Interview

„Es ist völlig in Ordnung, nicht perfekt zu sein“

Tom Odell liegt auf einer Couch
Tom Odells neues Album „Jubilee Road“ feiert das Leben, wie es ist. Wir haben den Singer-Songwriter zum Interview getroffen.
Von Anastasia Barner

Cool oder uncool: Das ist hier tatsächlich mal nicht die Frage. Dennoch haben wir uns mit dem britischen Singer-Songwriter Tom Odell auch darüber unterhalten.

Dein neues Album „Jubilee Road“ kommt am 26. Oktober 2018 auf den Markt. Was verbirgt sich hinter dem Namen?

Der Name ist inspiriert von der Straße, in der ich wohnte, als ich das Album geschrieben habe. Es ist eine kleine Straße im viktorianischen Stil im Osten von London.

Es ist das erste Mal, dass du die zehn Songs nicht nur geschrieben und eingesungen hast – du hast sie auch produziert. Wie war das für dich?

Sehr aufregend. Ich habe bei bereits veröffentlichten Alben bei der Produktion mitgeholfen, aber dieses Mal war ich viel mehr involviert, bei jeder einzelnen Note. Bereits als ich die Lieder geschrieben habe, wusste ich, wie sie klingen sollten.

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Es geht zwar um dein Leben, aber auch um das deiner Freunde. Bekommst du da nicht Probleme, wenn jemand nicht mag, was du über sie oder ihre Geschichte singst?

Wenn ich über das Leben von jemanden schreibe, geht es nicht nur um diese eine reale Person, sondern es sind viele verschiedene Leute, die zu einer zusammenfließen. Es gibt eine schmale Grenze zwischen Fiktion und Realität. Für viele ist es dadurch schwer, sich selbst wiederzuerkennen.

Du hast deine Leidenschaft für Musik schon sehr früh entdeckt. War es immer dein Traum, Sänger zu werden?

Ja. Also eigentlich wollte ich Songwriter werden. Aber ich habe angefangen zu singen, damit meine Lieder auch gehört werden, denn leider wollte kein anderer sie singen.

Du hast einmal in einem Interview gesagt, dass du es für „uncool“ gehalten hast, deine eigenen Songs zu schreiben, als du 14 warst. Denkst du das immer noch? Fühlst du dich manchmal noch uncool?

Nein. Ich wurde immer falsch zitiert, um ehrlich zu sein. Ich fand es nie „uncool“, ich habe es nur nie getan, um cool zu sein. Wohingegen es immer den einen Typen auf der Party gab, der irgendwas gemacht hat, nur weil es „cool“ war. Das Schreiben von Songs war früher immer meine private Sache. Zudem war ich immer eher der Außenseiter.

Welchen Rat würdest du Außenseitern oder deinem jüngeren Selbst geben, den du dir selbst gewünscht hättest?

Meiner Meinung nach sind die coolsten Leute diejenigen, denen es egal ist, was andere über sie denken. Sei du selbst.

Viele werden berühmt – und dann überheblich. Wie behältst du die Bodenhaftung?

Man muss einfach auf seine innere Stimme hören, zum Beispiel durch Meditieren. Ich habe damit vor ein paar Jahren angefangen und es hilft mir dabei, die Balance zu halten.

Du warst einmal in einer Band, aber bevorzugst du es, Solokünstler zu sein, und wenn ja, warum?

Ich habe eine Band, mit der ich seit Jahren auftrete, und somit habe ich das Beste aus beiden Welten. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin ein wenig wie ein Kontrollfreak, daran muss ich noch arbeiten. Ich habe also sehr klare Vorstellungen, was es erschwert, in einer Band zu sein.

Ich denke, das Unperfekte macht uns menschlich.

Tom Odell, Singer-Songwriter

Deine Texte sind tiefgründig und manchmal erscheint es einem, als ob jemand, der viel älter ist, diese Lieder geschrieben hat. Versteckst du eine alte Seele in dir?

Ich bin ein alter Mann. (lacht) Mein Leben war bis jetzt sehr intensiv, ich habe nie rumgesessen und nichts gemacht, sondern immer das Abenteuer gesucht. Ich bin sehr interessiert, die Geschichten von anderen Menschen zu hören und offen zu bleiben.

Du wirst oft zitiert, wenn du Interviews gibst. Welches Zitat würdest du gerne einmal von dir selbst lesen?

Das neue Album zelebriert das unvollkommene Leben. Wenn ich mir die Texte noch einmal durchlese, dann geht es immer um das Nicht-Perfektsein vom Leben. Ich denke, das Unperfekte macht uns menschlich, es bringt uns zusammen. Mit „Jubilee Road“ möchte ich das feiern, es ist völlig in Ordnung, nicht perfekt zu sein.

Cover vom Album Jubilee Road von Tom Odell

Wer ist jetzt dieser Tom Odell?

Thomas „Tom“ Peter Odell begann sehr früh Klavier zu spielen, mit 13 Jahren schrieb er seine ersten Songs. Lilly Allen entdeckte ihn schließlich und verschaffte ihm einen Vertrag bei Columbia. 2012 erschien seine erste EP „Songs from Another Love“. 2013 gewann er bei den Brit Awards die Critics Choice. Seitdem sind zwei LPs erschienen, die dritte „Jubilee Road“ kommt am 26. Oktober raus.

Titelbild: Sophie Green

Oh, I am feeling so funky! Seit ich denken (oder besser gesagt schreiben) kann, interessieren mich Menschen und deren Geschichten. Ob es nun John Cena oder mein Großvater ist – jede Story ist es wert erzählt zu werden. Ich gebe denjenigen eine Stimme, die gehört werden möchten. Zu dem arbeite ich für das Konferenzformat TEDx in einer Agentur. Irgendwas mit Medien eben. Bin ja auch echte Berlinerin.