Meinung

Zu faul für den Arbeitsmarkt?

Junge Frau vor dem Laptop. Foto: Getty Images
Headhunetr Klaus Hansen findet, junge Menschen hätten weniger Arbeitsmoral als früher. Wir sind da anderer Meinung. Foto:
Mal wieder typisch: In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung beschwert sich ein Headhunter über die angeblich schlechte Arbeitsmoral junger Leute. Die Verteufelung unserer Generation nervt langsam. Eine Replik.
Von Julien Hoffmann

Es ist ja eigentlich nichts neues mehr, wenn uns die ältere Genration vorwirft, wir seien zu faul oder hätten zu hohe Ansprüche. Insbesondere in Zeiten der Globalisierung, so heißt es, müssen wir uns stärker denn je anstrengen, um in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Länder wie China, Japan oder Südkorea seien uns in Sachen Arbeitsmoral und Leistungsfähigkeit bereits um Längen voraus.

In der Süddeutschen Zeitung wurde diese Sichtweise jetzt auf die Spitze getrieben. In einem Interview mit der Tageszeitung ließ sich Headhunter Klaus Hansen darüber aus, wie unflexibel junge Menschen heutzutage doch seien, wie wenig sie bereit wären, hart zu arbeiten und wie konkurrenzunfähig sie damit im Vergleich zu ihren Altersgenossen in Asien seien.

Alles für den Kapitalismus

Der Personalvermittler kritisiert vor allem eine anscheinend fehlende Arbeitsmoral unter jungen Menschen: „Die Arbeitnehmer, die in den 1980er Jahren und später geboren sind, leben nicht, um zu arbeiten. Sie wollen das Leben genießen.“ Aus dem Mund des Wirtschaftsprofis klingt das wie etwas Schlechtes. Der Wunsch das Leben zu genießen – das sei für Hansen in erster Linie ein „Problem“ und „dramatisch“ für die Entwicklung deutscher Firmen. Problematisch scheint uns allerdings eher, sich bedenkenlos für den Job aufzuopfern und die eigenen Bedürfnisse dabei über Bord zu werfen.

Die Fixierung auf Leistung und immer mehr Leistung ist symptomatisch für die neoliberale Gesellschaft, in der wir leben. Statt sie bedenkenlos zu akzeptieren, ist es richtig, dass die junge Generation die Logik des Kapitalismus jedoch von Zeit zu Zeit hinterfragt. Wer als Europäer nach Japan oder Südkorea schaut und von dem dortigen Arbeitspensum beeindruckt ist, sollte nicht vergessen, wie sehr der ständige Leistungsdruck auf Kosten der Lebensqualität gehen kann.

Das Leben besteht nicht nur aus dem Job

Ein Großteil der Japaner zum Beispiel leidet aufgrund der hohen Arbeitsbelastung unter chronischem Schlafmangel. Eigentlich auch kein Wunder, leben doch viele Arbeitnehmer hier nach dem Motto „Funim Fukyu“ – „Ohne Schlaf, ohne Pause“. Bis zur Erschöpfung zu arbeiten und sich keine Erholung zu gönnen gilt im Land der aufgehenden Sonne als erstrebenswert. Bei einigen ist die Überarbeitung und das daraus resultierende Schlafbedürfnis so groß, dass sie mitten in der U-Bahn, der Kantine oder dem Büro kurze Nickerchen – „Inemuri“ genannt – einlegen müssen.

Wir dürfen es nicht einfach so hinnehmen, wenn Arbeitnehmer als Objekte behandelt werden. In vorbildlichen Unternehmen, findet Hansen, „hört man nicht einfach auf zu arbeiten, wenn es dunkel wird“. So eine Haltung ist Gift für unsere Gesellschaft, denn sie macht Menschen unglücklich und führt zu unnötigem Stress, Burn-out und Einsamkeit. Junge Menschen dürfen sich nicht einreden lassen, für den Job das eigene Leben aufgeben zu müssen. Natürlich ist nichts Falsches dabei, hart zu arbeiten, wenn es einem Spaß macht. Es jedoch nur zu tun, um den Chef und die Vorgesetzten zu besänftigen, macht auf Dauer nicht glücklich. Wir leben nicht um zu arbeiten.

Titelbild: Getty Images

Als typisches Opfer des „Irgendwas mit Medien“-Syndroms war es für mich seit Langem klar, dass mich mein Weg früher oder später in die Welt des Journalismus führen würde. Zum Glück war in der funky-Redaktion noch Platz für mich. Denn schon immer wollte ich in einem Job arbeiten, in dem ich mich täglich mit neuen Themen beschäftige und dabei immer etwas Neues dazulernen kann. Nachdem mir schon mein Praktikum in der Jugendredaktion sehr gut gefallen hat, freue ich mich jetzt auch als Volontär für funky schreiben zu dürfen.