Besserwisserwissen – Lernen wir besser, wenn wir jung sind?

Jemand sitzt hinter einem Bücherstapel am Tisch.
Es gibt immer etwas zu lernen.

Es gibt eine neue Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben: Wusstest Du, dass der Mensch nie aufhört zu lernen?  

Rita Rjabow, funky-Jugendreporterin

Egal ob eine neue Sprache, ein Musikinstrument oder eine bestimmte Sportart: Immer wieder hört man, Kinder und Jugendliche würden Fähigkeiten schneller lernen, als Erwachsene. Redewendungen wie „Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will“ oder „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ scheinen das zu bestätigen. Doch stimmt das wirklich?

Der Prozess im Gehirn

Um diese Frage zu klären, müssen wir einen Blick in das menschliche Gehirn wagen. Ohne Zweifel gehört es zu den wichtigsten Organen des Körpers. Es verarbeitet Sinneswahrnehmungen, speichert Informationen und steuert das Verhalten. Von Gefühlen und Emotionen über die Koordinierung von Bewegungsabläufen bis hin zur komplexen Verwendung der Sprache ist das Gehirn für verschiedenste Funktionen zuständig.

Zu seinen Hauptaufgaben gehört es, die zahlreichen Reize, die wir über unsere Sinnesorgane wahrnehmen – von belanglosesten Kleinigkeiten bis hin zu lebenswichtigen Informationen – einzuordnen, zu sortieren und aufzubereiten. Genau diese Reize, die tagtäglich tausendfach auf uns einprasseln, sind für den Lernprozess unverzichtbar, denn durch sie sammeln wir neue Erfahrungen, nehmen Informationen auf und bilden wichtige Verbindungen im Gehirn.  

Inzwischen hat die Neurobiologie bestätigt: Zwischen dem Lernfortschritt und der Verknüpfung einzelner Nervenzellen besteht ein Zusammenhang. Entscheidend dabei sind die sogenannten Synapsen, die sich an den Enden der einzelnen Nervenzellen befinden und sie untereinander verbinden: Beim Lernen von Vokabeln oder dem Üben von Gitarrengriffen bilden sich neue Verknüpfungen, die so das gesamte neuronale Netzwerk erweitern.

Gleichzeitig verstärkt das Lernen auch bestehende Verknüpfungen. Dadurch, dass die Kontaktstellen zwischen zwei Nervenzellen durch kontinuierliches Üben wiederholt aktiviert werden, laufen mit der Zeit immer mehr Impulse über die Synapsen. Dieses Netzwerk kann man sich also vorstellen wie einen Muskel: Wie sich beim Hanteltraining der Bizeps vergrößert, so wachsen beim Hirntraining die Kontaktflächen der Synapsen und die Verbindungen zwischen den Nervenzellen werden dicker. Dadurch steigt schließlich die Hirnleistung und wir können Schritt für Schritt besser bestimmte Fähigkeiten abrufen.

Die Grundstrukturen dieser neuronalen Verbindungen im Gehirn sind bereits vor der Erziehung oder der Prägung durch Schule, Eltern oder andere Faktoren vorhanden. Beim Heranwachsen des Kindes festigen sie sich jedoch und die einzelnen Neuronen werden mehr und mehr miteinander vernetzt. Für den richtigen Lerneffekt für den nächsten Test hilft es daher, auf bereits vorhandenem Vorwissen aufzubauen, da dadurch das neuronale Netzwerk weiter ausgebaut und gestärkt wird. Wenn wir zum Beispiel eine neue Sportart ausprobieren, dann können wir auf bereits bekannte Bewegungsabläufe zurückgreifen.

Lerne ich nur bis zum fünften Lebensjahr?

Inzwischen weiß man, dass in den ersten fünf Lebensjahren das Gehirn eines Kindes besonders formbar ist. Kinder reagieren in dieser Zeit besonders stark auf Reizeinflüsse von außen, was dafür sorgt, dass Fähigkeiten schneller erlernt werden. In diesen formbaren Jahren ist die Entwicklung im sozialen, kognitiven sowie sprachlichen Bereich auffallend stark. 

Früher ging die Wissenschaft davon aus, dass das Gehirn (in Bezug auf die Leistung, nicht auf die Größe) im späteren Verlauf des Lebens nicht mehr weiter wächst. Mittlerweile ist klar, dass Menschen auch in hohem Alter durchaus noch Dinge lernen können und im Gehirn noch neue neuronale Verbindungen entstehen können. Fest steht jedoch auch: Je älter wir werden, desto mehr Zeit und Energie müssen wir investieren, um uns Fähigkeiten anzueignen.

Herausforderungen für Jung und Alt

Woran liegt das? Für Erwachsene ist es oft schwieriger mit neuen Informationen umzugehen, da sie sich im Laufe ihres Lebens bereits häufig eine Grundeinstellung zu den unterschiedlichsten Themen gebildet haben und ihnen ein breiter Erfahrungsschatz manchmal auch im Weg stehen kann. Dann kann es für sie auch schwierig sein, in dem entsprechenden Bereich neue Informationen zu verarbeiten.

Kinder weisen beim Lernen im Gegensatz dazu einen hohen Grad an Flexibilität auf. Im jungen Alter ist es einfacher, Wissen aufzunehmen, da Kinder weniger Hemmungen im Lernprozess aufweisen und sich daher schneller Neuem zuwenden können.

Im Lernprozess stehen Kinder wiederum vor der Herausforderung, dass sie ihr Wissen nicht kategorisieren können und es nicht direkt auf anderes beziehen können.  Im jungen Alter ist es daher einfach zum Beispiel beim Erlernen von Sportarten einfacher sich Bewegungsabläufe anzuschauen und sie sich anzueignen, ganz nach Learning by Doing. Erwachsene stehen sich dabei eher selbst im Weg und brauchen häufiger dann einfach länger.

Du wolltest schon immer mal eine neue Sprache lernen oder eine neue hype Trend-Sportart ausprobieren? Probiere es aus, es ist nicht zu spät, um damit anzufangen!

funky-instagram-banner

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.