Meinung

Haben wir die Freiheit verlernt?

Eine junge Frau tanzt vor ein paar Zelten
Müssen wir ewig mit der Perspektivlosigkeit leben? Oder sollten wir mittlerweile eher lernen, mit dem Virus zu leben?

Mal wieder ein Konzert besuchen, die Freunde in den Armen halten und die ganze Nacht lang durchtanzen – ein Glücksgefühl, das wir schon lange nicht mehr erleben durften, einige von uns sogar noch nie. Einerseits machen die hohen Impfquoten Hoffnung, dass sich dies bald ändert, andererseits warnen Experten bereits vor einer vierten Welle durch die Delta-Variante. Das macht es schwierig zu planen – sowohl für die Besucher, als auch für Künstler und Veranstalter. Doch müssen wir ewig mit dieser Perspektivlosigkeit leben? Oder sollten wir mittlerweile eher lernen, mit dem Virus zu leben?

Moritz Wigger, funky-Jugendreporter

Ich selbst habe noch drei Konzertbesuche offen, die pandemiebedingt abgesagt werden mussten. Die Karten dafür liegen seit fast anderthalb Jahren eingestaubt auf einem Regal, stellvertretend für all das, was wir jungen Menschen während der Pandemie verpasst haben: Partys, Urlaube, den Uni-Start und und und. Alles Erinnerungen und Erlebnisse, die fehlen.

Häufig kommt dann das Argument, dass es anderen während der Pandemie noch viel schlechter gehe als uns jungen Menschen. Und das stimmt sicherlich auch. Aber nur weil das eine Problem schwerer wiegt als das andere, heißt das nicht, dass die anderen Probleme bedeutungslos sind.

Die Maßnahmen waren zu einem gewissen Zeitpunkt mit Sicherheit gerechtfertigt, dafür muss man kein Gesundheitsexperte sein. Aber man muss auch kein renommierter Wissenschaftler sein, um zu sehen, dass die erfolgreiche Impfkampagne die Zahl kritischer Corona-Verläufe und damit auch die Hospitalisierungen stark verringert hat. Die rechtliche Grundlage für die Einschränkungen wird damit immer dünner. Der ein oder andere mag dann beteuern: „Aber inzwischen ist doch wieder alles normal“. Ich sage: Nein, ist es nicht. Nur weil man draußen ein Stück Pizza essen oder mit ein paar Freunden im Biergarten sitzen darf, ist noch lange nicht die alte Normalität der Prä-Corona Zeit zurück. Genauso wenig normal sind Festivals oder Konzerte, die nur mit möglichst geringer Auslastung, Bestuhlung und ohne Alkohol stattfinden dürfen.

Mit dem Virus leben sollte daher die Devise lauten. Und das bedeutet mittlerweile auch nicht mehr Menschenleben zu riskieren. Die Politik von Bund und Ländern setzt jedoch weiterhin auf das Narrativ des Killer-Virus und damit auf Freiheitseinschränkungen anstatt auf Eigenverantwortung.

Dieser Kurs führt jedoch zu noch mehr Frustration und Demoralisierung in der jüngeren Generation. Geht es so weiter, wird sie auch ihren nächsten Sommer verpassen und etliche Ticketkarten auf den Regalen werden weiter einstauben. All diese verpassten Erlebnisse können nicht einfach nachgeholt werden, niemand wird Ihnen diese Zeit zurückgeben. Das betreute Denken sollte deshalb endlich ein Ende haben. Und einfach gesagt: jeder, der ein Konzert nicht riskieren will, kann ja zuhause bleiben.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.