Zerbrechlich und schwach: Unsere Eltern erziehen Weicheier

Nest mit rohen Huehnereiern
Nest mit rohen Huehnereiern (c) pexels.com

„Wir wollen doch nur das Beste für sie“, behaupten unsere Eltern immer siegessicher. Dabei sind sie diejenigen, die zum Wurf ausholen und mit ihrer perfekten Formel zur Erziehung eigentlich eine Flugkurve berechnen, mit der sie ihr kleines zerbrechliches Ei auf direktem Wege ins Verderben katapultieren.

Von Annika Powelski, KLasse 17-5, BBA – Akademie der Immobilienwirtschaft, Berlin

Sie chauffieren uns kompromisslos von A nach B, räumen uns alles hinterher, lesen uns jeden Wunsch in Rekordzeit von den Lippen ab. Dazu bemühen sie sich, praktisch jede Millisekunde unseres Lebens mit der Eieruhr zu timen. 
Stattdessen sollten sie mal darüber nachzudenken, ob es uns Kindern vielleicht deswegen so sehr an Selbstständigkeit mangelt.

Unsere Eltern erziehen ihr Ei zu einem verwöhnten, konflikt-, eigentlich schon lebensunfähigen Menschen, der seine freie Persönlichkeit nicht entwickeln kann. Ihre Kräfte sparen sie für Attacken gegen die unfähigen Lehrer oder Eltern eines „gemeinen und gefährlichen“ Jungen, der mit dem Löffel gegen ihr Ei gepocht haben soll. Denn man muss natürlich bei jedem kleinen Wehwehchen herbei stürmen.

Auch ihr Spezialgebiet, die Dauerüberwachung, sollte nicht vergessen werden. Unsere Elterngeneration fühlt sich besonders sicher, wenn sie ihr niedliches Ei auf Schritt und Tritt verfolgen und gleich zehnmal in Frischhaltefolie einwickeln kann. Doppelt hält bekanntlich besser. Also ist es ganz logisch, dass zehnmal auch nicht schlecht sein kann.

Doch ihre kleinen kugligen Eier können vor lauter Folie nicht mehr atmen. Auch weiß die heutige Generation von Eltern nicht, dass ein Ei viel schneller zerbricht, wenn es weich und umhüllt von Folie ist, als wenn man es von Anfang an härter kocht. In der Hinsicht haben unsere Eltern wohl noch viel zu lernen.

Beitragsbild: pexels.com

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.

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