Meinung

Generation Z vs. 68er-Bewegung: Umwelt bleibt Thema

Ob „Fridays for Future“, „BlackLivesMatter“ oder das Einstehen für die LGBTQ-Community: Immer häufiger gehen junge Menschen in Deutschland auf die Straße, um sich für Veränderungen in Gesellschaft und Politik starkzumachen. Vor etwa 50 Jahren gab es mit der 68er-Bewegung eine ähnliche Dynamik innerhalb der jungen Bevölkerung. „Trau keinem über 30!“, war damals die Parole. Zwischen beiden Bewegungen liegt ein halbes Jahrhundert. Doch wie unterschiedlich sind sie eigentlich?

„Man wird nur wahrgenommen, wenn man Regeln übertritt“, weiß Peter Schneider, einer der Wortführer der deutschen 68er-Studentenbewegung. Doch im Gegensatz zu den 68ern, wo das Experimentieren mit neuen Lebensformen und „Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll“ die politischen Proteste der jungen Generation begleitete, scheint der typische „Fridays for Future“-Demonstrant doch eher gemäßigt daherzukommen. Inzwischen haben unsere Eltern alternative Lebensmodelle ausprobiert und legitimiert, Konventionen und Rollenmodelle wiegen lange nicht mehr so schwer wie vor 50 Jahren. In einem halben Jahrhundert wurden viele richtige Schritte zur Weiterentwicklung von Toleranzgrenzen getan. Und obwohl es noch viel zu tun gibt, hat die junge Generation von diesen Freiheiten profitiert. Wogegen also noch rebellieren?  

Mit fortschreitender Zeit hat sich der Themenschwerpunkt der Proteste verschoben. Mehr als in anderen Ländern ging es bei der 68er-Studentenbewegung in Deutschland darum, einen Generationenkonflikt auszutragen. Das große Schweigen um die Verbrechen der NS-Zeit wurde gebrochen, starre und autoritäre Gesellschaftsstrukturen sollten gesprengt und gängige Geschlechterklischees abgelegt werden. Auch heute ist Gleichberechtigung ein Schlüsselwort, doch die Voraussetzungen sind andere.

Damals wie heute ist jedoch die Umwelt die Schnittmenge der rebellierenden Jugend. Die weltweite Fokussierung dieses Themas legt nahe: Es ist dringend. Und die Jugend von heute ist mit großem Ernst bei der Sache. Was früher von der Masse als berauschende Aufbruchsstimmung in Richtung einer besseren Welt gefeiert wurde, bricht sich heute als verbitterter Kampf um die Existenzgrundlage die Bahn. Eines aber haben Greta Thunberg und die 68er gemeinsam: Ohne die Medien wären die Bewegungen lange nicht so erfolgreich geworden. Bleibt nur zu hoffen, dass aus den „Fridays for Future“-Demonstrationen ebenfalls eine neue Lebensform entspringt, die Früchte trägt.