Fußball hier und in der Welt: Kultur oder Kommerz?

Wiese im Fußballstadion
Wiese im Fußballstadion (c) pexels.com

Fußballkultur stirbt aus! Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass die vollständige Kommerzialisierung des Fußballs nicht mehr aufzuhalten ist. Immer mehr Vereine verkaufen ihre Identität an die Scheichs, die großen Marken oder an irgendwelche geldgierigen Aktienmarktspekulanten.

Von Theo Schnabl, Klasse 17-2, BBA – Akademie der Immobilienwirtschaft, Berlin

Die sogenannte „Stehplatzkultur“ nimmt in deutschen Stadien immer mehr ab. Die Tendenz geht immer mehr zu stimmungshemmenden Sitzplätzen. Die Vorgaben der FIFA, UEFA und des DFB unterstützen diese widersinnigen Entwicklungen immer wieder. Stadionnamen werden in bekannte Markennamen umgeändert. Der moderne Fußballverein ist leider nur noch eine kalte, langweilige Aktiengesellschaft.

1. FC Union als Gegenbeispiel

Glücklicherweise gibt es noch Vereine, die sich dieser Entwicklung vehement entgegen stellen. Der 1. FC Union Berlin ist einer dieser Vereine. Er verkörpert Fußballkultur noch zu 100 Prozent. Klar geht im aktuellen Fußball nichts mehr ohne Sponsoren. Jedoch schmückt immerhin noch ein traditioneller Stadionname den Kessel des Vereins.

„Die alte Försterei“ ist das Stichwort. Die alte Försterei – ein Ort, an dem Fans noch selbst mithelfen, sie zu errichten und umzubauen. Das Stadion, das noch eine Stehplatzauslastung von 80 Prozent hat.

Ein Verein wie eine Familie

Bei Union läuft eben noch alles ein bisschen anders. Hier sind auch nicht reiche Investoren oder Aktienmarktspekulanten Anteilseigner des Vereins, sondern die Fans. Man könnte sagen: Bei Union herrscht ein gemeinschaftlicher oder sogar familiärer Zusammenhalt. Bei dem kürzlich neu beschlossenen Stadionumbau werden Interessen und Wünsche der Fans stets mit berücksichtigt.

Die Anzahl der Stehplätze steigt um etwa ein Drittel. Außerdem wird eine neue Fankneipe direkt mit in das Stadion eingebunden. Nicht zu vergessen ist natürlich auch die atemberaubende Stimmung im Stadion. Dazu tragen immer neue Gesänge und Choreografien im Stadion bei. Die Vereinsführung unterstützt diese Fan-Aktionen finanziell.

Ein kultureller Wandel – nicht nur in Deutschland

Den absoluten Gänsehautmoment bekommt man spätestens bei der Union-Hymne zu Beginn des Spiels. Union ist eben ein besonderer Verein. Aber genau das ist der Punkt. Ein solcher Verein gilt heute als besonders. Dabei waren solche Vereine vor nicht einmal 50 Jahren noch in der ganzen Welt und vor allem in Europa noch völlig typisch.

In England, Frankreich und Italien ist die wahrhaftige Fan-Kultur schon nahezu ausgestorben. In Deutschland dagegen besteht noch Hoffnung. Wir haben noch viele ähnliche Vereine wie Union, die in der ersten bis dritten Liga spielen.

Trend gegen Traditionsvereine

Allerdings geht der Trend auch gegen Traditionsvereine. Es rücken immer mehr Vereine wie zum Beispiel Rasenballsport (Red Bull) Leipzig oder die TSG (SAP) Hoffenheim in den Vordergrund. Diese Vereine spielen zwar guten Fußball, aber dahinter steckt nur das Event oder Projekt, das die Marke verkaufen soll.

Wir brauchen Vereine, die die Gemeinschaft stärken und Leidenschaft mit sich bringen. Viele Zuschauer in ganz Europa haben leider schon vergessen, was es heißt bei einer Hymne Gänsehaut zu haben.

Tut euch zusammen, Traditions-Vereine!

Die Frage, die sich hier meines Erachtens stellt, ist: Wie können wir diesen Trend stoppen beziehungsweise umkehren? Ganz einfach: Die Traditions-Vereine müssen sich zusammenschließen. So würden sie gemeinsam Boykotte gegen alle kommerziellen Vereine durchsetzen.

Den Verbänden muss unmissverständlich gezeigt werden, dass ohne Traditionsvereine dem Fußball die Attraktivität verloren geht. Es müssen Grenzen für Gehälter und Ablösesummen eingeführt werden. Diese erreichen zurzeit Dimensionen, die einer menschlichen Leistung einfach nicht würdig sind.

Aber auch die Fans der Traditions-Vereine können und müssen einen entscheidenden Beitrag leisten, um sich gemeinschaftlich gegen diese Entwicklungen stark zu machen. Nur so können diese kulturellen Werte der Menschheitsgeschichte erhalten bleiben.

Beitragsbild: pexels.com

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.