Müssen wir an allen Silvester-Traditionen festhalten?

Dinge zum Explodieren zu bringen macht Spaß. Besonders gut für die Umwelt ist es allerdings nicht.
Das Geknalle erhöht die Feinstaubbelastung.
In der Silvesternacht Dinge zum Explodieren zu bringen macht Spaß. Besonders gut für die Umwelt ist es allerdings nicht.
Von Hannah De Buhr, funky-Jugendreporterin

365 Tage sind schon fast wieder vorbei. Bald lässt der Großteil von uns die Korken knallen und der bekannte Zehn-Sekunden-Countdown wird laut grölend heruntergezählt. Dann leuchtet der Himmel wieder in bunten Farben und die Wunderkerzen werden geschwenkt. Das Zusammensein mit nahestehenden Menschen und das gemeinsame Warten auf die bunteste Mitternachtsstunde im ganzen Jahr empfinden viele an diesem Abend als besonders wichtig. Kurz vor Mitternacht flackert dann noch mal „Dinner for One“ über den Bildschirm, um auch wirklich alle Traditionen beizubehalten.

Muss man aber wirklich an allen Traditionen festhalten? Wieso eigentlich begrüßen wir das neue Jahr mit wildem Geknalle? Dieser Brauch entstammt einem vorchristlichen Glauben. Mit dem Silvesterfeuer sollten böse Geister vertrieben werden. Im Mittelalter schützte man sich mit lautem Paukenschlag vor dem Teufel. Später wurden dann aus dem Feuer Raketen und aus den Pauken die Knallfrösche. Doch wie angemessen ist die lauteste Nacht des Jahres eigentlich noch zu Zeiten von Anti-Plastik und „Fridays for Future“? Weniger zu böllern, hieße vor allem auch weniger Müll, weniger Verletzte und weniger Feinstaub. In der Silvesternacht des vergangenen Jahres war die Feinstaub-Konzentration in Berlin-Friedrichshain 17 Mal so hoch wie der Grenzwert für das Tagesmittel es vorsieht. Allein in Berlin mussten die Einsatzkräfte beim Jahreswechsel 2018/2019 zu über tausend Einsätzen ausrücken. Die Kontrolle über das Geböllere zu behalten, ist schwer. Damit aufhören wollen außerdem die wenigsten. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, etwas zum Explodieren zu bringen? Erste Super- und Baumärkte steuern dagegen und verkaufen ab 2020 keine Feuerwerkskörper mehr. Grund dafür ist der Umwelt- und Tierschutz. Denn insbesondere Tiere erschrecken sich vor dem lauten Geknalle, das zuckende Licht löst bei ihnen Panik aus.

Silvester wird im Übrigen nicht überall so explosiv gefeiert wie in Deutschland. In Spanien essen die Menschen pro Glockenschlag eine Weintraube. Wenn um Mitternacht die Glocke anfängt zu läuten, steht das vorbereitete Glas mit zwölf Weintrauben schon bereit. In Frankreich werden auch keine Raketen gezündet. Und in England versammeln sich die Menschen für öffentliche Feuerwerke, die mit Licht und Lasern inszeniert werden.

Sich nicht an der Silvesterunsitte zu beteiligen, spart Geld, hilft der Umwelt und schadet auch dem ein oder anderen Haustier nicht. Außerdem gibt es gute Alternativen in allen Großstädten! Und sei es die Weintraube.

Wir haben genug davon, dass die Geschichten immer nur von den Alten erzählt werden. Deswegen haben wir den Stift selbst in die Hand genommen, sind durch die Lande gezogen, haben Geschichten und Menschen gesucht, gefunden und alles aufgeschrieben, was uns untergekommen ist. Wir haben unsere Smartphones und Kameras gezückt und Fotos und Videos gemacht. Auf funky zeigen wir euch die Ergebnisse unserer Recherchen.