Der Verein HerzCaspar bringt Normalität in den Krankenhausalltag

Die„HerzCaspar-Buddies" verbringen Zeit mit jungen Patienten.
Die„HerzCaspar-Buddies" verbringen Zeit mit jungen Patienten.
Kennt ihr das? Ihr liegt krank zu Hause und irgendwie wird es ziemlich schnell ziemlich langweilig. Und stellt euch jetzt vor, das wäre nicht nur für eine Woche so, sondern würde sich über mehrere Wochen, vielleicht sogar Monate hinziehen. Und statt im eigenen Bett müsst ihr einen Großteil der Zeit im Krankenhaus verbringen.
Von Victor Neumann, funky-Jugendreporter

So erging es Caspar von Schiller. Er erkrankte an einer Herzmuskelentzündung und musste sehr lange das Krankenhausbett hüten, während seine Herzfunktion stetig abnahm. Irgendwann war klar: Caspar braucht ein Spenderherz. Im langwierigen Verlauf der Krankheit kam es schließlich zur Transplantation. Und so verbrachte Caspar sehr viel Zeit im Krankenhaus und in der Reha. Vor allem aber mangelte es an gleichaltriger Gesellschaft, da seine Freunde und Familie über eine Stunde zu ihm ins Krankenhaus fahren mussten. Caspars Geschwister erzählen, dass es für ihn es rückblickend am schlimmsten war, dass er so isoliert war. Er konnte nicht mehr so richtig am Leben teilhaben.  Und so kam Caspar zu seiner Idee: Er wollte genau das ändern. Er wollte es Jugendlichen im Krankenhaus ermöglichen, noch mehr am „richtigen“ Leben teilzunehmen, abseits der Krankenhausroutine und den Sorgen um die eigene Gesundheit. Sie sollten sich nicht komplett isoliert fühlen. Sobald er wieder gesund sein würde, wollte er den Verein „HerzCaspar“ gründen. In seiner Heimat wurde er sowieso immer als „der Caspar mit dem Herz“ bezeichnet, daher erschien der Name ihm sehr passend.

Aber Caspar starb vier Jahre später, denn sein Körper stieß das Spenderherz ab. Einige Jahre nach seinem Tod, im Jahr 2017, wurde von Caspars Geschwistern, Eltern und Freunden in Gedenken an ihn der Verein „HerzCaspar“ gegründet. Die Initiative bildet sogenannte Buddies aus, junge Menschen ab 18 Jahren, die regelmäßig den jungen Patienten im Krankenhaus Gesellschaft leisten. Zwei bis drei solcher Buddies besuchen jeden Montag eine Station im Kinder UKE und sind „einfach da“. Unter dem Motto, „Krank, na und?“ gehen sie ganz normal mit den Patienten um. „Es muss oder soll sich in dem Leben der Jugendlichen auch nicht immer nur alles um die Krankheit drehen“, berichtet Buddy Lisanne. Ziel der Initiative ist es, zumindest etwas Normalität in den Krankenhausalltag zu bringen. Denn was oft vergessen wird: Trotz einer schweren Erkrankung sind die Jugendlichen trotzdem immer noch ganz normale Jugendliche.  

Vom Kinder UKE in Hamburg wurde die Idee gut angenommen. Viele Jugendliche freuen sich über die Besuche und die damit verbundene Abwechslung. „HerzCaspar“ füllt mit der Arbeit im Kinder UKE eine wichtige Lücke. Zuvor gab es zwar in Form der „Klink-Clowns“ oder den „Grünen Damen und Herren“ bereits Initiativen für sehr junge oder wesentlich ältere Patienten. „HerzCaspar“ ist in der verbleibenden Altersgruppe jedoch ein Pionier. „Es ist wichtig, die Jugendlichen in so einer Situation nicht allein zu lassen“, erklärt Laurian, seines Zeichens „HerzCapsar“-Buddy. „Die eigenen Probleme werden manchmal sehr klein, wenn man sieht, was ein sehr schwer kranker Zehnjähriger durchmacht.“ 

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.