Damian Hardung: „Auerhaus ist ein Charaktertrip“

Damian Hardung ist mit 21 Jahren bereits ein gefragter deutscher Schauspieler.

Schwerkranker Patient, liebenswerter Dümmling oder gar dielender Bösewicht: Die Rollen, die der 21-jährige Schauspieler Damian Hardung bereits gespielt hat, sind vielfältig. Aber auch im echten Leben ist er ein wahres Multitalent: er schauspielert, wäre beinahe Fußball-Profi geworden und studiert Medizin. Donnerstag läuft „Auerhaus“ in den Kinos an, in dem Damian die Rolle des Höppner spielt, der mit seinen Freunden Frieder (Max von der Groeben), Vera (Luna Wendler) und Cäcilia (Devrim Lingnau) eine Schüler-WG im Auerhaus gründet, weil ihnen das Leben so furchtbar durchgeplant erscheint. Wie durchgeplant sein Leben ist und wovon er träumt, darüber spricht Damian im Interview.

Von Clara Weiland, funky-Jugendreporterin

Mit ,,Auerhaus“ wurde der gleichnamige Roman von Bov Bjerg verfilmt. Kanntest du das Buch, bevor du das Drehbuch bekommen hast?

Nein, tatsächlich nicht. Ich habe dann rumgefragt und eine sehr gute Freundin sagte mir, es sei ihr Lieblingsbuch. Und ich sollte es nicht mit verfilmen, weil sie Angst hatte, dass eine Verfilmung nicht ihrer Vorstellung entspreche. (lacht) Ich habe das Buch dann auch gelesen und habe es lieben gelernt. Es wurde zu meiner Bibel. Und ich habe keine Angst vor der Bewertung der Freundin, denn es ist ein richtiger guter, wertvoller Film geworden.

Um zu verhindern, dass ihr Leben langweilig wird, ziehen die Hauptdarsteller des Films in das Auerhaus und gründen eine Schüler-WG. Hast du auch manchmal das Bedürfnis dein Leben anders zu gestalten?

Die vier Freunde wollen das Leben spüren. Mir kommt da immer ein Gedicht in den Sinn: „Ich lieb ein pulsierendes Leben, das prickelt und schwellet und quillt, ein ewiges Senken und Heben, ein Sehnen, das niemals sich stillt.“ Das treibt die Vier an. Sie wollen Höhen und Tiefen um zu merken, dass sie überhaupt leben. Wenn ich persönlich das Gefühl bekomme, alles wird zu gewöhnlich, versuche ich, aus meiner Komfortzone auszubrechen, um mir wieder etwas zum ersten Mal neu zu geben.

Könntest du dir denn vorstellen für eine längere Zeit in einer WG zu wohnen?

Jedes Filmprojekt, das ich im Ausland mache, fühlt sich wie WG an. Selbst wenn ich am Ende des Tages alleine im Hotelzimmer oder der Wohnung sitzt. Die restliche Zeit verbringe ich mit den Leuten unterwegs oder am Set. Das ist für mich ein großes WG-Leben und ein echtes Geschenk.

Der Film „Auerhaus“ stellt eine Hommage an die 80er Jahre dar. Dadurch werden du und die anderen Schauspieler in eine Zeit zurückgesetzt, die euch nicht allzu bekannt sein dürfte. Wie war diese Erfahrung für dich?

Das Spannende daran ist, dass wir an einem Ort gedreht haben, den wir nicht verändert haben. Die haben nach einem Ort gesucht, der möglichst weit von einer Autobahn weg ist, damit die Geschichte auch schnell an diesem Ort vorbeizieht. Und die Klamotten sind ja auch wieder modern. Der einzig wirklich große Unterschied war eigentlich, dass es damals keine Handys gab. Der Film zeigt, wie zeitlos die Themen von Jugendlichen sind – egal ob sie heute leben oder in den 80ern.

Ich hoffe, dass ich Dinge mehr angehe als Höppner.

Damian Hardung über die Parallelen zu seiner Rolle

Würdest du sagen, dass du Parallelen zwischen dir und deiner Figur Höppner siehst?

