Die Jugend würde grün wählen

Blauer Kreis mit gelben Sternen und rotem Kreuz als Zeichen für die Serie zur Europawahl

Bei den U18-Europawahlen siegte die Umweltpartei Bündnis 90/Die Grünen auf ganzer Linie. Nur im Osten Deutschlands gewinnen Rechtspopulisten deutlich an Stimmen dazu.

Von Julien Hoffmann

Greta Thunberg wäre stolz: Wenn es nach der Meinung von Deutschlands Minderjährigen gehen würde, würden die Grünen mit weitem Vorsprung vor allen anderen Parteien die Europawahl 2019 gewinnen. Fast 29 Prozent wählten bei den U18-Europawahlen am 17. Mai im bundesweiten Durchschnitt die Umweltpartei. Die Sozialdemokraten erhielten mit rund 15 Prozent gerade einmal halb so viele Stimmen, während die CDU von Deutschlands Jugend mit 12 Prozent deutlich abgestraft wurde. Bei den letzten U18 Wahlen 2014 konnten die Christdemokraten noch fast ein Viertel der Jungwähler von sich überzeugen und damit stärkste Partei werden. 2019 zeigt sich Deutschlands Jugend nun deutlich progressiver.

Die bundesweiten Wahlergebnisse der U18 Europawahl
So sah das bundesweite Ergebnis der U18-Europawahl aus.

Den größten Wahlerfolg hatten die Grünen bei Minderjährigen in Hessen: Hier stimmten ganze 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen für mehr Umwelt- und Klimaschutz in Europa. SPD, CDU, Linke und AfD kamen nicht einmal zusammengerechnet auf ein solches Ergebnis.

In Thüringen und Sachsen zeigt sich ein anderes Bild

In anderen Bundesländern zeigte sich mitunter aber auch ein ganz anderes Bild. Thüringens Jugend zum Beispiel stimmte mit deutlichem Vorsprung für die rechtspopulistische AfD, die fast ein Fünftel der Stimmen einsackte und damit stärkste Partei wurde. Grüne, SPD und CDU konnten alle jeweils nur um die 11 Prozent der jungen Wählerinnen und Wähler erreichen.

Und auch in Sachsen erhielt die AfD ganze 14 Prozent. Damit scheint der Osten Deutschlands auch unter den Jugendlichen zu einer Hochburg des Rechtspopulismus zu werden. Erst kürzlich kam bei einer Umfrage heraus, dass ein Viertel der Menschen in Sachsen bei der nächsten Wahl ihre Stimme der AfD geben würde.

Anders als bei den Bundestagswahlen oder den „echten“ Europawahlen können bei den U18-Wahlen traditionell auch kleinere Parteien punkten. So kam die Tierschutzpartei in nahezu allen Bundesländern auf über 5 Prozent. In Hamburg wählte sie sogar jeder Zehnte der Minderjährigen. Auch bei Martin Sonneborns Satirepartei Die PARTEI machten vielerorts 5 und mehr Prozent der jungen Wähler ihr Kreuz.

Am Ende war aber nur wichtig, dass junge Menschen sich überhaupt engagierten. „Ich bin dankbar, dass ihr gewählt habt. Und ich wünsche mir, dass ihr auch bei künftigen Wahlen am Ball bleibt, euch informiert und einmischt“, lobte  Bundesjugendministerin Franziska Giffey das Engagement der freiwilligen Jungwähler.

U18-Wahlen finden in Deutschland immer neun Tage vor einem offiziellen Wahltermin statt. Mitmachen darf jeder, der noch nicht volljährig ist. Der besondere Clou dabei ist, dass die Minderjährigen nicht nur ihre Stimme abgeben dürfen, sondern auch mit der Organisation und Durchführung der Wahlen beauftragt sind, denn die Wahllokale werden nicht von Erwachsenen eingerichtet und betreut, sondern von Kindern und Jugendlichen. Zwar helfen unter anderem der Deutsche Bundesjugendring, das Bundesministerium für Familie sowie die Bundeszentrale für politische Bildung bei der Förderung und Koordinierung. Die tatsächliche Arbeit verrichten dann jedoch die Minderjährigen.

Wie ermöglicht man freie und geheime Wahlen?

Dadurch, dass sie selbst herausfinden müssen, wie sie ihr Wahllokal aufbauen und dabei zum Beispiel vor die Frage gestellt werden, wie Wahlen frei und geheim durchgeführt werden können, soll den Jugendlichen der Umgang mit Demokratie und dem politischen System der Bundesrepublik nähergebracht werden. Auch Klaus Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa, findet: „Viele Entscheidungen, die in Brüssel gefällt werden, betreffen das Leben der Kinder und Jugendlichen. Deshalb ist es so wichtig, dass sich junge Menschen mit Politik auseinandersetzen und früh lernen, ihre Meinung zu sagen“.

Kreativität ist dabei nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. Wahllokale konnten so zum Beispiel in ausrangierten Bussen, alten Schwimmbädern oder Straßenbahnen eingerichtet werden. Zudem bieten einige Koordinierungsstellen im Rahmen der U18-Wahlen immer wieder auch spezielle Events an, so zum Beispiel Wettbewerbe, bei denen die verrücktesten und lustigsten Wahlurnen gekürt werden.

Die kompletten Wahlergebnisse der U18-Europawahl könnt ihr hier noch einmal genauer nachlesen.

ein blauer Kreis mit gelben Sternen und einem roten Kreuz

Am 26. Mai findet die Europawahl statt. Auch wenn viele von euch noch nicht wählen gehen dürfen, ist das ein guter Zeitpunkt über die Europäische Union nachzudenken. Wir beleuchten die Hard und Soft Facts der EU und stellen Visionen für ein geeintes Europa vor. 

Als typisches Opfer des „Irgendwas mit Medien“-Syndroms war es für mich seit Langem klar, dass mich mein Weg früher oder später in die Welt des Journalismus führen würde. Zum Glück war in der funky-Redaktion noch Platz für mich. Denn schon immer wollte ich in einem Job arbeiten, in dem ich mich täglich mit neuen Themen beschäftige und dabei immer etwas Neues dazulernen kann. Nachdem mir schon mein Praktikum in der Jugendredaktion sehr gut gefallen hat, freue ich mich jetzt auch als Volontär für funky schreiben zu dürfen.