Interview

Dipl. Ing. Hans-Peter Anders über den Beruf des Architekten

Dipl.-Ing. Architekt Hans-Peter Anders
Hans-Peter Anders ist Architekt. Er ist Gründer und Inhaber des Architektur- und Planungsbüros “architektur anders“ in Bochum. Unser Jugendreporter hat ihn zum Interview getroffen und über seinen Arbeitsalltag und Bildungsweg gesprochen.
Von Rasmus Tempelmann, Klasse 8d, Schiller-Schule Bochum

funky: Herr Anders, für viele junge Menschen ist der Beruf des Architekten ein sehr interessanter Beruf. Doch wie genau sieht eigentlich der Arbeitsalltag eines Architekten aus?

Hans-Peter Anders: Das kommt darauf an, in welche Richtung der Architekt arbeitet. Die meisten Architekten machen ja nicht alles, sondern die einen entwerfen die Gebäude, die anderen bauleiten hauptsächlich die Gebäude, die dann gebaut werden. Grundsätzlich ist es so: man ist viel im Büro, man überlegt sich ein Gebäude, man zeichnet es, muss aber auch viel mit Bauherren und Handwerkern sprechen und wenn das Gebäude gebaut wird, muss man auf die Baustelle. Man muss gucken wie es gebaut wird und nach Fehlern gucken, Termine absprechen und mit den Handwerkern zurechtkommen.

Hat sich Ihr Beruf durch die Digitalisierung sehr verändert? Auf Ihrer Internetseite verweisen sie beispielsweise auf den dreidimensionalen Entwurfsprozess BIM.

BIM bedeutet Building Information Modeling. Das hat sich sehr stark verändert, wobei ich sagen muss, dass ich mich schon im Studium vor über 30 Jahren mit den Computern auseinandergesetzt habe. Deshalb hat sich für mich persönlich in meiner Zeit praktisch gar nicht so viel geändert. Im Studium musste wir alles noch mit der Hand zeichnen. Seitdem ich arbeite, wird nichts mehr mit Hand gezeichnet. Also bei uns im Büro ist es so, dass alles am Computer verfasst wird. Es gibt kein Papier mehr, keine Aktenordner. Es ist alles digital. Alles wird sofort eingescannt, wenn wir etwas in Papierform kriegen, alles wird im Computer abgelegt und ich habe das dann auf dem iPad und nehme das auch mit auf die Baustelle, so dass wir überhaupt kein Papier mehr brauchen.

Was war für Sie der entscheidende Grund, Architekt zu werden?

Ich bin erblich vorbelastet. Meine Familie hat schon seit zwei bis drei Generationen mit dem Bauen zu tun. Mein Vater hat Hochbau studiert und später ein Bauunternehmen geführt. Und ich wollte eigentlich Industriedesign studieren, aber kurz bevor ich angefangen habe, habe ich mich doch entschieden, Architekt zu werden.

Welche Voraussetzungen sollte ein Architekt mitbringen?

Er sollte natürlich kreativ sein, wenn er diese Seite des Berufs machen möchte. Er sollte kommunikationsfähig sein, weil er mit vielen Menschen zu tun hat und Probleme lösen können. Und er sollte teamfähig sein, aber das Kreative ist das Entscheidende. Man sollte sich alles gut dreidimensional vorstellen können und ein räumliches Verständnis haben von dem, was man da macht.

Und wie genau wird man Architekt?

Also das ist eigentlich ganz einfach. Man studiert Architektur. Früher war man dann Diplomingenieur, wenn man fertig war. Heute ist das ein Masterstudium. Aber Architekt darf man sich tatsächlich erst nennen, wenn man zwei Jahre Berufserfahrung vorweisen kann und nachgewiesen hat, dass man alle Bereiche der Architektur schon einmal gemacht hat. Dann wird man in die Architektenliste der Architektenkammer eingetragen und darf sich dann Architekt nennen. Vorher ist man eigentlich Master of Science oder Diplomingenieur.

Kann ich als Jugendlicher schon etwas tun um mich auf den Architekturberuf vorzubereiten?

Man sollte sich auf jeden Fall interessieren für seine Umwelt. Wenn dich nach zehn Minuten jemand fragt, an welchem Haus du vorbeigegangen bist, dann wäre es gut, wenn du noch weißt, wie es ausgesehen hat. Man kann das natürlich auch trainieren, dass man sehr aufmerksam ist und sich viele Gebäude anschaut. Auch das räumliche Vorstellungsvermögen lässt sich üben. Das kann man sogar mit Videospielen machen. Oder man bastelt Modelle. Dadurch bekommt man ein Gefühl für dieses Dreidimensionale.

Welche Argumente für den Architekturberuf würden Sie einem Abiturienten aus heutiger Sicht nennen, der noch unentschlossen ist, für welches Studium er sich entscheiden soll?

Also das Schönste an dem Beruf ist auf jeden Fall, dass man sich etwas ausdenkt, ganz alleine oder im Team, und dann im bestem Fall nach einem Jahr dort vorbeigeht und man sieht, dass es gebaut ist. Man denkt sich etwas aus und das wird geschaffen und wird wahrscheinlich ein paar hundert Jahre dort stehen. Das ist natürlich schön und befriedigend. Der Weg dahin ist oftmals schwer und unwegsam, aber wenn das Gebäude erst gebaut ist, dann ist es schon ein sehr schönes Gefühl.

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.