Hast du noch ne Ibu? Warum wir zu schnell zu Schmerztabletten greifen

Schmerztabletten machen uns häufig erst alltagstauglich.
Schmerztabletten machen uns häufig erst alltagstauglich.
Freitagmorgen. Der Wecker klingelt vor einem wichtigen Termin, aber der letzte Abend hat seine Spuren hinterlassen. Stechende Kopfschmerzen. Paracetamol sollte da helfen. Vom letzten Sportunterricht tut immer noch das Knie weh. Das könnte mit Ibuprofen zu beheben sein.
Von Hannah de Buhr, funky-Jugendreporterin

Zu den beliebtesten Schmerzmitteln gehören Aspirin, Ibuprofen und Paracetamol. Diese gibt es in jeder Apotheke zu niedrigen Preisen, dazu noch rezeptfrei. Der Großteil von uns schluckt fast 50 Tabletten pro Jahr. Auch wenn das meistens eigentlich gar nicht nötig ist. Wann schaden die Tabletten unserem Körper und wie funktioniert die Schmerzlinderung überhaupt?

Wenn wir uns verletzen oder etwas schmerzhaft ist, sind Botenstoffe für die Weiterleitung der Information an das Gehirn verantwortlich. Diese nennt man Prostaglandine. Die Botenstoffe teilen dem Gehirn mit, wo sich die Schmerzen befinden. Das Gehirn ist nämlich ebenfalls für die Schmerzlinderung verantwortlich. Diese Linderung wird durch das Andocken der Botenstoffe an die Schmerzrezeptoren der Nervenenden verursacht. Sie lösen nachfolgend ein Signal aus, das im Gehirn als Schmerz wahrgenommen wird. Die Botenstoffe werden mithilfe der sogenannten COX-Enzyme hergestellt. Und genau dort, wo sich die COX-Enzyme befinden, setzen die Schmerzmittel an. Sie stoppen die Produktion der Botenstoffe und dem Gehirn wird so nicht mehr mitgeteilt, dass es irgendwo in unserem Körper wehtut. Der Schmerz ist also nicht auf einmal weg, wir nehmen ihn ohne das Signal der Botenstoffe nur nicht wahr. Doch nicht alle Schmerzmittel wirken gleich. Diclofenac wird bei Entzündungen empfohlen. Die Acetylsalicylsäure wirkt schnell und hilft bei Kopf- und Gliederschmerzen. Ibuprofen deckt ein breites Spektrum ab, es hilft vorzugsweise bei Entzündungen und Gliederschmerzen.

Die COX-Enzyme sind im Übrigen nicht nur für die Herstellung von Botenstoffen wichtig. Sie spielen auch beim Schutz der Nieren und der Magenschleimhaut eine wichtige Rolle. Hemmen die Schmerzmittel nun also diese Enzyme, wird damit auch Einfluss auf die Funktion anderer Organe genommen. Ibuprofen belastet Leber und Nieren, bei Diclofenac kann es zu Magenproblemen kommen. Jörg Schelling, Gründungsdirektor des Instituts für Allgemeinmedizin an der LMU München, empfiehlt, die frei käuflichen Schmerzmittel nie länger als drei Tage am Stück zu nehmen und bei nicht abklingenden Schmerzen einen Arzt aufzusuchen.

Bevor wir also das nächste Mal wieder schnell eine Schmerztablette einwerfen, sollten wir darüber nachdenken, ob der Schmerz wirklich nicht ohne das kleine Wundermittel auszuhalten ist – oder es sich um eine zur Gewohnheit gewordene Vorsichtsmaßnahme handelt.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.