Meinung

Kämpft friedlich weiter

Eine erhobene Faust vor blauem Hintergrund
Am Tag der Arbeit, keine Arbeit – ein Paradoxon, dessen Hintergründe gerne ins Vergessene geraten. Warum der „Internationale Kampftag der Arbeiterklasse“ ein gesetzlicher Feiertag ist und warum es immer noch ein Kampftag sein sollte.
Von Niklas Schulz

Im Jahr 1886 legten amerikanische Arbeiter zum traditionellen „Moving Day“, dem 1. Mai, ihre Arbeit nieder, um den 8-Stunden-Tag durchzusetzen. In Folge des tagelangen Streiks kam es bei Krawallen zu Toten und Verletzten. Gegen Gewerkschaften wurde in der Folge strenger vorgegangen.

Drei Jahre später wurde weltweit zu neuen Protesten der Arbeiterklasse aufgerufen, in Gedenken an das Massaker von Chicago: Es entstand der Internationale Kampftag der Arbeiterklasse.

Seit seiner Etablierung hat der Tag der Arbeit viele Arbeitnehmerrechte erkämpft, die wir mittlerweile für selbstverständlich halten. Dazu gehören unter anderem der 8-Stunden-Tag, die 5-Tage-Woche, bezahlter Jahresurlaub, Kündigungsschutz, Betriebsräte, der Mindestlohn, Gesundheitsschutz und soziale Sicherheit für Arbeitnehmende.

Andere Länder machen vor, wie es nicht geht

Und es ist heute wichtiger denn je, dass Arbeitnehmende und solche, die es mal werden, auf ihre Rechte pochen. In Österreich haben ÖVP und FPÖ ein neues Arbeitsgesetz verabschiedet, das am 1. September 2018 in Kraft getreten ist: 12-Stunden-Tage, also 60-Stunden-Wochen sind seitdem erlaubt.

Noch rücksichtsloser wird im autoritären China von Arbeitgebenden vorgegangen: In chinesischer Tech-Unternehmen wurde die 72-Stunden-Woche inoffiziell eingeführt, und das obwohl  die Arbeiternehmenden eine 40-Stunden-Woche in ihrem Vertrag stehen haben. Die große Abhängigkeit der Arbeitnehmenden von ihrem Job bedeutet, dass sie keine Möglichkeit haben, sich gegen diese rücksichtslose Ausbeutung zu wehren. Stattdessen resultiert die Überarbeitung in schweren Krankheiten und teilweise sogar dem Tod, wie die chinesische Staatszeitung China Daily berichtet.

Nur wenn jedes Jahr an die Rechte der Arbeitskräfte erinnert wird, kann man die Profitgier der Arbeitgebenden eindämmen. Deshalb ist es wichtig, ein Bewusstsein für die Bedeutung des Tags der Arbeit zu schaffen, sodass unsere liberale Gesellschaft ihre Rechte und ihre Grundsätze behält.

Titelbild:  Susanne Kuerth / Photocase

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.