Interview

Dr. Fabian Lindner: „Manchmal muss eine Klasse wiederholt werden“

Die meisten Jugendlichen mit Herzfehlern müssen ein Leben lang Medikamente einnehmen.
Jugendliche mit Herzfehlern sind ein wichtiges, aber leider unterrepräsentiertes Thema. Unsere Jugendreporterin hat mit dem Notarzt Fabian Lindner darüber gesprochen, inwiefern Kinder mit Herzfehlern in der Schule eingeschränkt sind.
Von Marlene Stehen, Klasse 8c, Berlin International School

funky: Herr Lindner, welche Herzkrankheiten gibt es?

Fabian Lindner: Es gibt Fehlbildungen der Herzklappen, das sind die „Ventile“, die den Blutstrom steuern – diese können undicht oder zu eng sein. Dann gibt es Fehler, die die Herzscheidewände betreffen, welche die Herzhöhlen voneinander trennen. Häufigste Fehler hier sind kleine Löcher in diesen Wänden. Und es gibt noch Fehlbildungen der Herzkammern selbst, diese können zu groß, zu klein oder in seltenen Fällen auch mal gar nicht angelegt sein. Dies sind alles angeborene Herzkrankheiten. Weiter gibt es natürlich auch eine ganze Reihe Erkrankungen, die erst im Laufe des Lebens entstehen. Diese betreffen meist keine Kinder und treten erst bei Erwachsenen auf – die häufigste Krankheit, von der Du sicher schon gehört hast, ist der Herzinfarkt, das ist ein Verschluss einer Arterie im Herzen, die den Muskel, das Herz ist ja ein großer Muskel, mit Blut und damit Sauerstoff versorgt. Weiter gibt es noch verschiedene Formen der Entzündungen am Herzen, diese können auch schon mal Kinder und Jugendliche betreffen, sind aber insgesamt seltener.

Wie viele Jugendliche und Kinder sind in Berlin betroffen?

In Berlin kommen jedes Jahr ungefähr 400 Kinder mit angeborenen Herzfehlern zur Welt, wobei hiervon die meisten leichte Herzfehler sind, die nur selten behandelt werden müssen. Schwere Fehler, die schon im ganz jungen Alter eine Behandlung benötigen gibt es bei ungefähr 50 Neugeborenen in Berlin pro Jahr.

Wie schwierig ist der Umgang heutzutage mit Herzfehlern bei Jugendlichen?

Das hängt ganz von der Art der Krankheit ab. Manche Fehlbildungen, die überhaupt nicht auffallen, werden von Kindern und Erwachsenen kaum bemerkt. So hat ungefähr jeder Vierte ein kleines Loch in einer der Herzscheidewände – die wenigsten bemerken dies überhaupt. In seltenen Fällen kann das später aber zur Entwicklung einer Herzschwäche führen. Bei anderen angeborenen Fehlbildungen sind aber schon die neugeborenen Kinder schwer krank und müssen innerhalb kurzer Zeit schwere Operationen bekommen. Ein Herzinfarkt ist auch eine sehr schwere Erkrankung, an der viele Menschen sterben oder danach sehr lange, manchmal ein Leben lang, krank sind.

Wie behandelt man Herzfehler?

Auch das kommt ganz stark auf die Art der Krankheit an. Manchmal muss man gar nichts machen, in vielen Fällen gibt es spezielle Operationen, um die Fehler zu beheben oder die Ursache zu behandeln. Auch ein Herzinfarkt kann mittels Operation behandelt werden. Es gibt heute sogenannte Schlüsselloch Verfahren bei denen über kleine Zugänge im Arm oder Bein ein Schlauch zum Herzen geführt wird, über den dann Behandlungen an den Gefäßen oder Klappen erfolgen können. Vor allem müssen aber die meisten Menschen, die an Herzkrankheiten leiden, ein Leben lang Medikamente einnehmen.

Wie viele Medikamente müssen Jugendliche nehmen, um die Krankheiten zu behandeln?

Das hängt ganz stark von der Art des Herzfehlers ab und kann nicht allgemein gesagt werden. Die meisten nehmen keine Medikamente, insbesondere Kinder, die aber operiert wurden, müssen häufig mehrere auch sehr starke Medikamente einnehmen und die oft auch schwere Nebenwirkungen haben – z.B. Medikamente, die das Blut verdünnen.

Sind die Jugendlichen mit Herzfehlern in der Schule eingeschränkt?

Die meisten Kinder und Jugendlichen können auch mit Herzfehler in die Schule gehen. Wer allerdings einen schweren Herzfehler hat, fällt für Behandlungen häufiger und manchmal auch für längere Zeit aus. Das führt manchmal sogar dazu, dass die Jugendlichen eine Klasse wiederholen müssen.

Von Reinickendorf bis Bochum, von Fulda bis Ottensen – überall schreiben Schülerinnen und Schüler Artikel über das, was um sie herum passiert. Jeder und jede aus ihrer eigenen Sichtweise, mit eigener Meinung und eigenem Schwerpunkt. Bei all den Unterschieden eint sie, dass sie mit ihrer Klasse an MEDIACAMPUS teilnehmen, dem medienpädagogischen Projekt der Funke Mediengruppe. Das erlernte Wissen wenden sie dann praktisch an, indem sie erste journalistische Texte schreiben. Auf funky können sie die Früchte ihrer Arbeit präsentieren.