Meinung

Warum wir dankbar sein sollten für „Queen of Drags“

Die teilnehmenden Dragqueens bei der TV-Premiere.
Die teilnehmenden Dragqueens bei der TV-Premiere.
Das erste Mal im deutschen Fernsehen treten in der TV-Show „Queen of Drags“ Dragqueens zur Primetime gegeneinander an. Sie erzählen, wie sie ihre Leidenschaft für die künstlerische Darstellung als Frau entdeckt haben und wer ihre Vorbilder sind, aber auch von Diskriminierung und unterschiedlichen Reaktionen der Familien auf ihr Outing.
Selly Häussler, funky-Jugendreporterin Berlin

Dass wir die Queens mit und ohne Bühnenoutfit über ihren Alltag sprechen hören, könnte die allgemeine Toleranz in Deutschland gegenüber der LGBT-Community erhöhen. Teilnehmerin Catherrine Leclery erwähnt in der Sendung, dass sie ein ganz normaler Mensch ist. Das ist den meisten Zuschauern wahrscheinlich bewusst. Aber auch mir fehlen Berührungspunkte und deshalb das Verständnis für die Kunstform. Dickes Make-up, die höchsten Pumps und schrille Kleidung – ich kann nicht nachvollziehen, warum man sich so etwas antut. Nicht als Frau und noch weniger als Mann. Und auch Teilnehmerin Candy Crush bestätigt: „Ich freu mich riesig drauf, jetzt meine Korsage auszuziehen und meine Perücke abzunehmen.“

Doch die Bühnenauftritte ziehen mich dann in den Bann.

Selly hatte bis dato keine Berührungspunkte mit der Kunstform Drag. So geht es wahrscheinlich einigen – daher ist die Show eine Möglichkeit, offener und toleranter zu werden

Doch die Bühnenauftritte ziehen mich dann so sehr in den Bann, dass ich die Überzeichnung von Weiblichkeit nur noch feiern kann. Die Outfits sind für die Bühne gemacht. Deshalb war es die beste Idee, Dragqueens die Primetime auf ProSieben und damit die Möglichkeit zu geben, vor einem Millionenpublikum aufzutreten. Und auch die politische Botschaft wird spätestens beim emotionalen Auftritt von Bambi Mercury überdeutlich: Als König oder Königin schwenkt sie die Trans- und die Regenbogenflagge zum Song „Who Wants to Live Forever“. Der Augenblick wirkt viel eher wie ein Gemälde, als ein Auftritt im Fernsehen.

Ach ja, Jurorin Heidi Klum wirkt irgendwie fehl am Platz. Aber das war ja schon vor der Ausstrahlung der ersten Folge absehbar. Und dann beschwert sie sich auch noch bei den Kandidatinnen über die Kritik. Um sie nicht noch weiter in den Mittelpunkt zu rücken, spare ich mir jede weitere Zeile.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.