Meinung

Es regnet – (k)ein Grund sich zu beschweren

Laub im Regen
Da regnet es endlich und dann ist es auch nicht recht. Warum ist Wetternörgeln überhaupt noch angesagt?
Von Julia Sauer

Kaum fallen die Temperaturen auf im Herbst übliche Werte um die 10 bis 15 Grad (die Durchschnittshöchstwerte für Oktober liegen in Deutschland bei 13 Grad), hört man mindestens einmal täglich „Es regnet schon wieder“ oder „Die Sonne lässt sich zurzeit wirklich nie blicken“ oder „Bei so grauem Wetter kriege ich gleich ganz schlechte Laune“.

Man könnte meinen, der Herbst sei an allen Übeln dieser Welt Schuld. Doch erinnern wir uns an den Sommer: tagsüber 38 Grad im Schatten, nachts 20 Grad oder mehr. Da wurde selbstverständlich auch nicht mit Kritik gespart. In Anbetracht dieser nicht neuen Beobachtung verwundert es, dass Wetternörgeln überhaupt noch en vogue ist und gefühlt niemand genug davon bekommt – oder gar die Schizophrenie dahinter den Leuten nicht peinlich ist.

Ist es euch nicht peinlich?

Schließlich hat der Herbst auch viele Vorteile: Soziophobiker können ihr Verhalten mit einem kleinen Wink aufs Wetter leicht entschuldigen. Bücherwürmer und Filmjunkies kommen endlich auf ihre Kosten. Die Vorfreude auf Winter (Schnee!) und dann Frühling und Sommer gäbe es nicht, wenn man einen ewigen Sommer hätte. Pärchen können endlich wieder kuscheln, ohne aneinander festzukleben, und es ist Zeit zu Verfügung, shoppen zu gehen. Schließlich brauche man ja wirklich neue Klamotten für die kalte Jahreszeit. Das kann für Kaufhausmuffel und Umweltbewusste aber natürlich auch ein Problem sein, Stichwort Ressourcenverschwendung. Denn für die Produktion einer Jeans werden 8000 Liter Wasser benötigt.

Andererseits: Sich ein bisschen zu beschweren, ist einfach menschlich. Insgeheim sollte man Regen, Sturm und  niedrige Temperaturen trotzdem zu schätzen wissen – auch wenn das schwerfällt – und sich vor allem nicht runterziehen lassen vom „schlechten“ Wetter. Ändern können wir es eh nicht.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.