Meinung

Es lernt sich besser in schönen Schulen

Schöne Schulen können beim Lernerfolg helfen, findet unser Autor. Die meisten Berliner Schulen sind aber total heruntergekommen.
Die meisten Berliner Schulen leiden unter extremen Baumängeln. Unser Autor sieht darin die schlechten Ergebnisse der Pisa-Studien begründet und erklärt, wieso der Senat eine wichtige Chance verpasst hat.
Von Joshua Czarny, Klasse 8c, Berlin International School

Viele Schulen sind herunter gekommen und hässlich. Teilweise regnet es in die Gebäude hinein. Die Farbe blättert von den Wänden ab, die Toiletten sind schmutzig und insgesamt gibt es keine angenehme Lernatmosphäre. Wenn die Schulen so aussehen, können die Pisa-Tests ja nur schlecht ausfallen. Das hat auch endlich der Berliner Senat erkannt und 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, mit denen die 773 Berliner Schulen saniert und neue Schulen gebaut werden sollen.

Aber wer entscheidet eigentlich, wie die Schulen umgebaut und saniert werden sollen? Naheliegend wäre es, die Betroffenen zu fragen, also die Schüler. Doch sind die Schüler überhaupt in der Lage, solche Fragen zu beantworten? Ich treffe die Architektin, Frau Prof. Dr. Susanne Hofmann, eine Expertin für die Beteiligung von Schülern beim Bau und Umbau von Schulen. Frau Hofmann hat keinen Zweifel, dass Schüler Bauherren sein können.

Schüler können zu guten Bauherren werden

Die Erika-Mann Grundschule in Berlin-Wedding war die erste Schule, bei der die Schüler gemeinsam mit Frau Hofmann und ihrem Büro ihre Traumschulwelt gestalten konnten. Frau Hofmann und die Studenten, die für sie arbeiteten, besuchten die Schule und haben einen Workshop mit den Schülern durchgeführt. In dem Workshop bastelten die Schüler ihre eigenen Collagen, mit denen sie zum Ausdruck brachten, wie ihre Traumschule aussehen sollte. Als Ergebnis kam heraus, dass sich die Schüler eine Drachenwelt wünschen.

Die Studenten haben dann versucht, diese Idee in ein Gebäude zu verwandeln. Sie haben an typische Merkmale eines Drachen gedacht und haben deswegen die Garderoben der Schüler als Dracheneier gestaltet. Sie haben sich außerdem Sitzelemente ausgedacht, die wie die zackigen Flügel eines Drachens aussehen. Diese dienen als Entspannungsort, wo die Schüler auch lernen können. Die Wände und die Decken in den Fluren wurden mit glänzender, silberner Folie geschmückt, die an die glänzenden Schuppen eines Drachen erinnert. In anderen Teilen des Flures sind an der Decke und an der Wand große langgezogene Lichtelemente in den Farben von Rot und Gelb angebracht, die an das Rückgrat oder das Innere eines Drachens denken lassen.
Die Erika-Mann Grundschule, die früher als Problemschule galt, entwickelte sich nach dem Umbau zu einer schönen und beliebten Grundschule, mit der sich die Schüler identifizieren können und auf der sich die Schüler wohlfühlen.

Senat will aber Schüler nicht in Gestaltung der Schule mit einbinden

Ich frage Frau Prof. Dr. Hofmann, ob die Führung der Schulbauoffensive die Idee aufgegriffen hat, Schüler auf diese Weise an der Gestaltung ihrer Schulen zu beteiligen. Sie antwortete mit einem Nein. Ihre Vorstellung von Partizipation ist, dass man die Schüler mit einbezieht, so dass jede Schule individuell ist und sich von anderen Schulen unterscheiden lässt. Jedoch hat die Schulbauoffensive sich für das Gegenteil entschieden und will lauter gleiche Schulen bauen. Bei dem Umbau der alten Schulen werden die Schüler auch nicht gefragt. Mit diesen Schulen werden sich die Schüler nicht identifizieren können, da diese Schulen nichts mit den Schülern zu tun haben und die Schüler ihre nicht Bedürfnisse erfüllt bekommen.

Die Schulbauoffensive war eine große Chance für den Senat, etwas Neues zu versuchen, indem die Schüler mitentscheiden dürfen, wie ihre Schule aussehen soll. Hätten die Verantwortlichen mehr Mut gezeigt, könnten besondere Schulen entstehen, die den Wünschen der Schüler entsprechen und mit denen sie sich besser identifizieren können, weil sie an der Gestaltung beteiligt waren. Vielleicht würden die Schüler in Berlin dann auch besser in der nächsten Pisa-Studie abschneiden.

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.