Meinung

Wie der Klimawandel Menschen flüchten lässt

Plakat mit der Aufschrift: "There is no Planet B"
There is no Planet B
Sarah Melziarek, funky-Jugendreporterin

Bereits jetzt sind die Folgen des Klimawandels in einigen Regionen der Erde deutlich spürbar: schmelzende Polkappen, Dürreperioden im südlichen Afrika und heftige Waldbrände in Australien. Auch in Deutschland zeigten sich bereits erste Auswirkungen der globalen Erwärmung: Die jüngsten Überschwemmungen in Westdeutschland im Juli 2021 wären ohne den Klimawandel unwahrscheinlicher gewesen, ergab eine Studie der internationalen Forschergruppe des World Weather Attribution (WWA).

Nicht ganz unbeteiligt an der gegenwärtigen Klimakrise ist die Politik: Der Klimaschutz der letzten 16 Jahre unter Regierung von CDU und SPD sieht mehr als bescheiden aus, passiert ist eigentlich gar nichts. Ein Blick in die Zukunft zeigt den dringenden Handlungsbedarf, der besser gestern als heute nötig gewesen wäre: Bis 2050 werden vermutlich zwischen 150 – 200 Millionen Menschen vor den Folgen des Klimawandels fliehen, vermutet der Klimaweltrat IPCC. Dabei wird der globale Süden die Auswirkungen am härtesten zu spüren bekommen, obwohl er am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich ist. Ungerechtigkeit in a nutshell!

Schon jetzt führen die Auswirkungen des Klimawandels dazu, dass Menschen aus ihrer Heimat fliehen müssen. In Zukunft wird das noch viel stärker der Fall sein. Vor allem zwei Aspekte sind dabei ausschlaggebend:  

  1. Naturkatastrophen: starker Regenfall, Dürreperioden, Überflutungen durch den Anstieg des Meeresspiegels und vieles mehr werden die Menschen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten stark belasten. Ganze Erdteile werden nicht mehr bewohnbar sein, etwa durch einen drastischen Anstieg der Temperatur oder überflutete Inseln, die es in einigen Jahrzehnten schon nicht mehr geben wird.
  2. Ressourcenknappheit: Naturkatastrophen gefährden Menschen nicht nur direkt z.B. in Form von Überschwemmungen oder Huricanes, sondern tragen auch maßgeblich zur Ressourcenknappheit bei. Trinkwasser, Viehzucht und bestimmte Formen des Ackeranbaus werden in vielen Regionen durch zu starke Hitze und unfruchtbare Böden bald nicht mehr gewährleistet sein, wenn die globale Erwärmung weiter voranschreitet.

Derzeit sind ungefähr 20 Millionen Menschen auf der Flucht vor den Folgen des Klimawandels. Das ist mehr als die Hälfte aller Geflüchteten weltweit! Viele geflüchtete Menschen werden in den Statistiken derzeit jedoch nicht als Klimaflüchtlinge geführt, sondern gemeinhin unter dem Begriff der Wirtschaftsflüchtlinge zusammengefasst. Mit problematischen Folgen: eine Studie von Marc Helbling und Daniel Meierrieks vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung zeigt, dass Klimaflüchtlinge in Deutschland weitaus mehr akzeptiert werden, als Geflüchtete, die aus wirtschaftlichen Gründen ihr Land verlassen. Dabei bedingt das eine das andere, der Klimawandel beeinflusst die Wirtschaft maßgeblich. „Er verstärkt den Wettstreit um die Ressourcen – Wasser, Nahrungsmittel, Weideland – und daraus können sich Konflikte entwickeln“, so António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, 2009 auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen.

Der Klimawandel ist bis jetzt eine kaum etablierte Fluchtursache. Das verdeutlicht auch die Genfer Flüchtlingskonvention, die neben der Verfolgung aufgrund von Religion, Ethnie oder der politischen Überzeugung den Klimawandel als Fluchtursache ganz und gar ignoriert. Es zeigt sich wieder einmal, wie ernst die Problematik genommen wird – nämlich gar nicht. Dabei ist es sehr wahrscheinlich, dass der Klimawandel schon bald zur Hauptfluchtursache werden könnte.

Wird nicht sofort das Ruder rumgerissen, droht der Menschheit und unserem Planeten mehr, als wir uns derzeit ausmalen können. Die Uhr steht kurz vor 12. Mit der Bundestagswahl am 26.09 kannst du deine Stimme ganz bewusst nutzen, um den Klimawandel im Rahmen der Möglichkeiten zu stoppen. Diese Wahl wird in Deutschland die letzte sein, die darüber entscheidet, ob der Klimawandel verhindert wird oder ob wir unsere Zukunft und die unserer Kinder und Enkel zerstören wollen. Vor der Wahl ist es wichtig zu hinterfragen, welche Parteien sich mit scheinbar hilfreichen, aber viel zu laschen Klimaschutzmaßnahmen schmücken. Du hast die Wahl!


Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.