Ich hoffe, dass ich Dinge mehr angehe. Höppner lernt eigentlich den ganzen Film über, zu sich zu stehen und seinen Platz im Leben zu finden. Diese Reise mit anzusehen, hat mir unglaublich viel gebracht, weil wir alle irgendwann auf dieser Reise sind. Es gibt also schon Parallelen. Aber wie wir letztendlich mit unserer Angst umgehen, das unterscheidet uns voneinander.

Im Film geht es immer wieder darum, Regeln zu brechen. Hast du mal Regeln gebrochen?

Ich bin einmal von der Polizei nach Hause gefahren worden, da war ich zwölf. Ich war mit meinem besten Freund draußen und wir wollten ein Baumhaus bauen. Wir haben keinen richtig guten Baum befunden, bis wir einen in einem Autobahndreieck entdeckt haben. Wir sind dann einfach hingelaufen und wollten auf dieser Autobahnausfahrt-Insel spielen. Mit zwölf haben wir uns da nichts weiter bei gedacht. Bis uns irgendwann die Polizei etwas verstört eingesammelt hat. Das ist definitiv der größte Regelbruch, den ich je begangen habe.

Wann kam dir erstmals der Gedanke Schauspieler zu werden?

Der kam mir eigentlich nie (lacht). Das war ein Zufall. Als ich zehn war, hat mir die Mutter eines Freundes die Möglichkeit gegeben, an einem Casting teilzunehmen, an dem auch die anderen Jungs aus der Klasse mitgemacht haben. Meine Mutter meinte, sie würde mich mal fragen, aber nicht glauben, dass ich Lust habe. Ich war eher so der Fußballer. Dann habe ich aber gesagt: Wieso eigentlich nicht? Und dann kam eins zum anderen.

Apropos: Du wärst beinahe Fußball-Profi geworden. Wieso hast du dich dann doch fürs Schauspielern entschieden?

Ich habe mir damals das Schienbein gebrochen und dann herausgefunden, dass man als Schauspieler ja auch im Rollstuhl vor der Kamera sitzen kann. (lacht)

Und mit wem würdest du gerne mal vor der Kamera stehen?

International wäre das gerade Timothee Chalamet, weil „Call Me by Your Name“ einfach mein Lieblingsfilm ist. Ich frage mich immer, wie er es schafft, vor der Kamera so eine Präsenz zu haben.

Wie geht’s bei dir jetzt weiter? Bleibst du beim Schauspielern oder hast du noch einen Plan B? Du studierst ja auch Medizin…

Ich habe letztes Jahr wirklich parallel zum Schauspielern mein Medizinstudium angefangen. „Auerhaus“ habe ich in den Semesterferien gedreht. Jetzt musste ich aber leider eine Pause fürs Wintersemester machen, wegen den Dreharbeiten zur zweiten Staffel von „How to sell drugs online (fast)“. Das lässt sich gerade nicht mit dem Studium vereinbaren. Das Studium gibt mir die Möglichkeit nur Projekte zu machen, von denen ich hundertprozentig überzeugt bin.

Bei dir war in letzter Zeit aber auch wirklich viel los. „Club der roten Bänder“, „Das schönste Mädchen der Welt“, „How to sell drugs online fast“, jetzt „,Auerhaus“. Welches Projekt liegt dir besonders am Herzen?

Tatsächlich „Auerhaus“. Das ist für mich ein unglaubliches Herzensprojekt, weil ich finde, dass dieser Film eine ungewöhnliche Ruhe hat. Er traut sich Bilder stehen zu lassen, er ist lustig, er hat gleichzeitig aber eine unglaublich wichtige Message. So ein tolles Miteinander von einem Ensemble. „Auerhaus“ ist ein Charaktertrip, er ist unglaublich nah bei den Figure . Dieser Film arbeitet nicht einen gewissen Plot ab. Der Zuschauer kann wirklich fühlen, was die Figuren durchmachen. Warum sie so sind, wie sie sind. Ich bin unglaublich dankbar, so einen wichtigen Film wie „Auerhaus“ gemacht haben zu dürfen.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.