Kohle, Tombola und Krippenspiel – So wird Weihnachten in Italien gefeiert

Türchen 12 des funky-Adventskalenders
Die Feiertage müssen nicht immer die schönsten des Jahres sein.

Italien zählt zu den beliebtesten Urlaubszielen der Deutschen. Im Winter und zur Weihnachtszeit wird das Land aber eher selten besucht. Wusstet ihr zum Beispiel, dass in Italien die Weihnachtsgeschenke von einer Hexe gebracht werden?

Von Kristina Vasilevskaja, funky-Jugendreporterin

Die Legende vom Weihnachtsmann, der an Heiligabend Geschenke bringt, ist mittlerweile so fest in unserer Kultur verankert, dass es schwer fällt, sich überhaupt jemand anderes vorzustellen, der diese wichtige Aufgabe übernimmt. In Italien spielt Santa Claus jedoch keine Rolle, denn hier wird der Job des Beschenkens noch ganz traditionell von der Hexe „Befana“ erledigt. Unartige Kinder bestraft diese übrigens auch nicht mit einer Rute, sondern mit Kohle. Meine Freundin Angelica aus Italien lacht, als ich sie über diesen Brauch befrage: „Echte Kohle bekommen die Kinder heutzutage natürlich nicht mehr. Stattdessen wird ihnen eine süße Version davon in die Socken gesteckt, nämlich Lakritze.“

Ähnlich wie in den USA legen die Kinder in Italien Socken unter den Weihnachtsbaum oder hängen sie über dem Kamin auf. Anders als in den meisten anderen Ländern werden die Geschenke aber erst in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar verteilt. Bis dahin verblasst die Weihnachtsstimmung aber nicht. Ganz im Gegenteil: Ab Heiligabend wird hier nämlich jeder einzelne Tag gefeiert. Ganz wie hierzulande kommt am 24. Dezember die ganze Familie zusammen und es wird – na, was wohl – gegessen! In Italien werden dabei traditionell jedoch gleich dreizehn verschiedene Gerichte aufgetischt. „Da bleibt meistens so viel übrig, dass wir noch am nächsten Tag davon essen.“, erzählt Angelica.

Tombola mit italienischen Süßigkeiten

Abgesehen vom Essen gibt es aber noch andere schöne Sachen – Tombola zum Beispiel. Sie funktioniert ähnlich wie unser Bingo, allerdings mit ein paar Abwandlungen. So werden hier den Zahlen bestimmte Symbole oder Anekdoten zugewiesen. „90 bedeutet zum Beispiel Furcht. Am besten kennen sich aber die Leute aus Napoli mit diesen Symboliken aus“, berichtet Angelica. Beim Spiel entwickelt sich schnell eine laute und herzerfüllende Atmosphäre, bei der Preise in Form von italienischen Süßigkeiten gewonnen werden können. „Wenn wir in der Familie spielen, bezahlt jeder entweder 10 Cent oder mit ein paar Süßigkeiten. Das dient dann sozusagen als Preisgeld. Wenn wir mit anderen Familien spielen, werden aber auch schon mal größere Summen gesetzt“, verrät mir Angelica.

Als stark katholisch geprägtes Land steht die Geburt Jesu Christi am Weihnachtsfest natürlich im Mittelpunkt. Oftmals stellen Familien dafür sogar ihre eigenen Krippenspiele, presepi genannt, im Wohnzimmer auf. Das ist stets eine Zeremonie für sich, wobei großes Augenmerk auf dem Familienjüngsten liegt, der das Jesuskind an Heiligabend in die Krippe legen darf. Jede Familie hat dazu aber auch noch ihre ganz persönlichen Reliquien, wie zum Beispiel Figuren von Fußballspielern, die sie ins Krippenspiel integrieren. Ein Höhepunkt ist für viele gläubige Italiener schließlich die traditionelle Messe, die der Papst an Heiligabend um Mitternacht leitet und nach der im ganzen Land die Glocken erklingen.

Wir sagen Buon Natale und wünschen eine frohe Weihnachtszeit!

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.