Null Prozent Fleisch

der neue vegane Burger von McDonald´s. FOTO: MCDONALD'S
So sieht der Burger aus – zumindest in der Werbung. FOTO: MCDONALD'S
Was taugt der neue vegane Burger von McDonald’s? Geschmacklich kann er zwar nicht überzeugen, dennoch setzt die Aktion ein wichtiges Zeichen für den Verzicht auf Tierprodukte
Von Alene Paulina Schnell

Ich halte die Schachtel in der Hand und bin zugegebenermaßen etwas aufgeregt. Denn ein McDonald’s-Burger ohne tierische Bestandteile ist schon eine kleine Sensation. Der Big Vegan TS ist seit einem Monat im Sortiment des Fast-Food-Riesen. Die Reaktionen fallen sehr unterschiedlich aus. Also habe ich ihn selbst probiert, um meinen eigenen Senf dazuzugeben.

Auf dem 3,89 Euro teuren Produkt findet man Salat, Gurken, Tomaten und ein Patty aus Weizeneiweiß und Soja. Das kommt im Geschäft in die Fritteuse, damit es nicht auf dem Grill mit dem Fleisch in Berührung kommt. Als Saucen gibt es zusätzlich Senf und Ketchup.

Beim Auspacken des Burgers bin ich erst einmal überrascht, denn er riecht tatsächlich sehr fleischähnlich. Auch beim ersten Bissen hält der positive Eindruck an: Das Patty scheint wirklich gut zu sein, das muss man McDonald’s lassen. Die Konsistenz und der Geruch sind gut getroffen. Im Vergleich zu der früheren Gemüsevariante Veggieburger ein Fortschritt.

Mit jedem Bissen wächst meine Enttäuschung

Doch je mehr ich von dem Burger esse, desto enttäuschter werde ich. Er ist wirklich sehr trocken. Es liegen nur ein paar wenige Scheiben des Gemüses zwischen den sparsam verwendeten Salatstücken und dem kleinen Klecks Ketchup. Angesichts der Vielfalt an veganen Saucen oder Käsealternativen auf dem Markt hätte ich für den Preis mehr erwartet! Mich beschleicht das Gefühl, dass des Geldes wegen einfach der Käse weggelassen wurde … Außerdem schadet der kaffeeartige Nachgeschmack des Pattys dem anfänglich positiven Eindruck des Burgers.

Was mich zudem verwundert hat: Auf die Burgerpackung ist in Rot der Schriftzug „Achtung, 0 % Fleisch“ gedruckt. Das klingt eher wie eine Warnung als ein guter Werbeslogan. McDonald’s hat das neue Produkt überhaupt auffällig wenig auf Werbetafeln und in Spots angepriesen. Auch im Laden selber erfährt man von der Neuheit nur durch eine kleine grüne Markierung.

Ein anderer Kritikpunkt ist, dass für die vegane Alternative der Veggieburger aus dem Sortiment genommen wurde. Dieser hat mir geschmacklich besser gefallen, da er um einiges saftiger war. Außerdem wäre es doch gut gewesen, beide Burger anzubieten, da die Masse der Flexitarier wohl immer noch vor dem Wort „vegan“ zurückschreckt.

Ein ethisch bedenklicher Burger?

In vielen Berichten wird auch bemängelt, dass das Patty von der Nestlé-Tochter Garden Gourmet hergestellt wird. Dieser Konzern steht nämlich unter anderem in der Kritik, Kinderarbeit zu billigen und Trinkwasser aus armen und trockenen Regionen für viel Geld zu verkaufen.

Natürlich muss man aber auch bedenken, dass durch diesen Burger der Fleischverkauf des Unternehmens verringert werden könnte. Positiv ist genauso, dass McDonald’s mit dieser Aktion den Veganismus bekannter und zugänglicher für die Masse macht.

Viele Veganer sind sich allerdings der zum Teil fragwürdigen Herstellung der Lebensmittel bei McDonald’s bewusst und halten sich eher in anderen Läden auf. Sie werden nun nicht alle zu McDonald’s rennen. Aber bestimmt wird der ein oder andere Kunde diesen Burger testen.

Titelbild: McDonald´s

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.