Meinung

Werbung auf WhatsApp: Der Kommerz lässt grüßen

Geldscheine
Image of a shower of Dollars with a white background.

Ab 2019 soll WhatsApp monetarisiert werden, sprich mit Werbung zugespammt werden. Die letzten Hürden gingen von selbst, jetzt kann die große Geldscheffelei beginnen.

Von Markus Hoppe

Seit 2016 kann jeder User mit WhatsApp kostenlos Nachrichten versenden. Hinzu kamen kostenlose Angebote wie der Video-Chat, der 24-h-Status, GIF’s und vieles mehr. Nie wurde Werbung geschaltet. Und genau das soll sich jetzt ändern. Doch fangen wir von vorne an:

Jan Koum und Brian Acton gründeten WhatsApp. Bevor Facebook sie 2014 aufkaufte, hatten sie ein klares Ziel: Niemals werden sie auf ihrer Plattform die Nutzer mit ungeliebter Werbung belästigen. Auch nach dem Aufkauf blieben sie dem Motto treu. Sollen Facebook & Co. ihren Nutzern die volle Werbedröhnung geben, wir werden es nicht tun. Und so blieb es auch. Bis 2016 kaufte man WhatsApp für 99 Cent, sodass ein wenig Geld an die Firma zurückkam. Diesen eher als symbolisch zu betrachtenden Euro schaffte Facebook ab. Denn: Bei Facebook müssen Nutzer nichts mit Geld bezahlen.

Facebook geht vor die Hunde, eine neue Quelle muss anscheinend ran

Ja, und dann kamen die Quartalszahlen: Facebook geht vor die Hunde. Nutzungseinschränkungen, Kursabstürze, Spionageskandale machten die Sache nicht besser. Unser grüner Nachrichtendienst kann auf stolze anderthalb Milliarden Nutzer blicken. Da zählte man eins und eins zusammen. Und zack kam anscheinend die Erkenntnis: Wir schalten jetzt auch in WhatsApp Werbung.

Das letzte Hindernis, was diesem Schritt im Weg stand, verließ im Mai das Unternehmen: WhatsApp-Gründer Jan Koum verabschiedete sich – wohl auch wegen Facebooks Haltung zu Datenschutz und Werbung – und folgte damit seinem Mitgründer Brian Acton. Tschüss, Gründer von WhatsApp. Und hallo Werbung, die da keiner haben möchte.

Aber – noch ist nichts verloren: Um Werbung zu schalten, müsste WhatsApp auf Facebooks Anzeigensystem zugreifen. Und das ist rechtlich untersagt, da kein Datenaustausch zwischen den beiden Unternehmen stattfinden darf. Doch es gibt wohl Lücken. Zudem sollen Anzeigen erst einmal nur im 24-Stunden-Status erscheinen und es soll angeblich eine Möglichkeit geben, Werbung abzulehnen.

Doch wenn ich die erste Werbung sehe, bin ich echt enttäuscht. Ein Motto hatte WhatsApp: User first! Nun gehen die Gründer der App, und Facebook nutzt das gekonnt aus. Für mich lässt sich da ein Schema erkennen: Facebook nutzt personalisierte Werbung, Nutzer werden damit bombardiert, sie verlassen Facebook. Das schöne Geld geht flöten. Nun nutzt Facebook die nächste Groß-App und setzt damit aufs Spiel, sie zu zerstören.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.