Interview

Lea van Acken: „Ghosten finde ich echt hart“

Die vier Schauspieler von Abikalypse
Die vier Außenseiter aus Abikalypse- sweet oder?

„Abikalypse“ ist die deutsche Version von „Project X“, nur für Teenies und mit mehr Inhalt. Lucas Reiber und Lea van Acken spielen in dem Film zwei der vier Schüler, die zu den Außenseitern gehören, nun aber die größte Abschlussparty des Jahres schmeißen wollen. Im Interview sprechen sie über soziale Medien, die Liebe und das Fragezeichen nach dem Abitur, das nicht immer groß sein muss.

Das Klischee, wer viele Follower hat, ist einsam, wird im Film erfüllt. Denkt ihr, das stimmt?

Lea: Ich finde, bei uns werden keine stereotypischen Abbilder gezeigt. Ich glaube, jeder hat in sich eine Einsamkeit. Wenn man sich tendenziell nach außen definiert und darüber seinen Wert einholt, über so eine graue Masse, die dich nur über Fotos bestätigt, besteht die Gefahr, dass du dich schneller einsam fühlst.

Lucas: Wir haben es im Film etwas überspitzt und die Rolle der Leonie (Influencerin, im Film gespielt von Lisa-Marie Koroll, Anm. d. Red.) ist da ein gutes Beispiel. Sie ist hübsch, wird von allen gemocht und dennoch sieht man ihre Angst: Sie kann gar nicht mehr differenzieren, wer sie als Mensch mag und wer nur auf ihren Fame aus ist.

Ihr habt selbst, Lucas mit 103.000 und Lea mit 82.000 Followern, viele Fans in den sozialen Medien. Wie geht ihr damit um?

Lea: Klar, diese Fragen, die aufkommen, wie: Wo will ich dazugehören? Was will ich zeigen? Da bin ich auch durchgegangen. Ich merke aber, dass ich Instagram als Plattform schätze, um zu informieren, in Kontakt zu kommen und mich auszutauschen. Ich versuche, mich ganz strikt von dem zu distanzieren, was mir nichts bringt, mich nicht glücklich macht oder verunsichert.

Lucas: Das hat alles erst vor ein paar Jahren angefangen. Ich habe aber immer mehr gemerkt, dass man eine riesige Verantwortung hat. Vor allem in der heutigen Zeit. Wenn es politisch interessant wird, habe ich mit hunderttausend Followern ein Sprachrohr und habe auch Lust, das zu nutzen und der Gesellschaft etwas zu geben, von dem ich denke, dass es ein sinnvoller Input ist, der die Welt voranbringt.

Als Schauspieler sprecht ihr Texte, die von anderen geschrieben wurden, aber in eurer Freizeit könnt ihr eure eigenen Worte verwenden. Was ist eure Message?

Lucas: Liebe! Tatsächlich glaube ich an den Satz: Alles, was wir tun auf dieser Welt, passiert aus Liebe oder ist ein Schrei nach Liebe. Und damit kann man sich so viele Dinge erklären, die passieren und bei denen du dich manchmal fragst: Warum sind Menschen so?

Es ist schon eine Schande, dass so etwas Großes wie die Liebe mit nur fünf Buchstaben beschrieben wird.

Lucas Reiber, Schauspieler

Der Film dreht sich auch viel um unerwiderte Liebe. Wie geht man mit so etwas um?

Lea: Man sollte Menschen immer mit Respekt behandeln. Ich gehe immer nach der Prämisse vor: So wie ich behandelt werden möchte, behandle ich auch andere. Ghosten finde ich zum Beispiel echt hart. Liebe zu empfinden und zu geben, ist etwas Schönes. Man sollte aber gar nicht mit der Erwartung reingehen, dass die Liebe immer erwidert wird. Meine Rolle im Film handhabt das ganz gut, nach dem Motto: Ich habe mich offenbart, du bist darauf eingegangen. Du hast ein Problem, geh damit um, und wenn du bereit bist, auf mich zuzugehen, dann gucke ich, an welchem Punkt ich bin. Auf jeden Fall sollte man sich nicht unter Wert verkaufen.

Lucas: Was soll ich denn jetzt noch dazu sagen?

Lucas, deine Rolle Tom leidet unter seinen Eltern, die seit der Schulzeit ein Pärchen sind. Wie kann man mit so etwas umgehen?

Lucas: Mach dir nicht so einen Kopf, versuch nicht die Liebe einzusortieren und mit anderen zu vergleichen. Es ist schon eine Schande, dass so etwas Großes wie die Liebe mit nur fünf Buchstaben beschrieben wird. Es gibt in der Liebe keine Regeln. Es hört sich vielleicht übertrieben romantisch an, aber hör auf dein Herz.

Zwei Personen auf einem See
In dem ganzen Trubel um die Party kommen sich Hannah (Lea van Acken) und Tom (Lucas Reiber) näher

In dem Film „Abikalypse“ geht es viel um Ängste. Hattet ihr nach dem Abitur Angst?

Lea: Ich habe letztes Jahr mein Abi gemacht und hatte nicht wirklich Ängste, da ich ja quasi schon meinen Beruf hatte. Ich habe gemerkt, dass ich wenn, dann nur Ängste hatte wie: Jetzt ist man selbstständig und muss sich um Versicherungen und den Kram kümmern.

Lucas: Ich wusste auch, dass ich weiter schauspielern wollte. Die einzige Angst, die mich begleitet hat, war: Oh Mann, bitte lass es so weitergehen.

Ihr habt bereits in jungen Jahren gedreht. Hattet ihr dadurch Probleme in der Schule?

Lea: Es war anders dadurch, dass man ständig aus dem Alltag rausgerissen wurde. Ich hatte aber eine super Klasse und tolle Lehrer. Sobald ich wieder in der Schule war, gab es meine normale Welt.

Lucas: Ich habe die Schule gewechselt, weil mein Lehrer es mir damals mit dem Drehen schwer gemacht hat. Meine Eltern standen hinter mir und meine neue Klasse hat mich sehr unterstützt. Selten gab es Kommentare wie: Denkst du jetzt, du bist was Besseres? Bei denen dachte ich mir: Nein, warum denkt ihr so etwas?

Kennt ihr das selbst, dass jemand unbedingt dazugehören möchte wie Jannik im Film?

Lea: Ich kenne die Problematiken in meinem Umkreis. Zum Beispiel das Chamäleon, das sich überall anpasst, um dazuzugehören. Das mag ich so an „Abikalypse“, dass sich die Zuschauer mit den Charakteren identifizieren können und sich an den Problemlösungen ein Vorbild nehmen können.

Oh, I am feeling so funky! Seit ich denken (oder besser gesagt schreiben) kann, interessieren mich Menschen und deren Geschichten. Ob es nun John Cena oder mein Großvater ist – jede Story ist es wert erzählt zu werden. Ich gebe denjenigen eine Stimme, die gehört werden möchten. Zu dem arbeite ich für das Konferenzformat TEDx in einer Agentur. Irgendwas mit Medien eben. Bin ja auch echte Berlinerin.