Interview

„Ich wollte einfach nur eine geile Platte rausbringen“

Wincent Weiss lehnt an einer Laterne (c) Christop Küstlin
Lässig lehnt Wincent Weiß (c) Christop Küstlin
Wincent Weiß war mal bei „Deutschland sucht den Superstar“ dabei und steht nun auf seinen eigenen Singer-Songwriter-Beinen. Im Interview spricht er über sein neues Album „Irgendwie anders“ und Kollege Milow.
Von Clara Weiland

Vor zwei Jahren suchte er noch „Irgendwas gegen die Stille“, heute ist er „Irgendwie anders“. Denn so heißt das neue Album von Wincent Weiss, das Ende März veröffentlicht wurde. Im Interview erzählt er von den Geschichten hinter den Songs, seinen inneren Gedanken und der Teilnahme bei „Sing meinen Song 2019“.

Dein Album „Irgendwas gegen die Stille“ kam 2017 raus, Ende März wurde nun dein neues Album veröffentlicht, „Irgendwie anders“. Was ist denn heute anders als vor zweieinhalb Jahren?

Also mit Blick auf das Album: Auf jeden Fall meine musikalische Erfahrung und das, was ich im Studio alles erleben durfte. Ich hatte viel mehr Freiheiten und konnte familiärer arbeiten. Ich war mit meinem Produzenten viel öfter allein, wir haben mehr experimentiert. Ich habe mich natürlich auch stimmlich weiterentwickelt und kann ganz anders an die Sachen rangehen, zum Beispiel rauer singen oder mehr Kopfstimme reinbringen. Ich konnte also alles das machen, was ich mir beim ersten Album schon erträumt hatte.

Dein neues Album ist ja auch ziemlich ehrlich und es lassen sich bestimmte Themen erkennen, wie Nachdenklichkeit und Sehnsucht. Hast du immer noch diese Gefühle, und was hilft dir über die Einsamkeit auf Tour hinweg?

Ja, natürlich. Diese Einsamkeitsgefühle kommen gerade auf Tour hoch, wenn man alleine im Hotelzimmer liegt und von Stadt zu Stadt fährt, in denen man keinen Menschen kennt. Aber ich glaube, was da hilft, sind Freunde und Familie, die man immer anrufen kann, wenn man möchte, und denen man jederzeit schreiben kann, mit denen man auch facetimen kann. Aber meine Band ist ja mittlerweile auch zu einer kleinen Zweitfamilie geworden. Egal wo ich bin, ist ja dann auch immer eine kleine Familie dabei.

Aus den Medien weiß ich, dass du auch schon überlegt hattest, deine Karriere aufzugeben. Das hast du ja zum Glück nicht getan. Was hat dich deine Meinung ändern lassen?

Also ganz aufgeben wollte ich sie nicht. Ich wollte sie höchstens ein bisschen zurückschrauben, weil sie mein Leben zu sehr negativ beeinflusst. Aber die Konzerte und die Fans haben mir einfach den Antrieb gegeben, immer weiterzumachen, weil das so eine schöne Zeit ist, auf der Bühne. Man kann den Menschen so viel geben. Ich bekomme viele persönliche Nachrichten, was Personen mit meiner Musik verbinden. Es ist so toll, zu sehen, wie glücklich man Menschen mit seiner Musik machen kann.

So nackt und ehrlich wie jetzt auf dem Album war ich vor fünf Jahren noch nicht.

Musiker Wincent Weiß hat einen Song über seinen Vater gemacht.

Ist das deine Geschichte, die du uns auf deinem neuen Album erzählen möchtest?

Ja klar, das ist alles autobiografisch. Das ist alles das, was in den letzten drei Jahren bei mir passiert ist. Auch das von früher, wie familiäre Sachen oder das mit meinem besten Freund.

Eher traurig ist dein Song „1993“. Er handelt von deinem Vater, den du nie kennengelernt hast. Warum hast du diese ganzen Gefühle gerade jetzt in einem Song verarbeitet?

Ich habe den Song tatsächlich schon vor fünf Jahren geschrieben, noch vor meinem ersten Album. Aber ich fand ihn damals etwas unpassend, da ich zu der Zeit noch nicht so persönlich geworden bin. Also, so nackt und ehrlich wie jetzt auf dem Album war ich da noch nicht. Ich wollte den Song schon immer rausbringen, habe mich aber erst jetzt bereit dafür gefühlt.

In dem Song „Kaum erwarten“ hast du auch schon erahnen lassen, dass du dir selbst bald eine kleine Familie wünscht. Ist das so?

Ja, ich bin ein totaler Familienmensch und für mich ist das größte Ziel im Leben, eine Familie zu gründen und Vater zu werden. Aber ich setze mir da jetzt kein Zeitlimit. Das kommt alles, wenn der richtige Zeitpunkt da ist.

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Dein erstes Album belegte Platz drei der deutschen Charts und wurde erst vor Kurzem mit Platin ausgezeichnet. Erhoffst du dir diesen Erfolg auch mit deinem neuen Album?

Nein. Also ich plane so was wie Erfolge nicht, das sind alles eher Plattenfirmen-Gedanken, bei denen sich Zahlen im Hinterkopf drehen, die sagen, wie der Erfolg sein soll oder was wir übertreffen sollen. Ich wollte aber einfach nur eine geile Platte rausbringen, mit der ich zufrieden bin, und das habe ich getan. Wie erfolgreich es wird, haben die Leute draußen in der Hand, aber ich bin über jeden Einzelnen, der es hört, dankbar. Mal schauen, wie viele es im Endeffekt werden.

Du nimmst ja an der diesjährigen Staffel von ,,Sing meinen Song“ teil. Was erwartest du von der Teilnahme und worauf freust du dich am meisten?

Alle Erwartungen, die ich hatte, wurden schon irgendwie bestätigt, weil das ja im Februar gedreht wurde. Für mich war das einfach eine super Ehre. Wir waren in Südafrika und alles wurde gefilmt. Es war schon krass, zu sehen, wie Künstler, die schon im Radio liefen, als ich 12 oder 13 war, wie Milow, plötzlich meine Songs singen. Es war eine wunderschöne Erfahrung und ich bin dankbar, dass ich dabei sein durfte. Mit so vielen etablierten Künstlern auf einem Sofa zu sitzen und Musik zu machen, das ist schon geil gewesen.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.