Interview

30 Tage Fasten – wie schafft man das?

Fastenbrechen im Ramadan

Seit dem 16. Mai fasten viele gläubige Muslime wieder. Ramadan heißt die Zeit, in der tagsüber weder gegessen noch getrunken werden darf.

Von Leonie Wendt

Ece ist 19 Jahre alt und gläubige Muslima. Bei ihr Zuhause unterhalten wir uns über die Fastenzeit, das Fastenbrechen jeden Abend und ihre Eindrücke davon.

Wie ging es dir in den ersten Tagen der Fastenzeit? Gab es schon Schwierigkeiten?
Der erste Tag ist immer am schwierigsten, weil es ungewohnt ist und man erstmal reinkommen muss. Da hat man richtig Kopfschmerzen, weil man nicht essen und trinken darf. Wenn ein paar Tage vorbei sind, gewöhnt man sich eigentlich daran, dann läuft es gut. 

Du fastest erst seit dem 17. Mai, hast also nicht direkt angefangen. Warum hast du dich dafür entschieden?
Ich hatte am Mittwoch die mündliche Abiturprüfung und musste mich darauf konzentrieren. Wenn man nicht trinken und essen darf, fällt es einem schwer, sich auf etwas zu konzentrieren.

Darf man denn so einfach bestimmen, dass man erst ein paar Tage später anfängt? Immerhin gibt es ja eigentlich einen allgemeinen Starttermin.
Wenn man einen Tag nicht fastet, kann man das nach Ramadan „nachfasten“. Alle Tage, die man aussetzt – auch wenn man zum Beispiel seine Tage hat, dann darf man sogar nicht fasten – holt man dann einfach nach.

Wie läuft das Fastenbrechen abends ab? Gibt es Gebete, die ihr gemeinsam sprecht oder das gleiche Gericht jeden Abend?
Man bricht das Fasten mit der Familie! Man ist mal einen Tag bei der Tante, einen Tag beim Onkel, oder wir bekommen Besuch. Das ist immer gemeinschaftlich. Wir werden eingeladen und wir laden Leute ein. Man betet für sich, man betet zu Gott, dass er annimmt, dass wir gefastet haben. Man bricht das Fasten mit „hurma“, das sind Datteln. Die Vorspeise ist immer Suppe. Danach gibt es unterschiedliche Gerichte. Nach dem Essen sitzen alle zusammen. Man trinkt Tee, isst Kuchen und unterhält sich.

Wann hast du das erste Mal beim Ramadan mitgemacht? Gibt es ein festgelegtes Alter oder ist das individuell?
Für jeden Erwachsene, jeden Menschen, der gesund ist und sich dazu in der Lage fühlt, ist das Fasten Pflicht. Kinder werden langsam an die Sache heran geführt. Ich habe mit siebzehn angefangen und es davor immer ein paar Stunden ausprobiert. Wenn es nicht geklappt hat, habe ich abgebrochen. Man entscheidet das selbst. Am Anfang war es schwer. Ich faste auch nicht durch, es gibt Tage, da kann ich das einfach nicht.

Hat das Fasten für dich eine persönliche Bedeutung oder ist es eher eine traditionelle Sache, die du mit deiner Familie teilst?
Das Fasten gehört zu den fünf Säulen des Islams. Das ist die Hauptplicht aller Muslime. Wer gläubig ist, macht das. Wenn nicht, dann hat es auch keinen Sinn zu fasten. Im Ramadan beschäftigt man sich näher mit der Religion, liest auch im Koran und geht abends in die Moschee zum Beten. Der Fokus liegt darauf, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und auf Überflüssiges zu verzichten. Man darf ja auch keinen Geschlechtsverkehr haben, während man fastet. Es geht darum, auf die Triebe zu achten.

Hast du Ängste oder Bedenken, wenn du an die nächsten Wochen denkst?
Ich hatte Angst vor den ersten zwei Tagen, weil das schwierig ist, aber man gewöhnt sich daran. Der Magen verkleinert sich in der Zeit, deswegen isst man abends auch kaum was. Nach einem Teller Suppe bin ich immer schon satt. In der Zeit nehme ich auch ein bisschen ab. Das Fastenbrechen ist immer spät abends, so um halb zehn. Wenn man so spät isst, sollte man darauf achten wie und was man isst: Nicht alles rein ballern, sondern eher langsam essen. Die späte Uhrzeit macht viel aus. Ich esse zum Beispiel eher wenig und mache danach ein bisschen Sport. Wenn man nicht darauf achtet und sich vollstopft, dann nimmt man zu.

Hast du einen Tipp, wie man sich ablenken kann, wenn man Hunger oder Durst bekommt?
Der Ramadan war in den letzten Jahren immer im Sommer. Es ist draußen sehr warm, das ist anstrengend. Man sollte lieber nicht raus gehen, sonst bekommt man durch die Hitze Durst. Also ich liege immer zuhause im Bett und gucke den ganzen Tag Serien oder räume mein Zimmer auf. Man muss sich Ablenkung suchen, aber nichts sehr anstrengendes. Der Magen knurrt zwar ab und zu, aber das geht schon klar.

 

Titelbild: Getty Images / burak pekakcan

Neben Reisen, Lesen, Kochen und Musik ist Schreiben meine große Leidenschaft. Mal abgesehen von meinem Tagebuch und Laptop, seid jetzt auch ihr, liebe funky-Leser, Zeugen meines Hobbys. Hier beschäftige ich mich vor allem mit den Themen Kino, Freizeit, Lebenstipps und Reisen. Doch wenn ich so darüber nachdenke, am meisten Spaß macht es, Interviews zu führen und mit Menschen in Kontakt zu kommen.