Spielt Wohlstand in Freundschaften eine Rolle?

„Money makes the world go round“: Geld spielt überall eine Rolle, ob wir es wollen oder nicht. Selbst die Dynamik mancher Freundschaften kann sich geldbedingt verändern. Was also tun, wenn der eine mehr als der andere hat?
Von Kristina Vasilevskja, funky-Jugendreporterin

Es gibt Freundschaften, die sind einer Verwandtschaft gleich. Und das nicht nur, weil vom Netflixpasswort bis zum Lieblingspulli alles geteilt wird. Warum also nicht auch die Eltern ein wenig teilen? Das darf man sich nicht wie bei einer Pizza vorstellen. Statt deins und meins könnte das einfach bedeuten, dass man viel Zeit gemeinsam verbringt und sich ab und an am Wohlstand und Gemeinschaftsgefühl der anderen Familie erfreut. Ist es nicht ein purer Genuss, wenn man zu Dinners und Urlauben eingeladen wird und von den „Zweiteltern“ sogar auch Geschenke zu Weihnachten und zum Geburtstag erhält? 

Stellt es euch so vor: Ihr habt zwei Elternpaare. Nur mit dem einen Paar streitet man sich nicht. Bei einigen kommt da vielleicht ein unangenehmes Gefühl auf. Denn was kann man als Teenager den wohlwollenden Zweit-Eltern schon zurückgeben? Auch den leiblichen Eltern gegenüber fühlt man sich möglicherweise schuldig, da man die Aufmerksamkeiten genießt, die sie einem womöglich nicht bieten können. „Die Eltern meiner Freundin haben mir für die Tanzschule einfach hundert Euro gegeben. Ich habe die Summe erst gesehen, als ich sie eingesteckt hatte und kam mir dann ziemlich blöd vor, denn ein schnödes Dankeschön reicht für so etwas nicht aus“, erzählt mir eine Freundin, die lieber anonym bleiben möchte. 

Kommunikation ist wichtig

Aber wie soll man sich denn eigentlich verhalten, wenn man von fremden Eltern beschenkt oder finanziell unterstützt wird, ohne wirklich danach gefragt zu haben? Ein Dankeschön ist ganz klar angebracht, aber das heißt nicht, dass ein gewisser Wert nun abgearbeitet werden muss. Wenn die Eltern der befreundeten Person diese Entscheidung getroffen haben, dann müssen sie einen guten Grund dafür haben. 

Und wie ist das eigentlich für die Person in der Freundschaft, die die reichen Eltern hat? Immer der Party-Host und Geldgeber zu sein, kann sich ebenfalls unangenehm anfühlen. Vielleicht wächst auch die Angst, dass das Gegenüber einen nur wegen der materiellen Dinge mag. 

Ich habe eine Freundin, die sich ständig darum sorgen muss, dass der Kaffee zu teuer gewesen sein könnte. Essen gehen steht bei ihr gar nicht erst zur Debatte. Sich da immer auf wohlhabendere Freunde verlassen zu müssen, bringt einen in eine unschöne Bittsteller-Position. Das ist nicht angenehm, muss aber für eine Freundschaft kein Hindernis darstellen. Wenn man offen darüber redet und auch Unbehagen ausdrückt, können beide Parteien Rücksicht auf die Befindlichkeiten der anderen Person nehmen. Und wovon man sich ganz frei machen sollte: zu denken, jemand ginge eine Freundschaft nur ein, um einen Vorteil davon zu tragen. Wenn man diesen Verdacht hat, kann man die Freundschaft gleich an den Nagel hängen.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.