Unsere Großeltern haben so viel erlebt, können so viel erzählen – lassen wir sie zu Wort kommen! Anastasias Opa wurde als letztes Aufgebot 1945 in den Zweiten Weltkrieg geschickt. Eine schreckliche Zeit, wie er sich erinnert.
„Ich bedauere, dass in der Nachkriegszeit diese schrecklichen Erlebnisse verdrängt wurden. Erst im Alter kamen die Erinnerungen wieder hoch“, so beginnt die Erzählung meines 90-jährigen Opa Rudolf über seine Kriegserlebnisse.
Mit 15 Jahren wurde er im April 1945 gemustert und zum Volkssturm (lest hier mehr zu dieser Phase des Zweiten Weltkriegs) einberufen. Das war das letzte Aufgebot der Nationalsozialisten, alte Männer und Kinder sollten den Krieg gewinnen. Doch kaum losgezogen wurde Kempten im Allgäu, wo er und seine Kameraden bei Bauern Unterschlupf fanden, von amerikanischen Truppen besetzt. Denen taten die Teenager leid, die als Kanonenfutter herhalten sollten, und sie ließen sie laufen.
Auf ihrem Nachhauseweg wurden sie von französischen Soldaten bei Leutkirch gefangen genommen. Das Lager bei Sigmaringen war überfüllt. Voll von Menschen und Wanzen, die sich von ihrem Blut ernährten. Der Hunger im Lager war so groß, dass binnen weniger Stunden nicht nur der Löwenzahn, sondern alle essbaren Pflanzen auf dem Freigelände von den Gefangenen gegessen wurden, verständlich bei nur einem Brotlaib für 40 Gefangene pro Tag.
Der Hunger wurde zum ständigen Begleiter
Nach einem langen Marsch zum großen Sammellager wurden sie mit je 100 Männern in Güterwaggons verladen. Einen ganzen Tag bei glühender Hitze und geschlossenen Waggontüren – dabei erlitt mein Großvater einen Kollaps und wurde ins Lazarett gebracht. „Nach der Genesung musste ich Autos putzen und den Schlosspark für den Nationalfeiertag der Franzosen herrichten. An diesem Abend gab es das größte Feuerwerk, was ich jemals gesehen hatte.“ Doch genießen konnte er es nicht, denn der Hunger, der inzwischen ein ständiger Begleiter war, meldete sich auch jetzt.
Durch einen Zugschaffner konnte er im August seiner Mutter die Nachricht zukommen lassen, dass er noch lebte. Im September besuchte sie ihn im Gefangenenlager, in der Hoffnung, ihn mit nach Hause zu nehmen. Dies wurde leider von der örtlichen Kommandantur verhindert.
„An meinem 16. Geburtstag bekam ich ein Fliegerhemd geschenkt, was mir natürlich viel zu groß war. Ich konnte das erste Mal nach sechs Monaten das Hemd wechseln. Kurz darauf, am 26. Oktober 1945, wurden wir zwei Jüngsten entlassen. Trotz dieses nachhaltigen Traumas habe ich überlebt. Im Gegensatz zu vielen aus meiner Familie. Ich habe vier Onkel und eine Tante verloren. Mein Vater kam im Sommer 1947 todkrank aus russischer Gefangenschaft zurück und wog 48 Kilo“, sagt mein Opa und fügt mit versöhnlicher Stimme an: „Ich freue mich, dass du dich so für meine Geschichte interessierst und nichts Derartiges erleben musstest.“
In dieser losen Serie lassen wir die Großeltern der Jugendredaktion von früher erzählen. Denn niemand kann Geschichte so gut vermitteln wie Menschen, die selbst dabei waren.
„Ich bedauere, dass in der Nachkriegszeit diese schrecklichen Erlebnisse verdrängt wurden. Erst im Alter kamen die Erinnerungen wieder hoch“, so beginnt die Erzählung meines 90-jährigen Opa Rudolf über seine Kriegserlebnisse.
Mit 15 Jahren wurde er im April 1945 gemustert und zum Volkssturm (lest hier mehr zu dieser Phase des Zweiten Weltkriegs) einberufen. Das war das letzte Aufgebot der Nationalsozialisten, alte Männer und Kinder sollten den Krieg gewinnen. Doch kaum losgezogen wurde Kempten im Allgäu, wo er und seine Kameraden bei Bauern Unterschlupf fanden, von amerikanischen Truppen besetzt. Denen taten die Teenager leid, die als Kanonenfutter herhalten sollten, und sie ließen sie laufen.
Auf ihrem Nachhauseweg wurden sie von französischen Soldaten bei Leutkirch gefangen genommen. Das Lager bei Sigmaringen war überfüllt. Voll von Menschen und Wanzen, die sich von ihrem Blut ernährten. Der Hunger im Lager war so groß, dass binnen weniger Stunden nicht nur der Löwenzahn, sondern alle essbaren Pflanzen auf dem Freigelände von den Gefangenen gegessen wurden, verständlich bei nur einem Brotlaib für 40 Gefangene pro Tag.
Der Hunger wurde zum ständigen Begleiter
Nach einem langen Marsch zum großen Sammellager wurden sie mit je 100 Männern in Güterwaggons verladen. Einen ganzen Tag bei glühender Hitze und geschlossenen Waggontüren – dabei erlitt mein Großvater einen Kollaps und wurde ins Lazarett gebracht. „Nach der Genesung musste ich Autos putzen und den Schlosspark für den Nationalfeiertag der Franzosen herrichten. An diesem Abend gab es das größte Feuerwerk, was ich jemals gesehen hatte.“ Doch genießen konnte er es nicht, denn der Hunger, der inzwischen ein ständiger Begleiter war, meldete sich auch jetzt.
Durch einen Zugschaffner konnte er im August seiner Mutter die Nachricht zukommen lassen, dass er noch lebte. Im September besuchte sie ihn im Gefangenenlager, in der Hoffnung, ihn mit nach Hause zu nehmen. Dies wurde leider von der örtlichen Kommandantur verhindert.
„An meinem 16. Geburtstag bekam ich ein Fliegerhemd geschenkt, was mir natürlich viel zu groß war. Ich konnte das erste Mal nach sechs Monaten das Hemd wechseln. Kurz darauf, am 26. Oktober 1945, wurden wir zwei Jüngsten entlassen. Trotz dieses nachhaltigen Traumas habe ich überlebt. Im Gegensatz zu vielen aus meiner Familie. Ich habe vier Onkel und eine Tante verloren. Mein Vater kam im Sommer 1947 todkrank aus russischer Gefangenschaft zurück und wog 48 Kilo“, sagt mein Opa und fügt mit versöhnlicher Stimme an: „Ich freue mich, dass du dich so für meine Geschichte interessierst und nichts Derartiges erleben musstest.“
In dieser losen Serie lassen wir die Großeltern der Jugendredaktion von früher erzählen. Denn niemand kann Geschichte so gut vermitteln wie Menschen, die selbst dabei waren.