Meinung

Psychisch ist genauso wichtig wie physisch!

Während des Corona-Lockdowns nahm die Anzahl an schweren depressiven Symptomen bei den 18- bis 25-Jährigen zu.
Während des Corona-Lockdowns nahm die Anzahl an schweren depressiven Symptomen bei den 18- bis 25-Jährigen zu.
Die Gesichter der eigenen Freunde lange nicht sehen zu können und auf die Umarmungen verzichten zu müssen, war – und ist sicher immer noch – gewöhnungsbedürftig. Einen nicht unerheblichen Teil der Jugendlichen trafen die coronabedingten Einschränkungen besonders hart, wie die ersten Ergebnisse der Online-Befragung „COVID-19 Snapshot Monitoring“ (kurz: COSMO) zeigten.
Von Dana Jabari, funky-Jugendreporterin

Vor allem für die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen sei ein Anstieg der schweren depressiven Symptome im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie zu beobachten, so Youssef Shiban, Professor für Klinische Psychologie an der Privaten Hochschule Göttingen.  Das ist sehr besorgniserregend, da das Thema mentale Gesundheit ohnehin schon als Tabuthema stigmatisiert wird. Man kann eben nicht unbeschwert mit Freunden und Bekannten darüber reden. Immer fürchtet man, ausgeschlossen, verurteilt oder anders behandelt zu werden, sobald man zugibt, dass es einem eben auch mal nicht einfach nur wunderbar geht. Gesellschaftlich ist es tief verankert, funktionieren zu müssen. Seid mal ehrlich: Wie oft antwortet ihr auf die Frage „Na, wie geht’s?“ wahrheitsgemäß? 

Dabei sollte es ebenso normal sei, zum Psychotherapeuten zu gehen, wie wegen eines kratzigen Halses den Hausarzt aufzusuchen. Und leider ist die eigene Scheu vor Stigmatisierung nicht die einzige Hürde, die man auf der Suche nach psychischer Unterstützung überwinden muss. Hat man erst einmal den Mut gefasst, sich in Form einer Psychotherapie Hilfe zu holen, wird man mit katastrophal langen Wartezeiten konfrontiert. Von den Krankenkassen wird einem geraten, sich direkt an Psychotherapeuten zu wenden. Doch die unzähligen Anfragen, die man auf Anrufbeantwortern hinterlässt, bleiben unbeantwortet. Monate gehen ins Land, bis man zu einem ersten Vorgespräch antreten darf – und das garantiert noch keinen Therapieplatz. Es fehlen schlicht und einfach die Kapazitäten. 

Es ist dringend notwendig, das Augenmerk in dieser chaotischen Zeit nicht ausschließlich auf die physisch Kranken zu lenken. Auch psychische Probleme müssen zum essenziellen Bestandteil der Corona-Debatte werden. Wir müssen das Tabu um die Psyche beenden und den Menschen ein offenes Ohr schenken. Und das geht nur, wenn wir alle dazu beitragen, das gesellschaftliche Tabu um die psychischen Probleme endlich und ein für alle Male aufzubrechen!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.