Interview

Norwegens neue Elektro-Pop-Entdeckung Moyka: „Ich habe meine Gefühle verarbeitet“

Moyka überlässt gern den Fans die Deutung ihrer Songs, indem sie die Lesart ihrer Texte absichtlich offenhält.
Vor gut einem Jahr gelang der 23-jährigen Norwegerin mit ihrer Single „Colder“ der Durchbruch. Seitdem wird Monica Engeseth alias Moyka mit erfolgreichen Landsleuten wie Röyksopp, Aurora und Highasakite verglichen. Im Juni veröffentlichte sie ihre zweite EP „Spaces“. Warum ihre Texte ihr besonders wichtig sind, verrät Moyka im Interview.
Von Janina Wildermuth, funky-Jugendreporterin

Monica, du wusstest schon als Kind, dass du später einmal Musik machen möchtest. Wie kam es letztendlich zum Durchbruch?
Ich hatte eigentlich geplant, alles selbst zu machen, sprich, meine Musik selbst zu produzieren, zu singen und auch meine Auftritte allein zu organisieren. Im September 2018, als ich mich gerade als Musikerin bekannt machen wollte, meldete sich mein jetziges Management „Made Management“ bei mir und bot mir einen Vertrag an. Die wollten sofort mit mir arbeiten. Das durchkreuzte zwar meinen Plan, aber im Endeffekt bin ich sehr dankbar dafür.

In den Songs deiner ersten EP verarbeitest du eine gescheiterte Beziehung. Auch in den neuesten Singles „Spaces“ und „Backwards“ geht es um eine zerbrochene Liebe. Was erwartet uns bei der kommenden EP?
Das Thema hat mich lange begleitet. Ich wollte vollkommen ehrlich sein und habe meine Gefühle mithilfe der Musik verarbeitet. Es gibt so viele Facetten bei einer Trennung, deshalb handelt meine zweite EP „Spaces“ ebenfalls davon. Die Single „Violet“ habe ich letztes Jahr im September in Berlin geschrieben. Im Song schaue ich auf das zurück, was wir hatten, und merke, dass die Beziehung eine ganz andere Wendung genommen hat als erwartet. „This is not who we thought we would be“, singe ich. Die EP handelt also vom Nach-vorn-Blicken, Weiterziehen und davon, Vergangenes ruhen zu lassen. Gleichzeitig geht es aber auch um den Drang zu tanzen. Das Gefühl, dass man explodiert, wenn man sich nicht bewegt. Das ist zumindest, was ich dabei empfinde. Meine zweite EP nimmt das Thema also aus einer anderen Perspektive wieder auf. Ich sehe die beiden EPs als ein Gesamtwerk.

Ich finde es nicht gut, wenn man sagt, ich sei die nächste Aurora oder Röyksopp. Das setzt mich ganz schön unter Druck.

Moyka über den Vergleich mit anderen norwegischen Künstlerinnen

Oft wirst du mit Künstlern wie Aurora, Röyksopp oder Highasakite verglichen. Was macht das mit dir?
Es ist ganz natürlich, Menschen zu kategorisieren. Ich kann es also nachvollziehen, wenn Leute mich und meine Musik mit anderen vergleichen. Das heißt aber nicht, dass ich das auch richtig finde. Ganz im Gegenteil. Ich finde es nicht gut, wenn man sagt, ich sei die nächste Aurora oder Röyksopp. Das setzt mich ganz schön unter Druck. Wir haben einen ähnlichen Ursprung, die wilde Natur Norwegens, und das wird in Interviews auch oft hervorgehoben. Aber im Grunde versucht jeder Künstler nur, sich selbst auszudrücken und herauszufinden, wer er ist.

Wie schwierig ist es, in Zeiten von Corona Musik zu machen?
Es ist keine einfache Zeit für Newcomer. Ich habe das Gefühl, dass sich meine Aufmerksamkeit verändert hat. Jetzt, wo ich mehr Zeit zu Hause verbringe, hat sich mein Leben fast komplett ins Internet verschoben. Ich habe versucht, neue Musik zu entdecken, aber es ist so viel leichter, bereits etablierte Künstler zu finden. Und das beunruhigt mich. Ich veröffentliche ja gerade einmal meine zweite EP. Ich bin also selbst noch keine etablierte Künstlerin, und dadurch bin ich fast schon unsichtbar, wenn ich nicht auftreten kann. Ich lerne auch mehr über das Socializing, also Kontakte online zu knüpfen. Ich merke, wie gut es sein kann, sich online über Musik auszutauschen. Das habe ich vorher noch nicht versucht. Ich probiere mich da gerade aus.

Viele Hits klingen derzeit wie ein Revival der 80er-Musik. Auch du benutzt Synthesizer-Sounds. Wie findest du die Entwicklung?
Ich finde das ziemlich cool. Ich höre selbst gern 80er-Musik und es gibt so viele interessante Synthesizer und Samples, die es wiederzuentdecken gilt. Also warum nicht?

Du hast mal gesagt, dass du gern Botschaften in deinen Songs versteckst. Wie kann man sich das vorstellen?
Ich liebe es, Texte zu schreiben, die man ganz unterschiedlich interpretieren kann. Also etwa der Song „Bones“ von meiner letzten EP. Den Song kann man entweder als Liebessong verstehen, aber eben auch als etwas ganz anderes. Das ist das Schöne. Ich lasse dem Hörer mehrere Möglichkeiten offen.

In dem Zusammenhang hast du auch gesagt, dass Elektro-Indie-Pop-Fans die interessantesten Fans seien. Wieso?
Alternative Musik ist so breit gefächert wie die Menschen, die sie hören. Das fasziniert mich. Synthie-Pop-Musik, wie ich sie mache, ist nur ein Teil davon.

Was kommt als Nächstes?
Ich arbeite schon an einem weiteren Album. Sobald die Corona-Krise überstanden ist, freue ich mich sehr darauf, wieder reisen und auftreten zu können. Ich vermisse es, interessante, neue Leute kennenzulernen. Aber erst einmal geht es um die EP.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.