Interview

Robin Bachmann über den Suchtfaktor des Smartphones: „Das Aufhören fällt schwer“

Das will Robin Bachmann ändern: Jugendliche am Handy.
Robin Bachmann hat ein Buch geschrieben, damit andere vom Handy wegkommen.
Mit dem smartphoneförmigen Mitmach-Buch „Ich bin kein Dummes Buch“ möchten der 15-jährige Robin Bachmann und sein Onkel auf eine Entdeckungsreise einladen, nach der man das eigene Smartphone-Verhalten vielleicht etwas mehr hinterfragt. Wie genau das aussieht, verrät er im Interview.
Von Maleen Harten, funky-Jugendreporterin

Dein Buch sieht aus wie ein Handy, ist aber keins. Wie muss man sich das vorstellen?

© Pretty Analog Verlag

Auf der ersten Seite ist ein kleines Inhaltsverzeichnis zu finden, das einem Homescreen ähnelt. Jedes Kapitel ist nach dem Muster einer App aufgebaut. Es gibt unterhaltsame Elemente wie kleine Spiele, aber auch Anregungen zum Nachdenken sowie Infos zu guten und schlechten Seiten des Handys. Das Buch ist dazu gedacht, dass man das Handy beiseitelegt und so wieder wertschätzt, Sachen auch ohne das smarte Gerät machen zu können. Der Titel ist eine Anspielung darauf, dass in meiner Generation nur noch so wenig gelesen wird.

Was sind deine Lieblingsthemen im Buch?

Es gibt eine Seite für Finger- und Augenyoga, die gefällt mir besonders. Außerdem mag ich die Pixelwelt-Übung, die habe ich mir allein ausgedacht. Hier kann man selbst kleine Figuren designen, indem man Pixelpunkte ausmalt.

Wie bist du auf die Idee gekommen?

Mein Onkel und ich sind auf die Idee gekommen, als ich ihn im Schwarzwald besucht habe. Die Natur dort ist besonders schön und wir sind viel spazieren gegangen. Uns ist bewusst geworden, wie viel Zeit einem das Handy eigentlich wegnimmt und dass man viel Schönes fast gar nicht mehr wahrnimmt. Wir dachten: Man muss sich für die Welt da draußen öffnen und nicht nur am Handy hängen! Die einzelnen Ideen entwickelten sich dann im Laufe des Gedankenprozesses und irgendwann sagten wir uns: Lass uns das jetzt wirklich mal machen!

Man muss sich für die Welt öffnen und nicht nur am Handy hängen!

Robin Bachmann über die Idee hinter seinem Buch

Robin Bachmann
© privat

Wie ist das bei dir? Hängst du sonst auch nur am Smartphone oder liest du mal?

Ich lese sehr gerne, momentan „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Aber das Handy ist natürlich auch ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich benutze das so wie der durchschnittliche Teenager, ungefähr drei bis vier Stunden am Tag. Am meisten nutze ich YouTube und „Let’s play“.

Ist es heute nicht normal, viel am Handy zu sein? Warum findest du das problematisch?

Die Handhabung ist einfach so leicht.  Und wenn man erst mal mit dem Spielen am Handy anfängt, fällt das Aufhören schwer. Man vernachlässigt die Hausaufgaben, denn da müsste man sich ja konzentrieren. Da bleibt man lieber am Handy. Und das beeinflusst natürlich auch den Schlaf.  Jetzt mache ich das Handy schon um 21 Uhr aus und lege es in unsere „Handybox“, in die meine Geschwister und ich unsere Smartphones in der Nacht einschließen. Dort lasse ich es auch während der Schule. Erst nachmittags nehme ich es wieder heraus.

Wenn man erst mal mit dem Spielen anfängt, fällt das Aufhören schwer.

Robin Bachmann findet es problematisch, viel am Handy zu sein

Welche Rolle spielt das Handy in der Schule?

Im Unterricht spielen schon viele irgendetwas. Ich finde das respektlos, aber  das wird in der Schule nie thematisiert. Letztes Jahr gab es nur einen Vortrag zu Cybermobbing und Aggressionen im Internet. Wir haben auch viele Klassen-WhatsApp-Gruppen. Ich versuche, mich da rauszuhalten. Ich finde solche Chats insgesamt schwierig, denn da ist es so viel leichter, verletzende Sachen zu schreiben. Deshalb haben mein Onkel und ich auch Hate-Speech in unserem Buch aufgegriffen. Wir haben ein Gegensystem aus schönen Wörtern entwickelt, die sogenannte Love-Speech.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.