Seit Anfang Januar macht unser Autor ein Praktikum in Rom. Durch das Coronavirus hat sich sein Leben dort deutlich verändert. Eine Momentaufnahme.
Von Felix Fromm, funky-Jugendautor
Samstagabend, in einer WG in Rom: Ich sitze mit einigen Freunden zusammen, wir trinken Bier, und wir überlegen, wo es noch hingehen soll. Mal wieder bis zum Morgen durchfeiern, das wäre cool. Ein Blick aufs Handy, nach Partys gesucht – viele Treffer, aber keine Option: Fast alle Partys wurden wegen des Coronavirus abgesagt, da die Veranstalter nicht den Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter zueinander garantieren können, der seit Ende letzter Woche von der Regierung vorgeschrieben ist. Feiern gehen? Fehlanzeige! Es ist nur eine der Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus – ebenso wie die Schließung der Schulen und Unis im ganzen Land.
Zwangsferien, auch für
Fußballfans: Die Stadien sind leer. Theater und Kino nur äußerst eingeschränkt
nutzbar, immer weniger Touristen im ganzen Land, auch in Rom. Das fällt mir inzwischen
schon am frühen Morgen auf: Denn täglich führt mich mein Weg zur Arbeit über
den Petersplatz. Dort, wo bis Ende Februar schon früh viele Touristen für den Eintritt
in den Petersdom anstanden, sind es jetzt nur noch ein paar einzelne. Viele
haben ihre Reise gecancelt. Meine Familie, die mich hier besuchen wollte,
leider auch. Als sie mir mitteilten, dass sie nicht kommen würden, wurde mir zum
ersten Mal so richtig bewusst, wie das, was anfangs noch weit weg schien, auch
bei uns alltäglich geworden ist. Und wie es meinen Alltag hier immer mehr verändert
hat.
Und plötzlich wurde es
ernst …
Das Coronavirus bedeutet für
mich in erster Linie jedoch: viel Arbeit. Seit Anfang des Jahres bin ich in Rom
und mache hier ein Praktikum beim ZDF-Auslandsstudio. Da die Regierung fast
täglich neue Maßnahmen erlässt, um die Situation in den Griff zu bekommen,
haben wir viel zu berichten. Über die immer höheren Zahlen an Infizierten, die
Ausweitung der Sperrzonen wie zuletzt am Sonntag, und die größer werdende Sorge
von Hoteliers oder Restaurantbesitzern, deren Geschäft weggebrochen ist. Ob und
wie ihnen das 7,5 Milliarden Euro schwere Hilfspaket der Regierung zugutekommen
wird, wissen sie nicht. Mit den zuletzt sprunghaft angestiegenen Todeszahlen
wächst natürlich die Sorge vor dem Virus nicht nur bei den Touristen. Auch die Angst?
Nein, Angst habe ich in der
ganzen Situation nicht. Doch ich bin vorsichtiger geworden in meinem Alltag, so
wie viele andere hier auch. Nach einem regelrechten Ansturm auf
Desinfektionsmittel nutze ich inzwischen eines, das von der Apotheke selbst
zusammengemischt wurde, weil sie keines mehr auf Vorrat hatten. Hände oft
desinfizieren, in der U-Bahn die Türöffner nur noch mit dem Ellenbogen drücken,
Begrüßungen aus der Distanz, ohne sich zu umarmen oder links und rechts ein
Küsschen auf die Wange zu geben, wie es in Italien eigentlich der Brauch ist. In
der Postfiliale lassen sie nur noch vier Leute gleichzeitig herein, die anderen
müssen draußen warten, aus Vorsicht, um sich nicht anzustecken. Vieles ist in
der Form nicht mehr möglich, wie es vor wenigen Wochen noch war. Und mir wird
einmal mehr bewusst, wie abhängig und wie anfällig unsere Gesellschaft ist.
Eine italienische Lösung
So dramatisch sich das alles anhören mag – wofür ich die Italiener liebe, ist ihr Optimismus. Und ihre oft unkonventionellen Lösungen. Veranstaltungen, bei denen ein Sicherheitsabstand von einem Meter zueinander nicht garantiert werden kann, müssen abgesagt werden. Es sei denn, man schafft genau diese Garantie: Gerade war ich in einer Theateraufführung, für die einfach nur rund ein Drittel der Karten verkauft wurden. So konnten (und mussten!) alle, auch Paare und Familien, mit jeweils einem Meter Abstand zueinander sitzen. Die Ordner hatten einiges zu tun, das immer und immer wieder zu erklären und durchzusetzen, aber letztendlich hat es geklappt. Und so würde ich auch die Haltung der Italiener beschreiben: Trotz der ganzen Situation zeigen sie sich derzeit noch mutig und optimistisch. In den U-Bahnen, auf Post-its in der Stadt verteilt und auf Instagram findet man dieser Tage überall den gleichen Spruch, wie ein Mantra zieht er sich durch das ganze Land: #tuttoandràbene – alles wird gut!
