Besserwissenwissen: Darum können kleine Kinder nicht lügen

Es gibt eine neue Portion Wissen zum Mitnehmen und Angeben. Diesmal geht es um die kleinen und großen Unwahrheiten: Wusstest du, dass kleine Kinder nicht lügen können?

Kate Preece, funky-Jugendreporterin

„Ich habe das letzte Stück nicht gegessen!“, „Ich war das nicht“ oder „Ich habe nicht geschummelt.“ – Egal, ob aus Notwehr, Angst oder um unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen – wir tun es immer wieder: lügen. Wir sind Meister*innen des Schwindelns und Flunkerns. Wir verschweigen, dichten um, erfinden neu und täuschen vor. Laut der Rechtspsychologin Revital Ludewig lügt ein Mensch rund 25 Mal am Tag. Das macht 175 Mal in der Woche, 700 Mal im Monat und ganze 8400 Mal pro Jahr. Bei solch beachtlichen Zahlen würde man doch meinen, dass uns das Talent zum Lügen in die Wiege gelegt worden ist, oder? Stimmt aber nicht, denn kleine Kinder können gar nicht lügen. 

Um lügen zu können, muss ein Mensch nämlich verstehen, dass das Gegenüber nicht weiß, was er oder sie selbst weiß. Es geht darum, glaubhaft etwas vorzutäuschen. Eine soziale Fähigkeit, die sogenannte „Theory of Mind“, erlaubt es den Menschen in der Regel, sich in die Gedanken und das Erleben anderer hineinzuversetzen. Man erlangt die Fähigkeit, das Verhalten des Gegenübers vorherzusagen und zu verstehen. Dieses Verständnis wiederum gilt als Schlüsselfaktor des Lügens, da man so darüber urteilen kann, welchen Wissensstand und welche Überzeugung der oder die Zuhörer*in hat. 

Verdeutlichen lässt sich die „Theory of Mind“ an dem bekannten Beispiel „Maxi und die Schokolade“. Hierbei wird die Geschichte von Maxi erzählt, der seine Schokolade in einen Küchenschrank legt. Nachdem Maxi gegangen ist, kommt seine Mutter in den Raum und legt die Schokolade von dem Schrank in eine Schublade. Als Maxi die Küche wieder betritt, werden die Proband*innen gefragt, wo er nach der Schokolade suchen wird. Die richtige Antwort lautet natürlich: in dem Schrank, denn dort hat er sie zu Anfang platziert. Maxi weiß ja nicht, dass seine Mutter die Schokolade in der Zwischenzeit in die Schublade gelegt hat. Erst Kinder ab einem Alter von ungefähr vier Jahren besitzen die Fähigkeit der „Theory of Mind“. Vorher denken sie, dass alles, was sie aus ihrer eigenen Perspektive sehen und wissen, der Perspektive des Gegenübers gleicht. Auf die Frage, wo Maxi nach der Schokolade suchen wird, würden sie mit „Schublade“ antworten, da sie davon ausgehen, dass das, was sie wissen, auch Maxi weiß. Und auch Lügen ist erst möglich, wenn ein Mensch diese Grenze wahrnehmen kann. 

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.