkompetenz, räumliches Denken und Flexibilität verantwortlich ist, bei Einzelkindern ausgeprägter ist als bei Geschwisterkindern. Tja, das war’s dann mit den schönen Vorurteilen.  Einzelkinder können nicht teilen, sind egoistisch und sozial inkompatibel? Alles Vorurteile, denen meiner Erfahrung nach nur der Prototyp des verwöhnten reichen Einzelkindes zugrunde liegt. Mit der Realität hat das wenig zu tun. „Du kannst nicht teilen, denn du bist ja ein Einzelkind“ ist mein persönlicher Hassspruch. Denn das stimmt einfach nicht. Jedes Einzelkind, das ich kenne, kann teilen. Zumal längst bewiesen ist, dass Einzelkinder sozial kompetenter sind, da sie auf ihre Mitmenschen angewiesen sind – und sich eben nicht im ständigen Kampf um Spielzeug oder die Aufmerksamkeit der Eltern befinden.

Aber wie immer sind Vorurteile natürlich bequem. Denn sie haben den Vorteil, dass man sich nicht selbst eine Meinung bilden muss. Vielleicht ist es auch ein wenig der Neid auf die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern, der das Bild des verwöhnten Einzelkindes künstlich am Leben hält. Schon im Grundschulalter beobachtet man, dass Einzelkinder unter den haltlosen Hänseleien der Mitschüler leiden. Wenn sich gerade kein anderer Anlass zum Ärgern findet, dann greift man eben auf das Einzelkind-Argument zurück. Ich persönlich habe mich nie getraut, in die Konfrontation zu gehen und habe jahrelang unter den dummen Sprüchen gelitten. Aber sollten die doch glauben, dass ich es so viel einfacher habe. Denn immerhin habe ich es nicht nötig, andere für etwas zu demütigen, wofür sie gar nichts können.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.