Eine Ausbildung zur Bierbrauerin – wieso nicht?

Und was machst du nach der Schule? – Kommt dir diese Frage schon zu den Ohren heraus? Ständig fragen Verwandte und Freunde, was du mit deiner Zukunft anstellen willst. Du selbst hast aber noch keine Idee. Vielleicht nicht mehr lange! Kennt ihr diese außergewöhnlichen Ausbildungsberufe? Dieses Mal steht uns eine angehende Brauerin Rede und Antwort.
Von Yasina Hipp, funky-Jugendreporterin
Anna Lena Schneide bei der Arbeit. ©

Den ganzen Tag Bier trinken – so stellen sich manche vielleicht den Ausbildungsalltag eines Bierbrauers vor. Anna Lena Schneider (21) weiß, dass viel mehr dazugehört. Sie steckt mitten in der Ausbildung zur Brauerin bei der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei. Im Interview erzählt sie von ihrem Handwerk und ihren Erfahrungen beim Hopfenanbau.

Es gibt auch die Möglichkeit, Brauereiwesen zu studieren. Warum hast du dich für eine Ausbildung entschieden?
Ich musste mir für ein Schulprojekt ein Thema aussuchen. Schon damals fand ich die Frage sehr spannend, wie das in Deutschland beliebteste alkoholische Getränk hergestellt wird. Während des Projekts habe ich festgestellt, dass es viele Möglichkeiten gibt, um Bier zum Beruf zu machen – ob mit einer Ausbildung oder über den Weg eines Studiums. Zuerst wollte ich Brauereiwesen und Getränketechnologie studieren. Es schien normal zu sein, nach dem Abitur direkt zu studieren. 

Um mir ganz sicher zu sein, ob das auch der richtige Studiengang für mich ist, habe ich dann ein Praktikum in einer Brauerei gemacht. Dort hatte ich direkt die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen. Das fand ich reizvoller als das theoretische Studium, weil man bei allen Arbeitsschritten direkt Praxiserfahrung mitnimmt. Die Meisterausbildung oder ein Studium kann ich im Anschluss immer noch machen.

Die Meisterausbildung oder ein Studium kann ich im Anschluss immer noch machen.

Anna Lena zur Frage, warum sie eine Ausbildung dem Studium vorgezogen hat.

Aus welchen Bestandteilen setzt sich deine Ausbildung zusammen? Was gefällt dir dabei besonders gut, was eher weniger?
In der Berufsschule geht es um theoretische Inhalte wie Verfahrenstechnik, Rohstoffkunde, Berechnungen oder elektronische Datenverarbeitung. Aber es gibt auch Braukurse. Bei uns in Berlin findet der Schulunterricht einmal wöchentlich statt. Einige andere Bundesländer haben aber auch Blockunterricht. In der Brauerei hingegen geht es um die Praxis in den Produktionsabteilungen und um die Bedienung der Anlagen. Ich kann auch im Labor lernen, die Abfüllung mitverfolgen oder bei den Handwerkern mitlaufen, das gefällt mir gut. Anfreunden musste ich mich mit den Arbeitszeiten. Man arbeitet im Schichtbetrieb und die Frühschicht beginnt um 5 Uhr – das ist gewöhnungsbedürftig.

Warum würdest du anderen diesen Ausbildungsberuf empfehlen?
Der Ausbildungsberuf hat sehr viel zu bieten. Letztendlich ist es natürlich eine Frage der eigenen Vorlieben. Doch wer sich für Naturwissenschaft und Technik interessiert, sollte sich diesen Beruf genauer anschauen. Fragen sollte man sich auch, wie man gerne arbeiten möchte. Ob man zum Beispiel gerne mit modernster Technik arbeitet, um sich bei seinem Handwerk unterstützen zu lassen – dann kann man entscheiden, ob man in einer großen Brauerei arbeiten möchte oder doch lieber in einem Zwei-Mann-Betrieb. Um das herauszufinden, eignen sich Praktika sehr gut. Nach der Ausbildung kann man sich dann frei entscheiden, wo man arbeiten möchte, innerhalb der Brauwirtschaft oder auch in anderen Lebensmittelbetrieben. Gute ausgebildete Nachwuchskräfte werden schließlich immer gesucht.

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollten zukünftige Bierbrauer mitbringen?
Wichtig sind das Interesse an den Ausbildungsinhalten und der Wille, sich damit auseinanderzusetzen. Von Vorteil sind auch ein mathematisches Grundverständnis sowie Interesse an technischen, biologischen und chemischen Vorgängen. Nicht zu vergessen: Sinn für Sauberkeit und Ordnung, denn Bier ist immer noch ein Lebensmittel, also muss man auch dementsprechend damit umgehen. Im Hinblick auf neue Trends sind Kreativität und der Wille sich weiterzubilden sicherlich auch von Vorteil, um Biere zu brauen, die auch in Zukunft den Geschmack der Menschen treffen. 

Ich bin immer offen, Neues auszuprobieren. Allerdings bin ich kein großer Fan von überhopften Indian Pale Ales.

Anna Lena über ihre eigenen Biervorlieben

Inwiefern ist deine Ausbildung von der Corona-Pandemie momentan betroffen?
Am betrieblichen Ablauf hat sich kaum etwas verändert, da die Menschen auch weiterhin gerne ein Bier trinken. Allerdings gab es während des Lockdowns im Frühjahr keinen Präsenzunterricht infolge der Schulschließungen. Der Unterricht lief dann digital ab, vieles musste ich mir auch im Selbststudium erarbeiten. Ein besonderes Erlebnis während dieser Zeit war eine Reise in die Hallertau in Bayern, das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Weil die Saisonkräfte infolge der Grenzschließungen fehlten, habe ich bei einer Hopfenbauerfamilie mitgeholfen und die Hopfenpflanzen „angeleitet“. Also um Drähte gewickelt, an denen der Hopfen emporranken kann. Das ist immer noch Handarbeit. Dadurch konnte der Hopfen gut wachsen und viele Dolden (Früchte) tragen. Als kleines Dankeschön durfte ich mir dann Anfang September die Hopfenernte anschauen. Das war eine große Chance, noch mehr über den Hopfen zu lernen, der eine Grundzutat vom Bier ist.

Welches Bier ist dein Lieblingsbier?
In meiner Freizeit trinke ich am liebsten Pils, bestelle aber auch gerne einmal eine Berliner Weiße. Ich bin immer offen, Neues auszuprobieren. Allerdings bin ich kein großer Fan von überhopften Indian Pale Ales.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.