5 funky Fragen

Fünf Tipps für Zivilcourage

Zivilcourage
Wie kann man Gewalt stoppen, ohne sich selbst zu gefährden?

Vor kurzem wurde die 17-Jährige Dilan in Berlin rassistisch beleidigt und so stark verprügelt, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. An einer vollen Tram-Station wurde sie von den sechs Täter*innen eingekreist und angegriffen. Niemand der Anwesenden griff ein oder holte Hilfe.

Oskar Schulz, funky-Jugendreporter

Passiert ist das Ganze nur zehn Minuten von meiner Wohnung entfernt. An dieser Tram-Station steige ich täglich um. Seitdem ich von dem Vorfall erfahren habe, frage ich mich, was ich selbst getan hätte. Wäre ich wirklich dazwischen gegangen? Hätte ich die Polizei gerufen oder hätte ich die Attacke ängstlich ignoriert? Eine genaue Schrittfolge, wie man auf Notsituationen reagieren soll, gibt es nicht. Dafür sind die Situationen und die Menschen, die eingreifen wollen, zu unterschiedlich. An diese fünf Tipps kann man sich aber immer halten.

Hilf lieber früher als später

Ein Mann und eine Frau schreien sich am Bahnsteig an. Ist das ein Pärchen, das sich „harmlos“ zofft oder wird es gleich gewalttätig? Oft ist es besser, einzugreifen, bevor die Situation eskalieren kann. Frage nach, ob alles in Ordnung ist, selbst wenn du dich damit in „Privatangelegenheiten“ einmischst. Gewalt vorzubeugen ist wichtiger als höflich zu sein.

Du musst kein Held sein

Eine Gruppe von Jugendlichen verprügelt einen anderen Teenager. Nun erwartet niemand von dir, dass du dich alleine auf sie stürzt. Sei aufmerksam und mache deutlich, dass du die Situation beobachtest. Täter mögen keine Zeugen. Manchmal hilft es schon, laut anzukündigen, dass man Hilfe holt. Im Zweifelsfall solltest du sowieso immer die Polizei rufen. Stellt sich dann eine Situation später als ungefährlich heraus, machst du dich nicht strafbar.

Suche dir Verbündete

Als Dilan angegriffen wurde, war die Tram-Station voller Menschen. Oft hilft niemand, weil alle hoffen, dass die anderen schon handeln werden. Gehe immer davon aus, dass niemand eingreifen wird, wenn du es nicht tust. Sprich die Umstehenden aktiv an und fordere sie zu Mithilfe auf: „Sie in der grünen Jacke rufen Sie die Polizei! Sie mit der roten Mütze, helfen Sie mir das Opfer zu versorgen!“ Manche Menschen brauchen einen Anstoß, helfen dann aber gerne in der Gemeinschaft.

Kümmere dich um das Opfer

Falls du dich entscheidest, einzugreifen, wende dich direkt an das Opfer. Das kann eine weitere Eskalation vermeiden. Es ist schwer, das Gewaltpotenzial des Täters abzuschätzen. Gib dem Opfer die Möglichkeit dich zu begleiten und teile ihm laut mit, dass die Polizei schon informiert ist. Das schreckt den Täter im besten Fall ab.

Biete dich als Zeuge an

Schlimm genug, dass niemand Dilan während der Attacke geholfen hat. Aber auch, als sie sich danach an die Umstehenden wandte, war niemand bereit, ihre Aussage als Zeuge oder Zeugin zu unterstützen. Wenn du eine Straftat beobachtest, versuche dir so viele Details wie möglich einzuprägen. Durch deine Zeugenaussage hilfst du dem Opfer, die Tat aufzuklären und zukünftige Angriffe zu verhindern.

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Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.