Interview

„Was habe ich zu verlieren“

Rubin Lind, Gründer von Skills4School

Statt seine Abiturnote zu verbessern, hat Rubin Lind lieber eine App entwickelt, die das Lernen erleichtert.

Von Jessica Schattenberg

Rubin Lind wollte endlich bestens vorbereitet in jeden noch so kleinen Test gehen und auch für die letzte Klausur kein „Bulimie“-Lernen, sondern gezielte Übungen auf dem Plan stehen haben. Mit „Skills4School“ können Lehrer ihren Schülern zielgerichtete Aufgaben zum Üben geben, die digitale Lernrevolution ist Anfang 2018 für Mathe und Biologie auf den Markt gekommen. Wir haben den 18-jährigen Gründer zum Interview getroffen.

In welchem Fach hätte die App „Skills4School“ dir geholfen, wäre sie schon vor Jahren entwickelt worden?
Definitiv Mathe.

Woher stammt dein Mut zum Gründen?
Ich glaube, du musst einfach Lust darauf haben. Und selbst wenn niemand unsere App herunterlädt und sie sich als vollkommener Flop herausstellt, dann habe ich trotzdem eine großartige Zeit gehabt und viel gelernt. Was habe ich also zu verlieren?

Seit knapp einem Jahr hast du dein Abitur in der Tasche. Bist du zufrieden?
Ach, ich kann gut mit meinem 2er-Abschluss leben. Die Nachprüfungen habe ich sausen lassen, weil wir am „Start-up Teens“-Wettbewerb teilgenommen haben – und den inklusive Preisgeld von 10.000 Euro sogar gewonnen haben. Also hätte mein Abi vielleicht besser ausfallen können, aber dafür haben wir wieder Spielraum für neue Ausgaben.

„Die Programmierarbeit überlasse ich auch bei uns im Team lieber den Experten,“ sagt Rubin Lind lachend.

Wie geht es nun für dich weiter?
Ich hatte überlegt zu studieren. Aber das hätte ich wahrscheinlich nur halbherzig gemacht, da „Skills4School“ ganz klar im Fokus steht. In diesem Jahr haben wir die App gelauncht, das war ein großer Schritt. Ich bin viel unterwegs, immer in Kontakt mit Personen, die ein Stück zu unserem Projekt beitragen oder denen ich vielleicht einen Schritt weiterhelfen kann. Wenn ich dann aber ein Studium beginne, wird das sicher irgendwas mit Wirtschaft. Die Programmierarbeit überlasse ich auch bei uns im Team lieber den Experten. (lacht)

Ihr seid auf Investorensuche. Wie reagieren große Firmen, wenn ein 18-jähriger CEO anklopft und nach einer großen Summe Geld fragt?
Das kommt ganz darauf an, für wie sinnvoll sie die Idee halten. Oft werde ich aber eingeladen, um „Skills4School“ einmal komplett vorzustellen.

Welche Hürden musstest du auf dem Weg bis zur fertigen App nehmen?
Die Bürokratie war ein ganz schöner Brocken. Du lernst leider in der Schule nicht, auf welche Klauseln du in Verträgen achten musst oder weshalb die Steuererklärung wichtig ist. Gut ist, dass wir dabei mittlerweile Unterstützung erhalten.

Aber jetzt, wo die App auf dem Markt ist, kannst du dich doch ganz entspannt zurücklehnen?
Schön wär’s! Nun wird weitergearbeitet und verbessert – immer und immer weiter. Langfristig wollen wir „Skills4School“ auf weitere Fachbereiche ausweiten. Doch daneben gibt es unzählige Kleinigkeiten, die einen entscheidenden Unterschied machen. Dafür haben wir ein immer größer werdendes Team und mittlerweile sogar ein eigenes Büro, und das fühlt sich definitiv anders an, als von seinem Zimmer zu Hause aus zu arbeiten.

Und was sagen neue Bekanntschaften, wenn sie erfahren, dass du dich mit deiner eigenen Idee selbstständig gemacht hast?
Da gibt es die, die dann ganz begeistert sind und das cool finden, oder jene, die skeptisch schauen. Komplett unterschiedlich.

Welchen Tipp würdest du deinem 17-jährigen Ich zum Zeitpunkt des Projektstarts geben?
Dass ich mit mehr Geduld an die Sache rangehe. Du willst schnell viel erreichen, doch die App und auch die Firma müssen in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Und dass als Erstes ein Prototyp direkt an die Zielgruppe gegeben wird. So erfährst du, ob deine Idee überhaupt sinnvoll ist und das Produkt tatsächlich gebraucht wird.

 

Titelbild: Frauke Schumann Fotografie

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.