Schülerzeitung: Warum drucken die Digital Natives?

viele gedruckte Schülerzeitungen auf einem Tisch
Bei der Jurysitzung des Schülerzeitungswettbewerbs der Länder stapeln sich die Zeitungen. Ob sich das in naher Zukunft ändern wird? (c) Erik Holm-Langhof / Jugendpresse Deutschland
Nur ein Onlinemagazin ist unter den Gewinnern des Schülerzeitungswettbewerbs. Warum nicht mehr? Wir haben bei den Online-Schülerzeitungen „Schülerexpresse Online“ und der „Yellow Post“ und bei Helene Fuchs von der Jugendpresse Deutschland nachgefragt.
Von Hristo Lolovski

Bei dem diesjährigen Schülerzeitungswettbewerb der Länder hat sich etwas herausgestellt: Die meisten Schülerzeitungen werden immer noch gedruckt, nur ein einziges Online-Magazin ist unter den Ausgezeichneten. Das wirkt überraschend, wenn doch die Zeitungsmacher der Generation der Digital Natives angehören.

In Sachen Zeit und Geld gewinnt der Blog

Die eine Gewinnerzeitung ist der „Schülerexpress Online“ der Grundschule Nienstädt. Sie hat es auf den ersten Platz in der Kategorie der Grundschulen geschafft. Zwei Jahre sind vergangen, seit die Zeitung von einer Papier- zu einer Onlineausgabe geworden ist. „Vor zwei Jahren waren beide parallel, also die Online- und Printausgabe“, teilt die betreuende Lehrerin Dörte Piper-Höhn mit. Das sei aber für sie zeitlich und finanziell zu aufwendig gewesen. Bei der Entscheidung für eine Onlineseite habe aber der Zeitfaktor am Ende die wichtigste Rolle gespielt. Sie sieht nur Vorteile darin, dass die von ihr geleitete Schülerzeitung zu einem Blog geworden ist. Und sie freut sich, dass so den Schülern schon in der Grundschule ein zeitgemäßes Medium angeboten werden könne.

Wir kriegen auch immer nette Kommentare.

Lotta, Redakteurin vom Schülerexpress Online, mag die Arbeit am Computer.

Die jungen Journalisten, die freiwillig Teil der Redaktion sind, finden alles rund um ihre Onlinezeitung und besonders die Arbeit an Computern spannend. „Ich finde eine Onlinezeitung besser, weil man viel mit dem Computer zu tun hat. Und wir kriegen auch immer nette Kommentare“, sagt die 10-jährige Lotta. Früher habe die Zeitung nur eine Ausgabe pro Jahr gehabt, was dazu geführt habe, dass die Artikel teilweise nicht mehr aktuell waren, wenn sie erschienen sind. Dank der Onlineausgabe müsse man nun keine veralteten Nachrichten mehr veröffentlichen. Diese Entscheidung habe die Zeitung auch zugänglicher gemacht, weil sie von Kindern und Eltern von zu Hause und zu jeder Zeit gelesen werden könne. Das sorgt für hohe Besucherzahlen. Im Unterricht scrollen die Schüler zusammen mit ihren Lehrern ebenso über die Onlinezeitung und besprechen die Artikel.

Auf einem Blog kann man auch Videos veröffentlichen

Die Schülerzeitung „Yellow Post“ der Integrierten Gesamtschule Roderbruch in Hannover hat sich ähnlich entwickelt. Vor vier Jahren wurde auf einen Blog umgestellt, ebenfalls aus Kostengründen: „Einerseits wegen der Kosten, andererseits, weil sich die Schüler im Internet befinden und digital sind“, kommentiert die Lehrerin Melanie List, die die 60 Mitglieder der Redaktion anleitet. „Außerdem kann man mehrere Artikel täglich parallel mit den Ereignissen publizieren.“ Die gedruckte Schülerzeitung sei im Vergleich dazu ein sehr langsames Medium gewesen. Dank der Größe der Redaktion sei es möglich, Redaktionsmitglieder zu jedem Ereignis in der Schule zu schicken, um Bilder und Videos zu machen, die dann im Unterricht bearbeitet werden.

Auf Instagram sind viele Schüler und wenn man da eine Seite hat, erreichen wir viel mehr Leute.

Sara schreibt für die Yellow Post und kennt ihre Leserschaft.

„Total gerne drehe ich Filme bei Veranstaltungen oder interviewe andere Leute“, bestätigt die 14 Jahre alte Josy. Die Bild- und Videoberichte landen dann auf dem Blog, auf YouTube oder Instagram. Mit den Social-Media-Kanälen haben sie eine viel größere Reichweite, stellen Sara und Josy fest, die für die Zeitung schreiben und die Leidenschaft für die journalistische Tätigkeit teilen. „Auf Instagram sind viele Schüler und wenn man da eine Seite hat, erreichen wir viel mehr Leute“, sagt die 15-jährige Sara.

Seitdem die Zeitung, die sich im Jahr 2017 den Innovationspreis beim Schülerzeitungswettbewerb geschnappt hat, nur noch online erscheint, wachsen die Zugriffszahlen stetig. „Seit der Gründung verdoppelt sich die Leserzahl jährlich“, kommentiert Melanie List. Bei der Auswahl der Themen und der Umsetzung konzentriert sich die Redaktion auf das Interesse der Schüler. So sind die Ideen zu ihren Rubriken wie „Lehrerinterviews“ oder „3 Fragen an …“ entstanden. „Ich bin auch Deutschlehrerin und ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schüler ungerne lange Texte lesen. Deswegen haben wir uns für genau drei Fragen entschieden“, berichtet die Lehrerin.

Es werden mehr Onlinemagazine

Es sei der Trend zu beobachten, dass die Zahl der Schülerzeitungen mit Onlineausgabe zugenommen habe, informiert Helene Fuchs. Als Grund für diese Entwicklung nennt die 20-Jährige, die Teil des geschäftsführenden Vorstands der Jugendpresse Deutschland ist, die vielen Lösungen, die die Gestaltung einer Onlinezeitung einfach machen: „Es ist nicht mehr so, dass man HTML können muss, um eine gute Seite einzureichen. Es gibt Tools, die es einem erleichtern.“

Es ist sehr schön für Schülerinnen und Schüler, am Ende dieses großen, langen Prozesses des Schülerzeitungsmachens ein echtes Produkt in der Hand zu haben.

Helene Fuchs war Teil der Jury des Schülerzeitungswettbewerbs der Länder.

Ein solches Tool ist WordPress, auf dem beide Onlinezeitungen basieren. „Die Schüler können es sehr gut bedienen und es ist sehr einfach“, bestätigt Melanie List von der „Yellow Post“. Helene Fuchs war Mitglied der Jury des diesjährigen Schülerzeitungswettbewerbs der Länder. Bei der Bewertung der Onlinezeitungen werde vor allem auf die Aktualität der Themen und die regelmäßige Veröffentlichung geachtet, berichtet sie.

Trotzdem erscheinen die meisten Schülerzeitungen noch immer auf Papier. Für Helene, die mit der Unterstützung der Jugendpresse an ihrer mittlerweile ehemaligen Schule eine Schülerzeitung gegründet hat, kann man den größeren Anteil an Printzeitungen damit begründen, dass man sie in die Hand nehmen kann: „Ich glaube, gerade wenn Schülerzeitungen neu gegründet werden, ist es sehr schön für Schülerinnen und Schüler, am Ende dieses großen, langen Prozesses des Schülerzeitungsmachens ein echtes Produkt in der Hand zu haben.“

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.