Den Winter verschlafen wie ein Bär

Schlafender, brauner Bär
Bei minus 10 Grad nicht aufstehen zu müssen, sondern einfach weiter pennen. Wäre Winterschlaf bei den Menschen möglich?
Von Hristo Lolovski

Wir alle kennen es, wenn man im Winter am kalten Bahnhof auf den verspäteten Zug wartet. In solchen Fällen schießt mir gerne ein Gedanke durch den Kopf: „Wie gut wäre es, wenn ich den Winter einfach überspringen und im schönen Frühling aufwachen könnte …“

Und bald könnte dies möglich sein, denn der Erforschung des menschlichen Winterschlafes widmen sich viele Forscher. Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA, die seit Jahren Untersuchungen in diesem Feld fördert, sieht in der Hibernation viele Vorteile. Wäre es möglich, die Besatzung eines Raumschiffs in kontrollierten Ruhezustand zu bringen, wären Sport- und Unterhaltungsgeräte am Bord nicht notwendig. Während sie schlafen, würden die auf 32 bis 34 Grad gekühlten Astronauten auch keinen Hunger kriegen und so deutlich weniger Lebensmittel verbrauchen. Mit diesem gesparten Gewicht plant die NASA, die Raumfahrzeuge sicherer zu machen. So können die Szenen aus dem Film „Interstellar“, in dem Astronauten schlafend in sogenannten „hypersleep pods“ zu sehen sind, bald Realität werden. Ob sich diese Art der künstlichen Winterruhe aber auch auf die breite Gesellschaft anwenden ließe, bleibt ungeklärt.

Die Idee, dass Menschen über die ganzen kalten Jahreszeiten einfach wie die Bären schlafen, ist gar nicht so neu. Noch im Jahr 1900 berichtet das medizinische Magazin BMJ über ein sibirisches Volk, dessen Mitglieder beim ersten Schnee um das Feuer zusammenkamen und schlafen gingen, da die Nahrungsmittel nicht ausreichend waren, den Winter zu überleben. Aus diesem Grund wachte jedes Mitglied der in der Nähe von Pskow siedelnden Familien nur einmal pro Tag auf, um ein Stück Brot mit etwas Wasser hinunterzuschlucken. Bei dem Schlaf, der auf russisch „Lotska“ genannt wurde, wurden die Schlafenden, im Gegensatz zu den NASA-Astronauten, von dem Feuer warm gehalten und vor den niedrigen Temperaturen bewahrt bis es erste Zeichen des Frühlings gab.

Leider ist die Wissenschaft, trotz der ehrgeizigen Pläne, noch nicht soweit gekommen, Experimente mit Menschen durchzuführen. Bis diese Zeiten kommen, müssen wir am kalten Bahnsteig auf den Zug einfach tapfer sein …

Titelbild: Ein Bär schläft. Im Winter begeben sich die Tiere übrigens nur in Winterruhe, nicht in Winterschlaf.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.