Meinung

Der Erde zuliebe keine Kinder kriegen?

Hand wirft Globus in die Luft
Eines steht fest: Damit wir den Klimawandel noch aufhalten können, muss eine Schippe draufgelegt werden. Nur weil wir beim Einkaufen auf Plastiktüten verzichten, hören die Polarkappen nicht auf zu schmelzen, und wenn Unternehmen „1000 Bäume für das Klima pflanzen“, mag ihr Image zwar nett aufpoliert sein, die Luft bleibt aber weiterhin verschmutzt. Nun stellt sich die Frage, in welchem Zustand wir unseren eigenen Kindern den Planeten übergeben wollen. Ein modernes Lebensmodell, dem sich vor allem immer mehr klimabewusste junge Menschen anschließen, hat da die wohl simpelste Antwort gefunden: Einfach keine Kinder kriegen – dem Klima zuliebe. Doch ist das die richtige Lösung?
Knut Löbe, funky-Jugendreporter

Kinder, ja oder nein? Diese fast schon philosophische Frage haben sich über eine lange Zeit nur wenige gestellt. Vater, Mutter, Kind – fertig war die Bilderbuchfamilie. Auch wenn wir uns da (zum Glück!) weiterentwickelt haben, habe ich das Gefühl, dass es diese Erwartungshaltung beim Thema Nachwuchs immer noch gibt. Sich bewusst gegen Kinder zu entscheiden ist zwar nicht neu, aber angesichts der Gefahr für unseren Planeten für immer mehr Menschen ein alternatives Lebensmodell. Sie bringen überzeugende Argumente und berechtigte Fragen mit. Will ich es verantworten, dass meine Kinder in dieser Welt aufwachsen und die Ignoranz ihrer Vorfahren ausbaden müssen? Von mir gibt es da ein klares Nein.

Trotzdem sehe ich mich in Zukunft eher mit Nachwuchs auf dem Spielplatz, statt kinderlos durch das Leben zu gehen. Wie kann das sein? Mich als Egoisten zu bezeichnen, wäre durchaus gerechtfertigt, schließlich bekomme ich mit, wie rasant wir in westlichen Industrienationen in unseren SUVs den Planeten gegen die Wand fahren, während wir uns vorgaukeln, dass ein recycelter Anschnallgurt das Schlimmste noch verhindern wird. Ich selbst bin bei Weitem kein Unschuldslamm und erlebe die ersten Folgen des Klimawandels persönlich: Wann ich das letzte Mal einen verschneiten Winter erlebt habe? Ich habe keine Ahnung, ich weiß nur, dass in der Kindheit meiner Großeltern Winter mit Schneeballschlachten eine Selbstverständlichkeit waren. Trotzdem ist bei mir der Wunsch nach Kindern zu groß, um in jungen Jahren eine so absolute Entscheidung treffen zu können.

Online machen Kinderlose unter dem hashtag #birthstrike immer wieder darauf aufmerksam, dass jedes nicht in die Welt gesetzte Kind CO2 spart. Egal wie sehr wir uns bemühen, ein klimaneutrales Leben bleibt unmöglich. Sogar eine vegane Ernährung bringt jährlich noch 1,2 Tonnen CO2 auf die Waage. Oben drauf kommt, dass die Weltbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten um weitere drei Milliarden Menschen wachsen wird, von denen viele durch Naturkatastrophen und extreme Wetterbedingungen als Klimaflüchtlinge ihre Heimat verlassen werden. Ein kinderloses Leben als konsequenteste Lösung ist also nicht von der Hand weisen.

Trotz der guten Argumente bin ich mir aber unsicher, ob eine kinderlose Gesellschaft die optimale Lösung wäre. Mit dem Totschlagargument, dass ohne Kinder die Menschheit ausstirbt, will ich aber auf gar keinen Fall argumentieren. Mir ist es wichtig, dass unterschiedliche Lebensweisen respektiert werden. Einerseits sollte ein kinderloses Leben von Familie und Freunden akzeptiert werden, anderseits sind Kinder, anders als ein SUV oder ein Langstreckenflug, keine Ware, auf die wir alle einfach verzichten könnten. Der emotionale Bezug zu Kindern darf auf keinen Fall außer Acht gelassen werden. Gerade deshalb bewundere ich jede*n, dieder die Entscheidung für ein kinderfreies Leben trifft, glaube aber, dass vor allem die Politik bei großen Klimafragen stärker in die Pflicht genommen werden muss. Damit wir und unsere Nachkommen in einer besseren Zukunft leben können, braucht es noch heute stärkere Maßnahmen und Entschlossenheit, um die Kontrolle über den Klimawandel zurückzugewinnen!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.