Interview

„Für meine Freunde bin ich der Start-up-Heini“: Ben hat mit 16 sein Unternehmen TagTig.io gegründet

Mit der Unterstützung seiner Eltern und seiner Freunde gründete Ben Düring (rechts) vergangenes Jahr das Unternehmen TagTig.io.
Mit der Unterstützung seiner Eltern und seiner Freunde gründete Ben Düring (rechts) vergangenes Jahr das Unternehmen TagTig.io.
Keine endlos langen Bewerbungen für Jobs oder Praktika schreiben, sondern einfach direkt Angebote von seinen Traum-Unternehmen erhalten? Klingt doch eigentlich perfekt, oder? Auf der Website TagTig.io können sich Jugendliche in nur drei Minuten registrieren, indem sie ihre Personalien, die gewünschte Branche und gesammelte Erfahrungen angeben. Dann können die Unternehmen die Profile sichten und bewerben sich quasi andersherum beim Jobsuchenden. Auf diese Idee kam der 16-jährige Schüler Ben Düring aus Berlin. Ende letzten Jahres gründete er sein eigenes Start-up. Wir haben ihn gefragt, wie es dazu kam und was die Corona-Krise für das junge Unternehmen bedeutet.

Wie kamst du auf die Idee für TagTig.io?
Dazu haben mich insbesondere meine Freunde inspiriert. Bei ihnen habe ich beobachten können, wie schwer es ist, einen Ausbildungsplatz oder ein Praktikum zu finden. Doch bei dem Mitarbeitermangel hier in Deutschland kam mir das paradox vor, und so habe ich überlegt, wie man diese beiden Gruppen, Unternehmen und potenzielle Fachkräfte, am besten zusammenführen kann. So entstand dann die Plattform TagTig.io.

Was hebt deine Job-Börse von anderen, bereits existierenden ab?
Das Besondere an TagTig ist einfach, dass dort der traditionelle Prozess umgedreht wird und dass die Unternehmen sich bei den Schülern bewerben.

Und was war für dich deiner Meinung nach das Hilfreichste, um deine Ideen umsetzen zu können?
Bei TagTig geht es um das Thema Arbeitsplätze, dabei konnten mir vor allem meine Eltern helfen. Beide arbeiten im Bereich Personal, also Recruiting und Human Resources, und haben viel Erfahrung. Dann habe ich mich mit anderen Unternehmen und vor allem auch mit meinen Freunden zusammengesetzt und von meiner Idee erzählt. Sie haben mir gutes Feedback gegeben, das ich dann auch in mein Start-up einbauen konnte.

Wie haben deine Freunde auf deine Idee reagiert?
Also generell hat es eigentlich ganz gut zu mir gepasst. Ich war für meine Freunde dann zwar immer der „Start-up-Heini“ und sie haben Witze gemacht, aber insgesamt fanden sie meine Ideen echt cool. Auch wenn sie selbst mal eigene Ideen haben, kommen sie zu mir und ich helfe ihnen ein bisschen. Andersherum geben sie mir immer Feedback, wenn ich irgendwo Hilfe brauche. 

Du bist 16, denkst du, du verstehst die Arbeitswelt schon in Gänze?
Ich denke, gerade weil ich so jung bin, bringt mir das auch einen gewissen Vorteil, da ich die Zielgruppe „Schüler“ besser verstehen kann und ich mir einen vorteilhafteren Einblick verschaffen kann als Erwachsene, die sich mit einem ähnlichen Thema beschäftigen. Aber natürlich: Man lernt immer dazu. 

Hattest du manchmal Zweifel an deinen Ideen und dachtest, es wäre alles zu viel für dich?
Ich bin eher ein positiver Mensch. Klar, Zweifel gehören dazu, aber im Großen und Ganzen war ich nie überfordert oder habe groß gezweifelt.

Was motiviert dich, mit dem weiterzumachen, was du tust?
Zum einen mag ich es, den Schülern zu helfen und sie unterstützen zu können. Auf der anderen Seite motiviert es mich, Erfahrungen für mich selbst und für die Zukunft zu sammeln. 

Bekommst du manchmal auch negatives Feedback?
Klar, nur kann man dann zwischen konstruktiver und nicht konstruktiver Kritik unterscheiden. Besonders auf Social Media kommt eher negatives Feedback bei mir an, aber auch bei meinen Freunden finde ich es wichtig, dass sie ehrlich sind und mir auch sagen, wenn etwas nicht so optimal ist. 

Was würdest du anderen Leuten in deinem Alter, die auch Lust haben, ein Start-up zu gründen, für Tipps geben?
Also erst mal ist es sinnvoll, sich einen Plan zu machen, doch das Wichtigste von allem ist, einfach mal anzufangen. Nicht wie in der Schule, indem man tausend Aufsätze über das Vorhaben schreibt, sondern indem man sich eben keine großen Gedanken macht. Im Prozess und Aufbau kann man das Projekt dann später immer noch optimieren. 

Musstest du dich jetzt wegen Corona in irgendeiner Weise anpassen und ist dein Unternehmen dadurch gefährdet?
Gefährdet ist mein Unternehmen jetzt nicht, aber es ist sehr schade. Ich hatte geplant, im Frühjahr auf viele Messen zu gehen, um aktiv Schüler anzusprechen. Leider hat sich das wegen Corona erst mal erledigt. Aber wenn es wieder losgeht, freue ich mich dafür umso mehr darauf, voranzukommen. 

Und was erhoffst du dir für die kommenden Jahre? Hast du noch weitere Pläne für die Zukunft und wie sieht er für dieses Jahr aus?
In naher Zukunft hoffe ich, dass ich täglich noch viele neue Nutzer dazubekomme und anwerben kann. Auf lange Zeit ist geplant, TagTig zu internationalisieren, also zum Beispiel Schüler oder Studenten aus Italien nach Frankreich zu vermitteln. Im Großen und Ganzen soll also TagTig dabei helfen, globales Arbeiten zu vereinfachen.