Samstagabend, in einer WG in Rom: Ich sitze mit einigen Freunden zusammen, wir trinken Bier, und wir überlegen, wo es noch hingehen soll. Mal wieder bis zum Morgen durchfeiern, das wäre cool. Ein Blick aufs Handy, nach Partys gesucht – viele Treffer, aber keine Option: Fast alle Partys wurden wegen des Coronavirus abgesagt, da die Veranstalter nicht den Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter zueinander garantieren können, der seit Ende letzter Woche von der Regierung vorgeschrieben ist. Feiern gehen? Fehlanzeige! Es ist nur eine der Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus – ebenso wie die Schließung der Schulen und Unis im ganzen Land.
Zwangsferien, auch für Fußballfans: Die Stadien sind leer. Theater und Kino nur äußerst eingeschränkt nutzbar, immer weniger Touristen im ganzen Land, auch in Rom. Das fällt mir inzwischen schon am frühen Morgen auf: Denn täglich führt mich mein Weg zur Arbeit über den Petersplatz. Dort, wo bis Ende Februar schon früh viele Touristen für den Eintritt in den Petersdom anstanden, sind es jetzt nur noch ein paar einzelne. Viele haben ihre Reise gecancelt. Meine Familie, die mich hier besuchen wollte, leider auch. Als sie mir mitteilten, dass sie nicht kommen würden, wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, wie das, was anfangs noch weit weg schien, auch bei uns alltäglich geworden ist. Und wie es meinen Alltag hier immer mehr verändert hat.
Und plötzlich wurde es ernst …
Das Coronavirus bedeutet für mich in erster Linie jedoch: viel Arbeit. Seit Anfang des Jahres bin ich in Rom und mache hier ein Praktikum beim ZDF-Auslandsstudio. Da die Regierung fast täglich neue Maßnahmen erlässt, um die Situation in den Griff zu bekommen, haben wir viel zu berichten. Über die immer höheren Zahlen an Infizierten, die Ausweitung der Sperrzonen wie zuletzt am Sonntag, und die größer werdende Sorge von Hoteliers oder Restaurantbesitzern, deren Geschäft weggebrochen ist. Ob und wie ihnen das 7,5 Milliarden Euro schwere Hilfspaket der Regierung zugutekommen wird, wissen sie nicht. Mit den zuletzt sprunghaft angestiegenen Todeszahlen wächst natürlich die Sorge vor dem Virus nicht nur bei den Touristen. Auch die Angst?
Nein, Angst habe ich in der ganzen Situation nicht. Doch ich bin vorsichtiger geworden in meinem Alltag, so wie viele andere hier auch. Nach einem regelrechten Ansturm auf Desinfektionsmittel nutze ich inzwischen eines, das von der Apotheke selbst zusammengemischt wurde, weil sie keines mehr auf Vorrat hatten. Hände oft desinfizieren, in der U-Bahn die Türöffner nur noch mit dem Ellenbogen drücken, Begrüßungen aus der Distanz, ohne sich zu umarmen oder links und rechts ein Küsschen auf die Wange zu geben, wie es in Italien eigentlich der Brauch ist. In der Postfiliale lassen sie nur noch vier Leute gleichzeitig herein, die anderen müssen draußen warten, aus Vorsicht, um sich nicht anzustecken. Vieles ist in der Form nicht mehr möglich, wie es vor wenigen Wochen noch war. Und mir wird einmal mehr bewusst, wie abhängig und wie anfällig unsere Gesellschaft ist.
Eine italienische Lösung
So dramatisch sich das alles anhören mag – wofür ich die Italiener liebe, ist ihr Optimismus. Und ihre oft unkonventionellen Lösungen. Veranstaltungen, bei denen ein Sicherheitsabstand von einem Meter zueinander nicht garantiert werden kann, müssen abgesagt werden. Es sei denn, man schafft genau diese Garantie: Gerade war ich in einer Theateraufführung, für die einfach nur rund ein Drittel der Karten verkauft wurden. So konnten (und mussten!) alle, auch Paare und Familien, mit jeweils einem Meter Abstand zueinander sitzen. Die Ordner hatten einiges zu tun, das immer und immer wieder zu erklären und durchzusetzen, aber letztendlich hat es geklappt. Und so würde ich auch die Haltung der Italiener beschreiben: Trotz der ganzen Situation zeigen sie sich derzeit noch mutig und optimistisch. In den U-Bahnen, auf Post-its in der Stadt verteilt und auf Instagram findet man dieser Tage überall den gleichen Spruch, wie ein Mantra zieht er sich durch das ganze Land: #tuttoandràbene – alles wird gut!