Wenn nicht einmal mehr Tinder hilft: Dating zu Zeiten von Corona

Dating zu Corona-Zeiten? Da ist nicht wirklich was zu holen...
Dating zu Corona-Zeiten? Da ist nicht wirklich was zu holen...
Swipen, Swipen, Swipen, schnell die Nummern ausgetauscht für eine schnelle Nummer. So läuft es ja vor allem für die meisten jungen Erwachsenen auf den Dating-Portalen. Man sollte meinen, heutzutage jemanden im Internet kennenzulernen, sollte ja wirklich eine einfache Angelegenheit sein.
Von Julia Hausmann, funky-Jugendreporterin

Freitagabend in Hamburg: Die Bars sind voll und die Leute gut drauf, ich unterhalte mich mit ein paar coolen Menschen. Wir lachen, wir trinken, wir tanzen, rundherum ein gelungener Abend. So oder so ähnlich habe ich mir meine nun kommenden Wochenenden vorgestellt. Ein frischgebackener Single in Hamburg sein, das wird was!

Doch dann erhalte ich eine E-Mail: Wegen des Coronavirus’ wird meine Ausbildungsstätte bis auf Weiteres geschlossen. Zudem schreiben mir meine Eltern, dass ich doch bitte nach Hause kommen solle – aus reiner Vorsicht. Eine nette Woche bei meiner Familie verbringen und ein bisschen Urlaub können sicherlich nicht schaden, denke ich. Aber aus einer Woche wurden zwei – und aus zwei dann drei … Und dann saß ich da: ein frischgebackener Single, bei meinen Eltern. Toll.

Eigentlich drehen sich meine Gedanken nur darum, auszugehen und mal „zu leben“, wie man so schön sagt, und doch sitze ich nun hier und spiele jeden Abend „UNO“ und „Cluedo“. Auch mal schön, keine Frage, aber eigentlich nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte. Ich also, schlau, wie ich bin, ran ans Handy. „Tinder“ wird bestimmt für Unterhaltung sorgen. Noch ein paar Fotos hochladen und los geht der Spaß! Sofort stoße ich auf viele Bildunterschriften, die unsere derzeitige Ausnahmesituation gut beschreiben: „Die Neugier und Langeweile treiben mich her.“ Hey, das kommt mir bekannt vor, denke ich und muss schmunzeln. Oder auch: „Ich tausche Klopapier gegen deine Nummer!“ Ähm … nein, danke!

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie es normalerweise oder vor der Krise auf Dating-Portalen aussah, aber viel passiert hier nicht. Aber nun habe ich erst einmal die App, also muss ich sie auch nutzen, denke ich. Ein paar Swipes hier, ein paar „Hey, wie geht’s dir?“ dort, doch dann: Stille. Aus „Hey, wie geht es dir?“, wird dann auch ganz schnell: „Wie ist die Situation gerade für dich?“ oder einfach ein Schweigen im Walde.

Meiner Meinung nach ist das eine ziemlich mau-flaue Angelegenheit und schon nach einer Woche bin ich wirklich gelangweilt. Man freut sich über nette Gesellschaft, doch die auch bitte nur digital. Natürlich ist das verständlich, aber für das Dating-Leben eine ziemliche Bremse. Man sagt zwar, man freue sich darauf, sich zu sehen. Doch wann das der Fall sein wird, weiß eben auch keiner.

In diesen Zeiten vermisse ich eine Beziehung ehrlich gesagt sehr. Sich treffen und sich einfach zusammen einschließen, das wäre jetzt schön. Aber ich muss mich wohl weiter in Geduld üben. Nun sitze ich hier in meiner Jogginghose und kuschle zum Zeitvertreib mit meinem Teddy und hoffe insgeheim auf bessere Zeiten, in denen man sich dann auch mal wieder näher kommen darf als auf die platonischen anderthalb Meter. Denn als Single in der Corona-Krise bleibt der Spaß auf jeden Fall aus!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.