Das Phänomen Bubble Tea

Person hält Bubble Tea in der Hand
Bubble Tea ist zurück!
Alicia Homann, funky-Jugendreporterin

Ein Trend kehrt zurück: Warum das Süßgetränk plötzlich wieder an Beliebtheit gewinnt und vor allem junge Menschen anspricht.

Gerade wenn man in Berlin wohnt, wird einem nicht entgangen sein, dass in den letzten Jahren leerstehende Geschäfte mit Bubble-Tea-Läden neu bevölkert wurden. Das Getränk ist mittlerweile so beliebt, dass man es selbst an ausgewählten Dönerständen kaufen kann. Bei einem Blick auf die ellenlangen Schlangen wird einem auch auffallen, dass die Kundschaft sehr jung ist. Lani vom Bubble-Tea-Laden Tudo (Zoologischer Garten) bestätigte: „Unsere Kunden sind zum Großteil zwischen vierzehn und fünfundzwanzig.“ Allerdings stellt sich die Frage: Wieso? Was genau an dem aus dem asiatischen Raum stammenden Getränk begeistert die junge Generation?

YouTube

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Ein entscheidender Faktor für die Beliebtheit werden Instagram, Snapchat und Co. sein. Ähnlich wie früher ein Starbucks-Frappucino als Accessoire galt und bei den vermeintlich ästhetischen Posts nicht fehlen durfte, sieht man heutzutage vermehrt Instagram-Storys, in denen der Bubble Tea in die Kamera gehalten wird. Auch auf YouTube werden unzählige Ergebnisse aufgelistet, wenn man den Suchbegriff „Bubble Tea“ eingibt, von „Taste Tests“, über Rezepte zum Selbstherstellen bis hin zu einem exemplarischen Arbeitstag bei „Comebuy“, einer bekannten Bubble-Tea-Ladenkette. Und da vor allem Jugendliche auf Social Media unterwegs sind, haben sie von der Popularität des Tapioka-Getränks wohl als erstes mitbekommen.

Ich habe mit ein paar jugendlichen Bubble-Tea-Liebhaber*innen gesprochen. Annabelle (20) verriet mir: „Ich vermute, der bestehende Hype löst eine Art Kettenreaktion aus, sodass er bestehen bleibt.“ Was sie beschreibt, ist ein Phänomen, das im Internet häufiger auftritt: Man möchte etwas ausprobieren, das man sieht, ist begeistert und erzählt dann seinen Freunden davon. So verbreitet sich die Beliebtheit wie ein Lauffeuer. Any-Khoa von der Bubble-Tea-Ladenkette „The Alley“, die ursprünglich aus Taiwan kommt und aktuell drei Geschäfte in Berlin betreibt, bestätigt: „Der Hype kommt ursprünglich aus Asien. Dann haben Außenstehende den Bubble Tea probiert und waren begeistert. So konnten wir uns auch eine europäische Community aufbauen.“

Bubble Tea als soziales Event

Die Gesellschaft anderer Menschen ist etwas, das man auch aufgrund der Pandemie noch mehr zu schätzen weiß und als weniger selbstverständlich hinnimmt. Was das Zusammensein mit anderen noch einmal verbessert, ist eine gemeinsame Unternehmung. Nun war es in den letzten zwei Jahren schwierig, etwas zu unternehmen, da die meisten Geschäfte schließen mussten. Die Bubble-Tea-Läden waren jedoch nicht betroffen: Über die ganze Pandemie hinweg konnte man bei gutem Wetter einen Spaziergang machen und sich dabei einen Bubble Tea „to go“ holen. Was auffiel, war, dass alle Jugendlichen, die man fragte, angaben, vor allem mit Freund*innen das Getränk zu trinken. Joel zum Beipsiel findet: „Es ist ein schöner Anlass, um sich zu treffen oder gemeinsam einen Spaziergang zu unternehmen.“ Insofern rührt die Beliebtheit wohl nicht nur allein vom neuartigen Geschmack, sondern auch von der Unternehmung her, die damit verknüpft ist.

Ein Getränk mit Potenzial zum Selbstkreieren

Das Besondere am Bubble Tea ist die Möglichkeit, eine maßgeschneiderte Version des Getränks zu kreieren. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich einen Bubble Tea zusammenzustellen. Auf die Frage „Was ist dein Lieblings Bubble Tea?“ kam kein zweites Mal dieselbe Antwort. Any-Khoa Alley erklärt: „Natürlich müssen wir uns mit dem Bedarf weiterentwickeln, deswegen stellen wir weiter neue interessante Kreationen zusammen, die es noch nicht auf dem Markt gibt.“

Instagram

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In einer schnelllebigen Konsumwelt ist es wichtig, immer wieder etwas Neues hervorzubringen, was bei Kaffee deutlich schwieriger ist als bei Tee. Beispielsweise gab es Anfang 2020 vor allem auf TikTok den Trend, sich den griechischen Dalgona Kaffee selbst zu machen, wofür man das Kaffeepulver mit Wasser aufschlägt. Der Bubble Tea Laden „Tudo“ reagierte schnell und brachte ein Getränk mit Dalgona-Topping heraus. Es ist deutlich süßer als herkömmlicher Kaffee, das Bittere wird durch die Süße des Milchtees und der Brown Sugar Tapioka-Perlen ausgeglichen. Das hebt die Bubble-Tea-Läden von herkömmlichen Cafés ab, die vor allem Kaffee anbieten, den Jugendliche meist noch nicht mögen. Einen Kaffee trinken zu gehen ist eine weit verbreitete Unternehmung unter Erwachsenen. Der Bubble Tea könnte hier das jugendliche Pendant werden. Starbucks entdeckte damals mit den Frappucinos oder Kreationen wie „Iced Latte Macchiato“ mit Caramel und Sahne eine Marktlücke. Mittlerweile schließen immer mehr Starbucks-Filialen und man kann geradezu von einer „Rush Hour“ sprechen, die nach Schulschluss vor den Bubble Tea Läden eintritt.

Schlussendlich ist Bubble Tea vor allem ein Getränk für die junge Generation, eben weil es so anpassungsfähig ist. Sebastian formuliert es sehr treffend: „Der Bubble Tea eignet sich insbesondere für Jugendliche, weil er sich immer wieder neu erfindet.“ In jungen Jahren ist der Anspruch hoch, immer wieder Neues kennenzulernen und zu erleben. Ein Getränk, dass sehr süß ist und immer wieder neu kreiert werden kann, hat gute Chancen, bei Jugendlichen Anklang zu finden. Und die Beliebtheit scheint nicht abzureißen: „Bei unserem Bubble-Tea-Laden ,The Alley‘ ist die Nachfrage gestiegen. Aktuell gibt es drei Läden in Berlin und wir überlegen, ob wir noch einen vierten Laden in eröffnen, möglicherweise auch in Leipzig und anderen Großstädten Deutschlands“, bestätigt auch Any-Khoa von „The Alley“.

Insofern werden wir wohl auch weiterhin viele Bubble Teas auf Social Media und die ewig langen Schlangen vor den Läden bewundern dürfen.

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.