Hamburger Schulklasse steckt wegen Corona in Phoenix fest

Die Unsicherheit, wann und ob man nach Hause kommt, drückt langsam die Stimmung.
Die Unsicherheit, wann und ob man nach Hause kommt, drückt langsam die Stimmung.
Als wir vor drei Wochen mit 18 Schülern und zwei Lehrern am Hamburger Flughafen standen und unsere Reise nach Arizona starteten, waren wir uns ziemlich sicher, dass wir am 18. März ohne Probleme in Phoenix wieder in unseren Flieger zurück steigen könnten. Heute ist der 17. März – und wir sind uns nicht mehr so sicher.
Von Ylva Immelmann, funky-Jugendreporterin

Für dreieinhalb Wochen sollen wir, eine Schülergruppe vom Gymnasium Ohmoor in Hamburg Niendorf, hier in Mesa, in der Nähe von Phoenix, den amerikanischen Alltag miterleben. Zwei Wochen lang besuchten wir eine Highschool, vergangene Woche ging es für vier Tage in den Norden Arizonas. Zum Beginn unseres Austausches gab es bereits vereinzelte Corona-Fälle in Deutschland. Aber dass sich das Virus so schnell verbreiten und unsere Heimreise gefährden würde, hätten wir nicht gedacht.

12. März

Am Donnerstag, dem letzten Tag unseres Northern Arizona Trips, erfuhren wir beim gemeinsamen Frühstück, dass unsere Flüge gecancelt wurden. Es breitete sich eine leichte Unruhre aus. Die Umbuchung durch den Reiseveranstalter dauerte etwas länger – erst am Freitag stand die neue Route fest. Rückflüge für den gleichen Tag, Mittwoch, den 18. März, über den Pariser Flughafen Charles de Gaulle.

Noch am gleichen Tag – denn der Corona-Liveticker der Tagesschau beunruhigte uns immer mehr – entschlossen sich unsere Lehrer dazu, den Flug auf Montag zu verschieben. Falls möglich.

13. März

Der Reiseveranstalter hatte sich noch immer nicht gemeldet, um den Rückflug am Montag zu bestätigen. Wir wussten also noch nicht, wann genau wir fiegen würden. Mittlerweile waren alle etwas nervös. Wir wollten nicht früher fliegen, allerdings begannen wir zunehmend, uns Sorgen zu machen, ob wir am Mittwoch überhaupt noch einreisen konnten. Auch das alltägliche Leben in den USA wurde zunehmend eingeschränkt. Sämtliche öffentliche Schulen in Mesa blieben bis auf weiteres geschlossen, so auch unsere Highschool. Viele Supermarktregale waren komplett leer. Toilettenpapier, Wasser, Mehl, Zucker, Eier, Fertigsuppen oder frisches Gemüse waren fast nirgendwo mehr zu bekommen. Die Menschen reagierten sehr unterschiedlich darauf. Im Supermarkt rollte ein Mann voller Enthusiasmus seinen Einkaufswagen an mir vorbei und ruft dabei lachend: „Wir werden alle sterben!

16. März

Wir wissen nun – heute fliegen wir nicht nach Hause. Es sollte am Plan festgehalten werden, dass wir am Mittwoch zurückkommen. Aber unser Flug von Paris nach Hamburg wurde gestrichen. Mal sehen, wie es weitergeht.

Ob wir in der nächsten Woche noch nach Hause kommen wissen wir noch nicht, aber es wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Sollten wir es nicht schaffen, haben wir alle Gastfamilien, die uns gern noch länger aufnehmen würden (meine Gastmutter sagt, sie würde mich sowieso gerne adoptieren). Trotzdem ist der Gedanke, eventuell noch mehrere Wochen nicht nach Deutschland zurückzukommen, ein wenig gruselig. Nicht zuletzt, weil auch hier die Lage von Tag zu Tag ein wenig ernster wird.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.