Meinung

Warum Hitlers Nachlass nicht versteigert werden sollte

Sollten Gegenstände aus Hitlers Nachlass öffentlich versteigert werden? Unsere Autorin sieht das kritisch.
Ende des letzten Jahres fand in München eine Auktion rund um Hitlers Nachlass statt. Versteigert wurden unter anderem ein Zylinder mit den Initialen „AH“ auf der Innenseite. Unsere Autorin sieht das kritisch.

Von Pia Linnenbrink, Klasse 8a, Schiller-Schule Bochum

Hitlers Zylinder erzielte am Ende der Auktion ein Höchstgebot von 50.000€. Außerdem wurde eine Hermann-Göring- Luxusausgabe von Hitlers Buch „Mein Kampf“ im silbernen Einband versteigert, die für 130.000€ versteigert wurde. Aber auch Gegenstände aus Eva Brauns Leben wurden im vier- bis sechsstelligen Bereich verkauft. Merkwürdig hohe Beträge für solche Gegenstände.

Die Veranstalter bezogen sich im Vorhinein auf einen Paragraphen des Strafgesetzbuches und betonten, dass die Gegenstände nur zur Lehre, Forschung und für die Wissenschaft verwendet werden dürften. Außerdem mussten alle Bieter vor Anfang der Aktion ein Dokument unterschreiben, indem sie versicherten, dass sie sich über die Vorgaben informiert haben und dass sie diese Vorgaben auch befolgen. Aber mal ehrlich, wer will und kann schon kontrollieren, was zum Beispiel der Engländer mit dem von ihm ersteigerten Zylinder macht?

Wird Hitlers Nachlass wirklich nur zur Lehre genutzt werden?

Ich denke, ich bin nicht die einzige, die sich fragt, warum Menschen so viel Geld für Gegenstände ausgeben, die einem der schlimmsten Menschen der deutschen Geschichte gehört haben. Und was passiert, wenn genau diese Gegenstände als Art „Reliquie“ oder „Devotionalie“ in den Händen von Neonazis landen? Diese Möglichkeit aber schloss der Geschäftsführer aus und betonte immer wieder, dass  diese Gegenstände nur zur Lehre gedacht seien und dass er davon ausgehe, dass sich alle im Publikum sitzenden Bieter daran  halten werden.

Nicht verwunderlich, dass es auch von Seiten der Politik scharfe Kritik hagelte. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, meinte, dass bei der Auktion die Verbrechen der Nazis verharmlost würden. Diese Meinung teile ich nur begrenzt, denn diese Gegenstände könnten auch für das genaue Gegenteil verwendet werden, indem man sich mittels ihnen dieses dunkele Kapitel deutscher Geschichte besser vorstellen kann. Doch fragt man sich auch hier, wer gibt einfach so dermaßen viel Geld aus für Objekte, die einem Menschen gehörten, den viele Menschen, sowohl national, als auch international, sehr gerne vergessen würden?

Keine neuen Wallfahrtsorte für Nazis bitte

Mein Fazit lautet, dass solche Veranstaltungen lieber nicht stattfinden sollten, damit keine „Wallfahrtsorte für Neonazis“ entstehen. Zumindest müssten in Zukunft genauere Beobachtungen der Käufer durchgeführt werden. Man muss wissen, wo besagte Objekte hingehen und was mit ihnen geschieht. Da dies aber immensen Kostenaufwand bedeutet, ist diese Option meiner Meinung nach nicht zu bevorzugen. Ob und wie sich Politiker und Veranstalter solcher Auktionen einigen, bleibt dahingestellt. Fest steht, dass bei dem Verkauf von Gegenständen dieser Art immer ein gewisses Restrisiko bleibt.

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.