Interview

Zwei Schwestern wollen Jugendliche mental stärken

JUST möchte Jugendliche auf etwaige Lebenskrisen vorbereiten.
JUST möchte Jugendliche mental unterstützen und auf etwaige Lebenskrisen vorbereiten.
Nach den Suiziden zweier Freunde beschlossen Lorena und Tatjana Bittner, 19 und 22 Jahre alt, dass sie aktiv etwas gegen emotionale Krisen von Jugendlichen unternehmen möchten. „Jugend stärken“ heißt das Projekt der beiden jungen Frauen, das sie in ihrem Heimatort Neumarkt in der Oberpfalz ins Leben riefen. Mit Vorträgen und Workshops an Neumärkter Schulen sowie einem Podcast haben die Schwestern es sich zur Aufgabe gemacht, den Jugendlichen mentalen Beistand zu geben und über Themen zu sprechen, die im Lehrplan fehlen. 
Von Dana Jabari, funky-Jugendreporterin

Wie kam es zur Entstehung von JUST?
Lorena: Der traurige Ursprung von JUST waren zwei Suizide in unserem Freundeskreis. Nach dem zweiten Tod dachten wir uns, dass es so nicht weitergehen kann. Wir wollten nicht untätig dabei zusehen, wie Jugendliche an einen Punkt gelangen, wo kein Licht am Ende des Tunnels zu sein scheint. Als unser Schreiben an das Kultusministerium Bayern keinen Erfolg hatte, haben wir uns dazu entschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, und haben JUST gegründet. 

Wie funktioniert JUST?
Lorena: Wir organisieren zum einen Vorträge an Schulen mit Speakern zu Themen wie Persönlichkeitsentwicklung und mentale Stärke, um dort die Schülerinnen und Schüler direkt zu erreichen. Zum anderen ist uns das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig, deshalb wollen wir zusätzlich dafür sorgen, dass entsprechende Workshops angeboten werden, damit sich die Schülerinnen und Schüler interaktiv mit den Themen befassen können. Idealerweise werden die Kosten für die Workshops in Zukunft von Sponsoren übernommen. Momentan sind wir noch auf der Suche nach möglichen Unterstützern.
Tatjana: Da wir durch die Corona-Krise keine Vorträge oder Workshops mehr halten können, uns die Jugendlichen aber gerade zu solchen Zeiten brauchen, haben wir uns dazu entschlossen, eine Instagram-Seite zu gestalten. Das ist unsere Plattform, um Motivation und Inspiration zu verbreiten. 

Wir wollten nicht untätig dabei zusehen, wie Jugendliche an einen Punkt gelangen, wo kein Licht am Ende des Tunnels zu sein scheint.

Lorena Bittner über JUST

Warum müssen Jugendliche gestärkt werden?
Tatjana: In der Schule eignen wir uns Wissen zu unterschiedlichsten Themen an, nur braucht man später im Leben nicht alles, was man in der Schule beigebracht bekommt. Dabei wird häufig das Wichtigste vergessen – Themen wie mentale Stärke oder Selbstfindung fehlen einfach. 
Lorena: Wir finden es wichtig, zu wissen, wie man mit Fragestellungen umgehen kann wie beispielsweise: Wie gehe ich mit Leistungsdruck um? Was mache ich, wenn ich zu Hause Stress habe? Wir wollen die Jugendlichen bei solchen Themen fördern und unterstützen. 

Warum findet ihr, dass das Angebot, was man in Schulen findet (Schulpsycholog*innen, Kriseninterventionsteam), nicht reicht? 
Tatjana:
 Ein „Kriseninterventionsteam“, so wie es der Name schon verrät, tritt erst in Erscheinung, wenn die Krise schon da ist. Wir wollen aber mit JUST dafür sorgen, dass es gar nicht erst zu einer Krise kommt, und Präventionsarbeit leisten. Schulpsychologen*innen schrecken unserer Meinung nach oft nur ab, dort gehen letztendlich die wenigsten Jugendliche auch wirklich hin. Wir denken, dass es gut ist, dass diese Angebote existieren, sie reichen aber noch nicht aus. Muss es erst zu einer Krise kommen, damit jemand für mich da ist? 

Denkt ihr, dass euer Projekt in Zeiten von Corona besonders wichtig ist?
Lorena: Ja, unglaublich wichtig. Nicht nur unser Projekt, sondern generell soziale Projekte, die die Menschen aufbauen wollen. Wir alle durchleben gerade sehr unsichere Zeiten, viele Eltern haben mit allen möglichen Problemen zu kämpfen, und da können wir Jugendliche sie auch mal unterstützen. Und das geht nun mal am besten, wenn man selbst gerade keine Hilfe braucht. 

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Tatjana: Ideal wäre es, dass wir an so vielen Schulen bekannt sind, dass diese von alleine auf uns zugehen und mit uns arbeiten wollen. Wir wollen wirklich, dass sich unser Projekt herumspricht und dabei gesagt wird: Das hilft wirklich. Wir wurden bereits wegen unseres Alters heruntergeredet, ganz nach dem Motto: Ihr seid nur zwei junge Frauen, was wollt ihr denn schon erreichen? 
Lorena: Häufig ist es so, dass wir, wenn wir bei Schulen anrufen, häufig nur als ein Projekt von vielen gesehen werden. Aber wir sind nicht irgendein Projekt, sondern wir haben ein sehr wichtiges Anliegen und möchten wirklich etwas bewegen und Gutes für die Gesellschaft und für die kommenden Generationen tun. 

Was sind eure Ziele für JUST?
Lorena: Wir wollen zum einen eine größere Reichweite erzielen, sodass wir Gehör finden und dadurch mehr Menschen erreichen. Zum anderen möchten wir mehr Vorbilder interviewen, seien es Sänger, Schauspieler oder Sportler, die die Jugend inspirieren und motivieren können. 
Tatjana: Unser größtes Ziel mit JUST ist, dass jeder Mensch die beste Version seiner selbst wird. Wir möchten in eine Zukunft voll gesunder und starker Menschen blicken, die eben auch über eine mentale Stärke verfügen. 

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.